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Jaaaaa. Peter Joppich schreit seine Freue raus. „Das hätte ich heute Morgen nicht gedacht“, kommentierte er seinen 15:11-Finalsieg gegen Titelverteidiger Alexej Tscheremisinow.

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Update

Nach EM-Gold im Fechten: Peter Joppich will mehr

Er machte es spannend auf dem Weg zur Premieren-Medaille. Doch in den entscheidenden Gold-Momenten bei der Europameisterschaft von Zagreb war Fecht-Star Peter Joppich eiskalt.

Außergewöhnlich, grandios, einzigartig. Und endlich fast vollendet. Was Peter Joppich jetzt noch fehlt, ist eine olympische Einzelmedaille. Doch auch ohne diese Auszeichnung verneigt sich die Fechtwelt in anerkennender Ehrfurcht erneut vor dem 30-Jährigen aus Koblenz: Chapeau, Monsieur Joppich.

Endlich! Endlich hatte er sie. Bis zu jenem 17. Juni 2013 in Zagreb hatte es der Fecht-Star immer wieder aufs Neue versucht. Joppichs sportliche Vita wies eine eigenartige Lücke auf: Viermal schon, nämlich 2003, 2006, 2007 und 2010, war er Weltmeister mit dem Florett - bei Europa-Championaten indes war er als Individualstarter stets leer ausgegangen.

Jetzt, mit dem Europameistertitel, fiel „eine Last von mir ab“, bekannte Joppich nach nicht so einfachen Zeiten. Im Frühjahr starb unerwartet sein Vater, der bei der Siegerehrung von Zagreb im Hinterkopf des Sohnes wieder präsent wurde: „Da hatte ich den Gedanken an Papa.“ Auf der Planche verdrängte er das instinktiv. Und auch sein lädiertes rechtes Sprunggelenk, obwohl der Griff immer wieder an diese schmerzende Stelle ging. Der Flug nach Zagreb schien ausfallen zu müssen, bis kurz vor der EM wusste Joppich nicht, ob er überhaupt würde antreten können.

Sein Kölner Physiotherapeut Harald Buck trickste ihn wieder hin. Und dann agierte Joppich vor den menschenleeren Rängen der riesigen Zagreber Arena wie in alten Zeiten: Es war Nervenkitzel pur und „ein ganz schmaler Grat“ zwischen Aus und Triumph, wie Bundestrainer Ulrich Schreck die Auftritte seines Besten einordnete.

„Eigentlich hätte er schon vier Stunden früher im Hotel sein können“, sagte der ehemalige Team-Olympiasieger Schreck nach Joppichs Turnierverlauf. Gegen den Briten Marcus Mepstead machte das Florett-Ass unter den Top 32 ein 4:11 wett, eine Runde danach wehrte er gegen den Franzosen Jeremy Cadot beim 11:14 jede Attacke ab, um selbst noch mit 15:14 zu siegen.

Joppich entfuhr danach ein treffliches Wort des Kommentars: „Wahnsinn.“ Das war es in der Tat. Aber das war auch das, was den Fechter Joppich ausmacht und auszeichnet. Wie schon beim letzten WM-Titelgewinn 2010 in Paris, als er mehrfach vor dem Aus stand und sich immer aufs Neue in die nächste Runde und am Schluss zum Gold rettete. „Fechten ist brutal“, ließ der Koblenzer seinerzeit wissen.

„Das kann auch mal nach hinten losgehen“, meinte Schreck - wohlwissend, dass auf seinen Front-Mann Verlass ist: „Er hat einfach ein großes Kämpferherz. Und er ist halt ein Winner-Typ, wenn er Gold riecht.“ Und mit dieser stark ausgeprägten olfaktorischen Fähigkeit will Joppich mindestens bis Rio 2016 weitermachen. Denn nun fehlt ihm nur noch eines zur Vollendung seines sportlichen Gesamtwerks: diese eine olympische Einzelmedaille. (dpa)

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