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Nummer zwei. Nach dem Sieg im DHB-Pokal vor einem Jahr holten die Füchse Berlin um Kapitän Iker Romero eine weitere Trophäe für die Vereinsvitrine.

© dpa

Nach dem Triumph im EHF-Pokal: Füchse Berlin: Willkommen zum Abschied

Berlin ist Europapokalsieger - im Handball. Die Füchse feiern ihren Sieg bis tief in die Nacht und laden am Dienstag ihre Fans ein. Das Fest wird auch gleichzeitig eine Abschiedsparty.

Die Entscheidung war so vorhersehbar, dass sie nicht mal mehr verkündet werden musste. Wahrscheinlich wäre sie ohnehin untergegangen zwischen lauter Musik, halbleeren Gläsern und jubelnden Menschen. „Gegen halb drei nachts“, hatte Trainer Dagur Sigurdsson mit einem Augenzwinkern prognostiziert, „werde ich festlegen, wie wir in den nächsten Tagen trainieren.“ Und die Antwort lautete natürlich: erst mal gar nicht. Dafür waren die Feierlichkeiten der Füchse Berlin in einem Club nahe dem Brandenburger Tor zu ausgelassen und der zuvor errungene Triumph von zu großer Bedeutung. „Die Jungs feiern immer noch“, berichtete Manager Bob Hanning am Montagvormittag, also einige Stunden nach dem ersten Europapokalsieg in der Geschichte des Bundesligisten, „und das sollen sie auch.“

Nach dem Erfolg im Finale des EHF-Pokals gegen den HSV Handball (30:27) müssen die Berliner ihren nächsten offiziellen Termin erst am Dienstag wahrnehmen. Und es ist ein überaus dankbarer: Dann findet an der Trainingshalle in Hohenschönhausen eine Party statt, zu der alle Anhänger, Sponsoren und Wegbegleiter eingeladen sind.

Leistungsträger und der Trainer verlassen den Klub

Obwohl die Füchse bis zum Saisonende am 5. Juni noch fünf – zugegebenermaßen belanglose – Bundesligaspiele zu bestreiten haben, darf die heutige Zusammenkunft durchaus als vorgezogene Abschiedsparty verstanden werden. Im Sommer verlassen bekanntlich nicht nur langjährige Leistungsträger wie Konstantin Igropulo und Kapitän Iker Romero den Verein, sondern auch der Mann, der die Füchse in seiner sechsjährigen Amtszeit auf ein neues sportliches Niveau gehoben hat: Trainer Dagur Sigurdsson, der dann ausschließlich als Bundestrainer arbeiten wird. „Der Titel ist ein schöner Abschluss für alle, das vorläufige Ende einer Ära“, sagt Bob Hanning.

Dass der Geschäftsführer den größten Erfolg der Vereinsgeschichte nicht live in der Max-Schmeling-Halle, sondern an einem Fernsehgerät auf dem Flughafen Essen verfolgte, erstaunte zunächst einige. Auf den zweiten Blick machte es allerdings Sinn: Hanning, Trainer der vereinseigenen B-Jugend, bestritt mit seinem Nachwuchsteam parallel zum Europapokalfinale der Profis das Endspiel um die deutsche Meisterschaft und durfte sich nach dem 25:21-Sieg gegen TuSEM Essen sogar über zwei Titel für seinen Verein freuen. „Wenn wir authentisch bleiben wollen, musste ich diese Entscheidung so treffen“, sagt Hanning, „der Nachwuchs liegt uns einfach am Herzen.“ Das machte sich nicht zuletzt im Europapokalfinale am Sonntag bemerkbar: Die entscheidenden Szenen in der Schlussphase des Endspiels hatten Paul Drux und Fabian Wiede, also zwei ehemalige A-Junioren.

Der Zusammenhalt des Teams ist groß

„Insgesamt waren wir sehr geschlossen, eine super Teamleistung“, lobte Trainer Sigurdsson. Tatsächlich passten am Finalwochenende alle zuvor angesprochenen Parameter zusammen für die Berliner: angefangen bei einer außerordentlich guten Leistung des Torhütergespanns Silvio Heinevetter/Petr Stochl über das Zusammenspiel von jungen und erfahrenen Kräften bis hin zum vorbildlichen Einsatz aller Beteiligter. Kreisläufer Jesper Nielsen etwa kam trotz schwerer Grippe zum Endspiel und stellte seinen massiven Körper bedingungslos in den Mittelblock, der Schwede war damit so etwas wie das Sinnbild für den Zusammenhalt seines Teams. Dieser äußerte sich auch bei der Auszeichnung des besten Torhüters: Zur Zeremonie schleifte der siegreiche Heinevetter seinen Kollegen Stochl mit auf die Bühne, später überreichte er dem dienstältesten Akteur im Füchse-Kader sogar die Mini-Trophäe.

Einzig bei der Einordnung des Titels taten sich die Spieler am Tag danach schwer – angesichts ihres ausgiebigen Abendprogramms war schlichtweg niemand zu erreichen. Das übernahm dann standesgemäß Frank Steffel. „Berlin ist eine internationale Stadt“, sagte der Vereinspräsident, „deshalb ist dieser internationale Titel so viel wertvoller für unsere Wahrnehmung und unser Selbstverständnis als alles, was wir vorher erreicht haben.“

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