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In Wien stand Angreifer Daniel Brière (l.) wegen einer einer Rippenprellung selten auf dem Eis. Da auch Matthew Foy und Claude Giroux verletzt ausfielen, mangelte es bei den Eisbären an Qualität in der Offensive.

© dpa

Nach dem Aus in der European Trophy: Eisbären suchen nach Verstärkungen

Die Eisbären unterliegen gegen die Vienna Capitals in einem schwachen Spiel nach Verlängerung mit 2:3. Das damit verbundene Ausscheiden in der European Trophy offenbarte die substanziellen Probleme der Berliner.

Über das Niveau des Eishockeys in Österreich wird in der hiesigen Szene gern gewitzelt. Die Nationalmannschaft Österreichs hat seit 1934 ein einziges Spiel gegen Deutschland gewonnen, die unter dem drolligen Signet „Erste Bank Eishockey-Liga“ firmierende höchste Klasse Österreichs, in der auch Teams aus Slowenien, Ungarn, Kroatien und Tschechien mitspielen dürfen, gilt international eigentlich nicht als konkurrenzfähig. So war bei den Eisbären der Optimismus groß, als sie zur Finalrunde der European Trophy nach Wien fuhren. Viele sprachen bei den Berlinern schon vom möglichen Halbfinalgegner Lulea HF – doch nun sind es die Vienna Capitals, die gegen die Schweden spielen. Denn der Meister der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) hat es am Donnerstag mit einem dürftigen Auftritt geschafft, sein Viertelfinalspiel gegen die Österreicher zu verlieren.

Aus der Reise, die am Sonntag im Finale von Bratislava mit dem zweiten Berliner Gewinn des Europapokals nach 2010 enden sollte, wurde für die Eisbären ein Kurztrip. Zwar hatten sie sich in einem schwachen Spiel nach 0:2-Rückstand noch auf 2:2 herangekämpft, in der Verlängerung aber schoss André Lakos den Wiener Siegtreffer – ein Spieler, der während der vergangenen Saison bei den Kölner Haien aussortiert worden war, weil ihm keine DEL-Tauglichkeit attestiert wurde. Auch das sagt etwas über das jüngste Spiel der Eisbären aus, nach dem Mannschaftskapitän André Rankel befand: „Jeder bei uns hätte besser spielen müssen.“

Dieser Satz könnte auf viele Spiele der Berliner in der jüngeren Zeit angewandt werden. Die Niederlage von Wien war bereits ihre fünfte Auswärtsniederlage in Folge. Und nun muss der Meister auch national mit einem Absturz rechnen: Da die Eisbären am Wochenende nicht in der DEL spielen, werden sie in der Tabelle die Ränge verlassen müssen, die zur direkten Play-off-Qualifikation berechtigen. Kein schönes Szenario, zumal auch in Wien substanzielle Probleme der Eisbären offensichtlich waren.

Von ihren fünf neuen Spielern haben Matthew Foy, Claude Giroux und Daniel Brière das Niveau der Offensive angehoben. Doch wenn sie wie in Wien wegen ihrer Verletzungen (Foy und Giroux) nicht spielen oder wie der unter einer Rippenprellung leidende Brière kaum spielen können, ist der Berliner Angriff nur noch halb so effizient. Ob Claude Giroux bis zu seinem Vertragsende am 31.12.2012 überhaupt zurückkommt, ist unklar. Das Team ist – anders als in der Vergangenheit – zu oft von einigen Wenigen abhängig. Zugänge wie Verteidiger Mark Katic oder Stürmer Jamie Arniel können Profis wie den nach Schweden abgewanderten Richie Regehr, oder Stefan Ustorf oder Sven Felski nicht ersetzen. Dazu kommt, dass viele der jungen deutschen Spieler nicht das Niveau haben, das ein Rankel oder der inzwischen völlig abgetauchte Florian Busch in jungen Jahren hatten.

Abgesänge auf die Eisbären gab es während einer Saison schon häufig – am Ende wurden die Berliner trotzdem oft Meister. Manager Peter John Lee scheint nun aber den Glauben daran zu verlieren, dass seine Mannschaft in dieser Saison mit nationaler Titelgarantie spielt und spricht von Verstärkungen. Er sagt: „Wir schauen, was auf dem Markt noch möglich ist.“ Das könnte womöglich eine ganze Menge sein – sollte die National Hockey-League (NHL) bald ihre ganze Saison absagen. Und die Eisbären täten gut daran, sich zu verstärken, denn die Konkurrenz in der DEL wird spätestens in den Play-offs sicher nicht schwächer spielen als die Vienna Capitals.

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