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Der Meister tanzt. Borussia Dortmund berauscht sich an sich selbst.

© dapd

Nach dem Sieg über Bayern: Schwarz-gelbes Knistern

Dortmund feiert, aber nur den 1:0-Sieg im Spitzenspiel über die Bayern – von der Meisterschaft wollen sie bei der Borussia offiziell immer noch nichts wissen.

Nach dem Schlusspfiff, als im Dortmunder Stadion die kollektive Hysterie ausgebrochen war, lief das schwarz-gelbe Maskottchen Emma zu Jürgen Klopp. Die adipöse Biene umklammerte den Trainer von hinten, um mit ihm zu jubeln, doch Klopp befreite sich mit der Vehemenz, als müsse er einen von den hunderten Zweikämpfen bestehen, denen sich seine Spieler gestellt hatten: Nur nicht einengen lassen!

Das ganze Glück am Ende eines denkwürdigen Abends rauslassen! Die Dortmunder haben es in vollen Zügen genossen, und sie hatten allen Grund dazu. Mit dem 1:0 im Gipfeltreffen gegen Bayern München haben sie den entscheidenden Schritt getan, um am Ende der Saison mal wieder die Meisterschale in den Händen Hand zu halten. Es wäre der zweite Triumph in Folge und der insgesamt achte in der Vereinsgeschichte. Niemand, der den tempogeladenen Showdown erlebt hat, wird ernsthaft bezweifeln, dass dieser Triumph verdient ist.

Erst einmal in der langen Geschichte der Bundesliga ist es einem Klub gelungen, den FC Bayern München vier Mal in Folge zu schlagen. Geschafft hat dieses Kunststück Werder Bremen unter Otto Rehhagel, und das ist 30 Jahre her. Nun dürfen sich die Dortmunder rühmen, diesen Rekord egalisiert zu haben. Bayerns Trainer Jupp Heynckes räumte ein, der Dortmunder Erfolg sei verdient: „Wenn man die 90 Minuten Revue passieren lässt, haben die Zuschauer ein hochdramatisches Spiel gesehen.“

Das Topspiel in Bildern:

Dabei dominierten die Dortmunder über weite Strecken und boten das, wofür sie in ihrer Stadt so sehr verehrt werden: Vorbildliche Laufbereitschaft und eine kämpferische Einstellung. Mehr als 80 000 Zuschauer bereiteten für den Showdown die perfekte Kulisse. „Bei jedem Zweikampf, den wir gewonnen haben, ist das Stadion ausgerastet“, schwärmte der überragende Manndecker Mats Hummels: „Es hat geknistert.“

Hernach mochte sich Jürgen Klopp kaum beruhigen, nicht nur die plüschige Emma scheiterte bei dem Versuch, den Trainer einzufangen. „Wir haben uns komplett verausgabt“, berichtete der 44-Jährige und bezog sich dabei explizit mit ein: „Was wir hier machen, geht nicht im Vorbeigehen. Wir sind alle ein bisschen verknallt in diesen Verein.“ Was für eine schöne Liebeserklärung. Und dann stimmte auch noch das Drehbuch, zumindest aus Dortmunder Sicht. Als es Mitte der zweiten Halbzeit schien, als habe sich die Borussia müde gelaufen, erzielte Torjäger Robert Lewandowski das Tor des Tages. Mit der Hacke aus kurzer Distanz, unhaltbar für Bayerns überragenden Torhüter Manuel Neuer, der den Rekordmeister mit seinen Paraden im Spiel gehalten hatte.

Nun dürfen sich die Dortmunder auf eine weitere Meisterfeier vorbereiten, in aller gebotenen Zurückhaltung, denn bis auf Weiteres gilt die von Jürgen Klopp festgelegte offizielle Sprachregelung, nach der noch keine Vorentscheidung gefallen sei. „Wir haben jetzt einen Tag, um das hier zu genießen“, verkündete der Trainer, „dann bereiten wir uns auf das nächste Brett vor.“ Bereits am morgigen Samstag geht es zum Revierderby zum FC Schalke 04, wo auf den BVB ein Gegner wartet, der sich in der Rolle des Spielverderbers gefallen dürfte. Jürgen Klopp mutmaßt jedenfalls schon mal, „dass die alles tun werden, um uns das Ding noch zu vermiesen.”

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