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Hürdensprint. Unterlegen war Hertha dem Gastgeber Schalke nur vom Ergebnis her. Hier fegt der eingewechselte John Brooks (links) Schalkes Chinedu Obasi hinfort.

© imago/MIS

Nach der 0:2-Niederlage gegen den FC Schalke 04: Hertha BSC kommt nicht von der Stelle

Nach zwei Heimsiegen in Folge schien Hertha BSC sich ein wenig gefangen zu haben. Doch Hertha hinkt weiter durch den Herbst, weil die Neuen noch nicht passen und die Alten um ihre Form ringen.

Nachdem Jos Luhukay auf dem Trainingsplatz einen beherzten Appell an seine Spieler gerichtet und sie zum lockeren Austraben auf die Runde geschickt hatte, spazierte Herthas Trainer noch ein wenig für sich über das rasengrüne Geläuf. „Wir sind nicht zufrieden, weil wir was hätten holen können“, sagte er hinterher, „jetzt muss jeder für sich die Niederlage verkraften.“

Wie in den sieben Spielen zuvor konnte Hertha BSC auf Schalke nichts Zählbares mitnehmen. Vor allem kommt das 0:2 ein bisschen zur Unzeit. Gerade schien sich Berlins Bundesligist nach zwei Heimsiegen gegen Wolfsburg und Stuttgart ein wenig gefangen und gefunden zu haben, da traten in Gelsenkirchen wieder Kalamitäten zutage, die als überwunden galten. Als da wären die Anfälligkeit in der Defensive und die fehlende Durchschlagskraft in der Offensive.

Tatsächlich aber war Hertha BSC in den allermeisten spielrelevanten Parametern dem Gastgeber überlegen. Die Berliner gaben mehr Torschüsse ab (15:7), hatten mehr Flanken geschlagen (29:3), mehr Ecken (5:0) herausgeholt, bessere Sprintwerte und auch insgesamt mehr Ballbesitz (55:45 Prozent). Doch aus all diesen Vorteilen konnte Hertha BSC keinen Nutzen ziehen. Tore sind nun einmal die härteste Währung, und die hatte Hertha BSC nicht zu bieten. Oder wie es Fabian Lustenberger sagte: „Fußball ist ein Ergebnissport. Wenn man kein Tor schießt, kann man nicht gewinnen.“

Hertha BSC kommt nicht so richtig von der Stelle

Hertha kommt nach holprigen Start in diese Spielzeit nicht so richtig von der Stelle. Das Problem des Vorjahreselften im Herbst 2014 gibt sich dabei gar nicht so klar zu erkennen, wie man meint. Die Zahlen sind das eine. Vor einem Jahr hatte Hertha BSC nach dem achten Spieltag als Tabellensechster zwölf Punkte bei einem Torverhältnis von 14:9 auf dem Konto. Zu Ende der vorigen Hinrunde standen 28 Punkte bei einem Torverhältnis von 27:20. Derzeit rangiert Hertha mit acht Punkten und einem Torverhältnis von 11:16 auf Rang 13. Nach Bremen stellen die Berliner die schwächste Defensive. Die Sprache ist deutlich, erzählt aber nur die eine Hälfte der Wahrheit.

„Unser Defensivverhalten war okay“, sagte Luhukay. Die beiden Gegentore hätten weder taktische noch systemische Gründe. „Beide Tore gegen uns fallen in Momenten, wo unsere Innenverteidiger nicht aufmerksam genug waren“, sagte Luhukay. Vor dem 0:1 hatte Luhukay zudem ein Foul des Torschützen Klaas-Jan Huntelaar an John Heitinga gesehen, beim 0:2 durch Julian Draxler sei Kapitän Lustenberger einen Tick zu weit weg gestanden und habe den Schuss noch unfreiwillig abgefälscht.

Herthas Grundproblematik ist, dass Luhukay sowohl einige Neulinge auf neuralgischen Positionen in der zentralen Abwehr, den Außenbahnen und in der Sturmspitze einzubinden und gleichzeitig langzeitverletzte Leistungsträger heranzuführen hat. Das ist ein offener Prozess, einer, der immer mal wieder Fortschritte zeigt, aber auch Rückschläge zulässt. Beispielhaft gilt das für die Berliner Innenverteidigung. Neuling Heitinga sucht noch nach Abstimmung und Automatismen, und Lustenberger, der sieben Monate fehlte, ringt um konstante und belastbare Form.

FC Schalke 04 wirkte gut ausbalanciert

Bei Schalke 04 dagegen hatte der neue Trainer Roberto Di Matteo genau da angesetzt. Mit defensiver Disziplin neutralisierten sie in der Zone 20 Meter vor dem eigenen Tor die Bemühungen der Berliner, die so nicht zwingend in die finale Zone eintauchen konnten. „Schalkes Team wirkte gut ausbalanciert, es war schwer gegen sie. Eine klare Handschrift des neues Trainers“, sagte Salomon Kalou, der unter dem 44-jährigen Italiener einst beim FC Chelsea spielte und 2012 die Champions League gewann. Kaan Ayhan und Kapitän Benedikt Höwedes, der sein Comeback nach einer Sehnenverletzung gab, standen sehr kompakt und gewannen die relevanten Zweikämpfe gegen den Berliner Stürmer.

„Er war nicht im Spiel“, sagte Luhukay über Kalou. Er wollte das aber nicht als Vorwurf oder gar Kritik verstanden wissen. Der 29-Jährige brauche halt brauchbare Bälle, um zuzuschlagen. Luhukay: „Dass er es kann, wissen wir.“ Auch deswegen will Herthas Trainer in der kommenden Trainingsarbeit sein Augenmerk auf eine Verbesserung der Präzision von Flanken und Anspielen in die Spitze legen, so dass aus offensiver Überlegenheit Zählbares herauskommt.

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