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Nach der Niederlage gegen Australien hadert Sven Bender mit seiner Leistung. Nicht alle waren mit so großem Ehrgeiz angetreten wie der Debütant.

© dpa

Nach der 1:2-Niederlage: Deutsche Testspiele sind keine Festspiele

Fad schmeckende Alltagskost: Stefan Hermanns versteht den Missmut der Fans nach der B-Mannschaft-Niederlage gegen das australische Nationalteam.

Wenn Politiker der Entfremdung von der Lebenswirklichkeit überführt werden sollen, wird ihnen gern die Frage gestellt, ob sie noch wüssten, wie viel ein Pfund Butter kostet. Ob Fußballspieler eine Vorstellung davon haben, wie viel ihre Fans für sie ausgeben? Mats Hummels, Innenverteidiger von Borussia Dortmund, verblüffte am Dienstagabend mit erstaunlicher Detailkenntnis. „Mittlerweile ist es sehr teuer, Fußballspiele anzuschauen“, sagte er nach dem 1:2 gegen Australien. „Wer mit der Familie ins Stadion geht, ist mit allem Drumherum schnell ein paar hundert Euro los.“ Dass Fans dafür eine gewisse Gegenleistung erwarten, kann Hummels sehr gut verstehen.

Das 4:0 gegen Kasachstan in Kaiserslautern wurde vom massiven Missmut des Publikums begleitet, das 1:2 gegen Australien von massivem Desinteresse. In Mönchengladbach blieb das Stadion zu einem Drittel leer. Nach dem Spiel muss man sagen: Alle die, die nicht gekommen waren, hatten nicht viel falsch gemacht.

Zu wenig Übung. Oder zu wenig Lust?

Es war ein Testspiel, in dem Bundestrainer Joachim Löw seine besten Kräfte schonte. „Man hat gemerkt, dass wir noch nicht oft in dieser Konstellation gespielt haben“, sagte Hummels. Dem Spiel fehlte es an Fluss und Abstimmung; doch der Bundestrainer hatte all das in Kauf genommen – zum höheren Wohl des deutschen Fußballs, der solche Spiele brauche, um Talente voranzubringen. Der Fan aber denkt im kleineren Maßstab, zumal der DFB für den Auftritt seines B-Teams ja, wie immer, A-Preise verlangte.

Aber das Fußballerleben ist nun mal kein dauerndes WM-Halbfinale. Ab und zu gibt es „ein bisschen Alltagskost“, wie Löw sagte. Seit der berauschenden WM hat sein Team alle fünf Pflichtspiele in der EM-Qualifikation gewonnen, von den vier Testspielen jedoch kein einziges. „Das ist ein bisschen Einstellungssache“, sagte Miroslav Klose. Man kann das für Charakterschwäche halten. Oder für die beneidenswerte Fähigkeit, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren.

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