zum Hauptinhalt

Sport: Nach drei Saisonniederlagen und nur einem Sieg lastet ein gewaltiger Druck auf dem Trainer

Mit verkniffener Miene verließ Peter John Lee am späten Sonntagabend die Eishalle im Sportforum Hohenschönhausen. Und das, was der Trainer der Eisbären nach dem ersten Saisonsieg seiner Mannschaft dann vor der versammelten Presse zum Besten gab, ließ auch nicht darauf schließen, dass Lee besonders gute Laune hatte.

Mit verkniffener Miene verließ Peter John Lee am späten Sonntagabend die Eishalle im Sportforum Hohenschönhausen. Und das, was der Trainer der Eisbären nach dem ersten Saisonsieg seiner Mannschaft dann vor der versammelten Presse zum Besten gab, ließ auch nicht darauf schließen, dass Lee besonders gute Laune hatte. Der Kanadier verlor sich in Stereotypen, wirkte ein wenig abwesend. Da war von "Disziplin", "Kampfgeist" oder etwa von der "Hoffnung, dass es so weitergeht" die Rede.

Erst später ließ Lee dann Dampf ab. Die nach drei Niederlagen zum Saisonauftakt aufgekommenen Diskussionen um seine Person waren offensichtlich nicht spurlos an dem Eisbären-Coach vorbeigegangen. "Der Druck ist immer da, vom ersten Spieltag an, und das ist auch normal", sagte Lee. Doch manchmal werde beim Eishockey doch reichlich übertrieben. "Als ich noch Spieler in Düsseldorf war, da war das genauso. Wenn wir mal nur 2:1 statt 8:0 gewonnen haben, dann waren die Fans unzufrieden. Wir Spieler haben dann in der Kabine gesessen und die Welt nicht mehr verstanden." Kapitän Marc Fortier gab seinem Chef unterdessen Rückendeckung. "Die Panikmache kommt von außen", sagte er. "Peter ist unser Mann. Wir Spieler vertrauen ihm und haben großen Respekt vor seiner Arbeitsauffassung." Natürlich hätten auch er und seine Mannschaftskameraden große Erwartungen an sich selbst, sagte Fortier. Aber nach drei von 56 Spielen verbiete sich jegliche Kritik. "Was sollten wir denn da alles machen? Die Saison ist lang, wir können die Meisterschaft schließlich nicht in drei Spielen gewinnen."

Das hat freilich auch niemand erwartet. Offensichtlich ist allerdings, dass spielerische Glanztaten des Eisbären-Ensembles bislang eine Rarität waren. Auch beim 5:3 über eine konditionsschwache Nürnberger Mannschaft - die Franken bestritten bereits ihr fünftes Spiel binnen zehn Tagen - kamen Eishockey-Ästheten nicht auf ihre Kosten. Das weiß auch Marc Fortier. "Wir haben in den ersten Spielen zu viele Geschenke verteilt", sagte der Eisbären-Kapitän. "Körperlich sind wir genauso fit wie im letzten Jahr, nur mental hinken wir noch hinterher. Und das ist natürlich ein ernstes Problem, denn Eishockey wird zu 75 Prozent mit dem Kopf gespielt." Fünf Tage bleiben den Berlinern zum Finden der rechten Einstellung, dann darf man beobachten, ob die Schwenninger Wild Wings mit der nötigen geistigen Frische bezwungen werden können.

Rund 20 Kilometer Luftlinie entfernt hat man damit keine Probleme. Beim "Charlottenburger Kiez-Klub" (Eisbären-Manager Lorenz Funk) zerbricht sich derzeit niemand den Kopf. Warum auch, schließlich sind die Capitals nach vier Spieltagen Tabellenführer. "Wenn ich vorher gewußt hätte, dass wir aus den ersten vier Spielen sieben Punkte geholt hätten, dann wäre ich der glücklichste Mensch gewesen", sagt Manager Roger Wittmann. Nun sind es zehn Punkte geworden. Abheben will an der Jafféstraße trotzdem niemand, auch der überglückliche Manager nicht. "Wir haben einen Sprint gewonnen", sagt Wittmann, "aber es kommt doch nur darauf an, wie wir uns auf der Langstrecke schlagen."

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false