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Da liegt er. Doch was war passiert?

© dapd

Nach dem Pokal-Aus: Hätte Hertha der Videobeweis geholfen?

Am Faktor Mensch kommt man im Fußball nicht vorbei. Deshalb fragt sich unser Autor Stefan Hermanns, ob ein Videobeweis wirklich etwas an der Entscheidung gegen Herthas Roman Hubnik geändert hätte.

Es hätte alles so einfach sein können am Mittwochabend in der 99. Minute des Pokal-Viertelfinales zwischen Hertha BSC und Borussia Mönchengladbach, als Igor de Camargo mit Verdacht auf Schädelbasisbruch auf dem kalten Rasen des Berliner Olympiastadions lag. Es hätte alles so einfach sein können, wenn doch nur der Videobeweis zulässig gewesen wäre. Schiedsrichter Felix Brych hätte das Spiel kurz unterbrochen, wäre an die Seitenlinie gegangen, hätte sich die Fernsehbilder angesehen und dann … Ja, was eigentlich?

Vielleicht hätte Brych gesehen, dass Herthas Verteidiger Roman Hubnik in einem Affentempo auf de Camargo zuläuft und ihn mit der Nase an der Stirn trifft. Ja, es gibt tatsächlich Bilder, die diesen Ablauf des Geschehens zumindest nahelegen, aufgenommen von den Kameras auf der gegenüberliegenden Tribüne. Ob sie auch den Tatbestand einer Tätlichkeit gestützt hätten, die zwingend einen Elfmeter für die Gladbacher und einen Platzverweis für Hubnik nach sich gezogen hätte, das ist dann noch mal eine andere Frage – aber am Ende eben auch wieder eine Frage der Interpretation.

Am Faktor Mensch kommt man also, so oder so, nicht vorbei, und schon deshalb ist es ein Irrtum, dass mit dem Videobeweis alles besser werden würde. Er geht zudem von der Annahme aus, dass TV-Kameras per se unbestechlich sind und das Geschehen wertfrei abbilden.

Doch auch bei Kameras kommt es auf den Standpunkt, den Blickwinkel an. Mit einer Zeitlupe zum Beispiel lässt sich selbst ein brutales Foul scheinbar zur Nichtigkeit herunterdimmen, eine klare Tätlichkeit zur Schauspieleinlage umdeuten. Oder umgekehrt.

Mag sein, dass Kameras nicht lügen – aber die volle Wahrheit sagen sie auch nicht immer.

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