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Dieter Hecking nach dem größten Erfolg seiner Karriere.

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Nach DFB-Pokalsieg 2015: VfL Wolfsburg: Mehr Ingolstadt als München

Der VfL Wolfsburg war nach nach seinem Pokalsieg 2015 ein Versprechen für die Zukunft, die Verheißung darauf, ein ernsthafter Rivale für den FC Bayern zu werden. Doch das Versprechen wartete vergeblich auf seine Einlösung. Ein Kommentar.

Vor 17 Monaten war er noch König. Einer, der sich mit einer Krone der Neuzeit fotografieren ließ, es handelte sich dabei um eine Baseballkappe mit der Aufschrift „King“. Dieter Hecking trug sie vordergründig zum Amüsement seiner Kinder. Darüber hinaus stand die Kappe als Symbol dafür, dass er mit den ganz Großen mithalten konnte. Seht her, ich kann auch Titel gewinnen, erstmal den DFB-Pokal, danach vielleicht noch mehr.

Wahrscheinlich begann an jenem 30. Mai 2015 der Abstieg des Fußballlehrers Dieter Hecking, der am Montag in seiner Beurlaubung beim VfL Wolfsburg seinen vorläufigen Tiefpunkt fand. Im für ihn günstigsten Fall hat ihm der 3:1-Sieg im Pokalfinale gegen Borussia Dortmund das innere Feuer genommen, im ungünstigsten hat ihn der größte Triumph seiner Karriere vorzeitig satt gemacht.

Der VfL Wolfsburg war damals ein Versprechen für die Zukunft, die Verheißung darauf, in der niedersächsischen Provinz könne auf Dauer ein ernsthafter Rivale für den FC Bayern heranwachsen. Das Versprechen wartete vergeblich auf seine Einlösung. Natürlich ist das nicht allein Dieter Hecking anzulasten. Aber so wie der Pokalsieg vor allem mit seiner seriösen und unaufgeregten Arbeit in Verbindung gebracht wurde, muss er es sich jetzt gefallen lassen, dass das als Biederkeit gedeutet wird und als Mangel an Inspiration.

Hecking ist gescheitert an der Aufgabe, den Zauber des Moments in die Nachhaltigkeit zu überführen. Es stand ihm dabei so viel Geld zur Verfügung wie sonst keinem Bundesliga-Trainer nördlich von München. Das Wolfsburger Investment in Spieler wie Kruse, Schürrle, Draxler oder zuletzt Gomez zeitigte mittelmäßigen Fußball, der keinen Vergleich scheuen muss mit dem in Augsburg oder Ingolstadt.

Nun darf sich Valérien Ismael bewähren, aber noch ist offen, wer dauerhaft Heckings Nachfolger wird. Klar ist lediglich: Sollte auch der neue Trainer scheitern, wird die Frage nach der Verantwortung neu gestellt werden. Schon seit Monaten wird in der Bundesliga gar nicht mehr so heimlich darüber spekuliert, Wolfsburgs allmächtiger Sportchef Klaus Allofs habe bei seinen Transfers nicht immer und allein den sportlichen Erfolg im Sinn.

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