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Große Nummer im Westen Berlins. Georg „Schorsch“ Holzmann war einer der Stars der damals unter Berlin Capitals firmierenden Preussen in der Eissporthalle an der Jafféstraße.

© Imago

Nach der Pleite - die Fans der Preussen brauchen eine neue Heimat: „Zu den Eisbären? Niemals!“

Die Eishockey-Preussen gibt es nicht mehr. Hart für jemanden wie Johannes Maier, der den Klub von Anfang an begleitet hat. Die Hoffnung heißt Schlittschuh Club.

Vom BSC Preussen über die Preussen Devils, die Capitals, Preussen Junior bis zum EC Preussen: Viele Fans haben den Klub erst durch die Höhen, dann später in den Tiefen begleitet - bis zur letzten Saison. Denn nun gibt es den Klub nicht mehr. Johannes Maier, Fan der ersten Stunde, erzählt über sein Leiden und seine Leidenschaft und darüber, warum nun der Schlittschuh Club eine Alternative ist.

Johannes Maier, bald würde die Eishockeysaison beginnen. Aber das geht ja wegen der Coronakrise noch nicht. Was machen Sie denn nun an den Wochenenden, wenn sie nicht ins Stadion können?
Wir haben ein Pferd, da helfe ich meiner Frau. Die freut sich, dass ich nicht so oft weg muss.

Ihre persönliche Freude hielt sich zuletzt wohl eher in Grenzen. Die Preussen, die sie seit Jahrzehnten von der ersten bis zur vierten Liga begleitet haben, gibt es nicht mehr. Der Klub ist Konkurs gegangen und aufgelöst. Sind Sie nun ein Fan ohne Verein?
Nein, ich wechsle zum Schlittschuh Club, dort ist der große Teil des Preussen-Nachwuchses und dort sind die meisten Spieler unserer ersten Mannschaft eingetreten. Das ist doch eine gute Lösung. Wissen Sie, ich bin mit 14 Jahren aus dem Sauerland nach Berlin gekommen, war zuvor Fan vom EC Deilinghofen, die heißen heute Iserlohn Roosters. 1975 habe ich dann zum ersten Mal Eishockey in der Eissporthalle an der Jafféstraße gesehen…

Da spielte damals noch der Berliner Schlittschuh Club…
Die Spieler hießen Hans Zach, Lorenz Funk und Michael Wanner. Die waren eine große Nummer.

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Und nach der Pleite des Clubs haben Sie dann in den Achtzigern den Aufstieg der Preussen miterlebt? Wie einige Stammfans der Preussen tragen Sie noch Trikots aus der großen Zeit im Stadion?
Ja, natürlich. Ich habe aus der großen Zeit noch ein Trikot von Schorsch Holzmann und Marco Rentzsch. Aber die Trikots trage ich nur zu besonderen Spielen, zuletzt etwa beim Derby gegen FASS.

Früher waren Spiele gegen Düsseldorf oder dann die Eisbären die besonderen Spiele.
Ja, aber das ist schon lange her. Die Preussen sind ja vor 18 Jahren aus der Erstklassigkeit abgestürzt. Für mich begann der Niedergang meines Klubs mit dem Abriss der Deutschlandhalle. Damit starb die Hoffnung, irgendwann mit den Preussen noch mal nach oben zu kommen.

"Ich würde ja irre werden, wenn ich zu oft an früher denke"

Die Heimstätte des Klubs musste im Jahr 2011 dem Messegelände weichen…
Ja, dann mussten wir ins Erika-Hess-Stadion in den Wedding, dann in den Hangar am Flughafen Tempelhof und zuletzt hieß es, ihr bekommt am Glockenturm euere eigene Halle. Und die hieß dann P9.

…und wurde nach einem benachbarten Parkplatz benannt.
Und wir mussten uns die kleine Halle mit drei anderen Klubs teilen. Das ist schon bitter. Aber wie gesagt, ich kann mit dem Schlittschuh Club gut leben. Einige unserer jüngeren Fans können das nicht, gerade die aus den Hochzeiten der Preussen kommen. Für die war der Club eher Konkurrenz, für mich waren die Preussen ja vergangene Saison schon im Hospiz. Ich finde den Neuanfang in Ordnung. Ein Teil des Preussen-Nachwuchses ist zu den neugegründeten Adler Charlottenburg gewandert, die spielen nun unter dem Dach des SCC. Aber da kommen jetzt auch viele zum Club, die machen das da echt gut.

Der Schlittschuh Club steht wie die Preussen, die viele Umbenennungen hinter sich hatten, nicht für Kontinuität. Nach den zwei deutschen Meistertiteln 1974 und 1976 ging es nicht mehr nach oben.
Mag sein. Aber die haben das jetzt ganz gut gemacht, die dürfen sogar das alte Clublogo benutzen. Sie haben zwei Teams in der Landesliga und werden nun durch unsere Spieler und den Trainer verstärkt.

Die fünfte Liga ist nicht unbedingt ein Mekka für Eishockeyfans, die schon mal mehr als Hobbysport gesehen haben, oder?
Noch haben wir ja die Option Regionalliga, dort können wir als Nachfolger der Preussen melden. Das ist machbar bis zum 31. August. Wenn die Mannschaft aus dem Stammverein ausgegliedert werden kann, damit dann der Nachwuchs bei finanziellen Problemen geschützt wäre. In der vierten Liga wären dann mit den Berlin Blues, FASS Berlin und der zweiten Mannschaft der Eisbären vier Berliner Teams am Start. Das würden wir viele tolle Derbys sehen.

Wie viele sind „wir“ denn noch?
Schon so gut 200 sind wir noch als ehemalige Preussen-Fans, am kommenden Sonntag haben wir sogar ein großes Fantreffen mit Trainer. Gibt ja viel zu besprechen.

Ab zum Schlittschuh Club. Johannes Maier noch im Preussen-Trikot.
Ab zum Schlittschuh Club. Johannes Maier noch im Preussen-Trikot.

© promo

Etwa, ob man nicht mal einem Klub anfeuert, der so schnell nicht von einer Pleite bedroht ist?
Niemals! Die Eisbären sind bei uns kein Thema. Und FASS ist FASS.

Ausgeschrieben heißt das: Freier Akademischer Sportverein Siegmundshof…
Geht alles nicht. Und dann wissen wir ja angesichts der Coronakrise eh nicht, wann es weitergeht mit dem Eishockey. Wir müssen jetzt alle mal durchatmen.

Und nicht zu viel an die Vergangenheit denken? In den späten Achtzigern, als Hertha in der Drittklassigkeit herumgurkte, waren die Preussen der Sportklub Nummer eins im Berliner Westen. Sie haben das ja erlebt.
Ach, hören Sie bloß auf. Ich habe das verdrängt. Ich würde ja irre werden, wenn ich zu oft daran denke.

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