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Hans Sennewald, der Präsident des Landesruderverbandes Mecklenburg-Vorpommern, hat eine frühere Mitarbeit beim DDR-Ministerium für Staatssicherheit über seinen Anwalt bestätigt.

© dpa

Update

Nach Fall Drygalla: Ruderpräsident Sennewald war Stasi-Spitzel

Der deutsche Rudersport kommt nicht zur Ruhe. Nach dem Fall Drygalla wird die Sportart nun von der Stasitätigkeit des Vorsitzenden des Landesruderverbandes Mecklenburg-Vorpommern, Hans Sennewald, erschüttert.

"Die Welt" (Donnerstagausgabe) berichtet mit Verweis auf Akten des Ministeriums für Staatssicherheit, die der Zeitung vorliegen und die im Internet teilweise einsehbar sind, dass der Vorsitzende des Landesruderverbandes Mecklenburg-Vorpommern, Hans Sennewald, offenbar rund fünf Jahre lang Stasi-Spitzel war.

Die Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes bestätigte der Nachrichtenagentur dapd die Herausgabe von fast 250 Seiten umfassenden personenbezogenen Akten an die Zeitung. Der 51-Jährige, zudem Vize-Chef von Ruderverein ORC Rostock, wurde demnach von 1984 bis 1989 unter dem IM-Decknamen "Alexander" geführt.

Als Mitglied der DDR-Nationalmannschaft soll Sennewald bis 1989 "ehrlich über das Verhalten der Sportreisekader" berichtet haben. Er sei im Mai 1984 angeworben worden und soll der Stasi alle zwei Monate zur Verfügung gestanden haben. Sennewald wollte sich gegenüber der Zeitung "Die Welt" nicht zu dem Thema äußern.

Am Donnerstag teilte Sennewald der Nachrichtenagentur dpa über seinen Rechtsanwalt Rainer Cherkeh mit: "Die damalige Tätigkeit für das MfS ist Teil meiner Biografie, der ich mich nun auch in der Öffentlichkeit stellen muss. Mit dem "Fall Drygalla" hat dieser Sachverhalt rein gar nichts zu tun."

Sennewalds Anwalt betonte, es sei "sachlich zutreffend, dass unser Mandant - damals Anfang 20, frisch verheiratet, Ehefrau schwanger, internationale Erfolge im Rudersport - sich in 1984, nach langem Drängen gegenüber dem MfS verpflichtet hatte." Der letzte tatsächliche Kontakt zwischen ihm und einem Vertreter des MfS sei in 1987 erfolgt. „Das MfS wollte mit ihm über seinen damaligen Trainer sprechen, was er entschieden ablehnte. Dies war sein persönlicher Schlussstrich in der Sache“, teilte Cherkeh mit.Der letzte tatsächliche Kontakt zwischen Sennewald und einem Vertreter des MfS sei in 1987 gewesen.

"Unser Mandant kennt die über ihn geführte Akte nicht und kann daher nicht sagen, was das MfS über ihn hierin gesammelt hat" erklärte Cherkeh weiter. "Aus heutiger Sicht unseres Mandanten hätte er sich dem damaligen Druck nicht beugen sollen. Die Wahl, auch 'nein' zu sagen, sah er damals aber nicht."

Bei den Olympischen Spielen in London hatte Ruderin Drygalla für einen Eklat gesorgt und war vorzeitig abgereist, als ihre Beziehung mit einem früheren NPD-Landtagskandidaten publik wurde. Der Deutsche Ruderverband (DRV) hatte sich am Dienstag nach einer Aussprache mit Drygalla hinter die 23-Jährige gestellt, Sennewald hatte an dem Gespräch teilgenommen und sich für ebenfalls für Drygalla ausgesprochen.

(dpa/dapd)

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