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Franz Beckenbauer muss erneut eine Sperre befürchten.

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Update

Nach Fifa-Ermittlungen: Franz Beckenbauer droht erneute Strafe

Die Fifa-Ethikhüter haben erneut gegen Franz Beckenbauer ermittelt – nun droht eine Strafe, aber wohl nicht wegen der WM 2006.

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Um 16.06 Uhr kam am Mittwoch die Gewissheit: Franz Beckenbauer steht auf der Liste von Fußball-Funktionären, denen Strafen durch die Ethikkommission der Fifa drohen. Wie zu hören ist, geht es dabei nicht um die mittlerweile umstrittene Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland, sondern um die WM-Vergaben an Russland 2018 und Katar 2022, an denen Beckenbauer als Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees beteiligt war. Die Untersuchungen der ermittelnden Kammer wurden schon vor Jahren eingeleitet und sind längst abgeschlossen. Die Ergebnisse liegen bereits bei der rechtsprechenden Kammer, die das Verfahren bald abschließen soll.
Die Richter müssen entscheiden, ob sie den 70-Jährigen erneut vorläufig suspendieren, wie während der WM 2014 in Brasilien, oder gar dauerhaft für Fußball-Aktivitäten sperren. Der Vorgang dürfe aber nicht überbewertet werden, erfuhr der Tagesspiegel. Weder droht Beckenbauer eine lebenslange Sperre noch ist davon auszugehen, dass er völlig straffrei davonkommt. Eine Geldbuße ist zum Beispiel vorstellbar.

Darüber befinden nun die Ethikrichter, allerdings nicht Hans-Joachim Eckert, Der Münchner muss als Landsmann Beckenbauers den Vorsitz der Kammer dem Australier Allen Sullivan überlassen. Der Vorgang ist aber getrennt zu sehen zu den Vorwürfen über eine schwarze Kasse vor der WM 2006, die der „Spiegel“ zuletzt erhoben hatte. Beckenbauer hatte danach bestritten, Stimmen für die WM-Vergabe gekauft zu haben. Die Ermittler werden sich jedoch auch die Rolle Beckenbauers als Chef des damaligen Bewerbungs- und Organisationskomitees anschauen. Ob sie formell ein Verfahren in dieser Sache eröffnen, dazu äußerten sie sich am Mittwoch nicht.

Bevor die Liste von der Ethikkommission veröffentlicht wurde, waren alle Betroffenen darüber informiert worden. Der Name Beckenbauer sickerte jedoch bereits zuvor an die Öffentlichkeit durch. Sein Haus- und Hofblatt – die „Bild“-Zeitung – berichtete, er stehe noch immer im Fokus der Ethikkommission. Allerdings handelt es sich dabei um ein Verfahren, für das Beckenbauer bereits von der Fifa gesperrt worden war. Im Juni 2014 war gegen ihn von der Fifa eine 90-tägige Sperre ausgesprochen worden, weil er einen Fragenkatalog zur WM-Vergabe an Russland 2018 und Katar 2022 nicht beantwortet hatte. Beckenbauer durfte darum nicht zur WM in Brasilien reisen. Sein Vergehen begründete er damals damit, der Fragebogen sei auf Englisch verfasst gewesen, deshalb konnte er ihn nicht ausfüllen. Später holte Beckenbauer es nach – und so wurde auch die Sperre ausgesetzt.

Die weiteren Ermittlungen gegen Beckenbauer legen jedoch nahe, dass dessen Antworten der Ethikkommission wohl nicht ausgereicht haben dürften und sogar neue Fragen aufwarfen. Dazu gehört offenbar auch seine Rolle als Botschafter der „Russian Gas Society“, zu der auch der Fifa-Sponsor Gazprom zählt. Nun müssen die Ethik-Richter über Beckenbauer entscheiden.

Auch gegen Fifa-Chef Blatter und Uefa-Präsident Platini wird weiter ermittelt

Das Gremium ermittelt außerdem weiter gegen den Fifa-Chef Joseph Blatter und den Uefa-Präsidenten Michel Platini, die beide bereits für 90 Tage suspendiert sind. Ihnen drohen damit im Extremfall lebenslange Sperren. Blatter soll dabei am Mittwoch Unterlagen zu seiner Verteidigung geschickt haben, wie der Tagesspiegel aus seinem Umfeld erfuhr. Die Prüfung werde dauern.

Mit auf der Liste der Ethikkommission steht zudem der Fifa- und Uefa-Vizepräsident Angel Maria Villar Llona als weiterer großer Name. Auch bei dem Spanier soll es aber um ein Verfahren gehen, das noch der frühere Fifa-Ermittler Michael Garcia eröffnet hatte und das nun abgeschlossen wird. Auch Villar Llona hatte wie Beckenbauer damals nicht vollumfänglich mit den Ermittlern kooperiert.Ansonsten stehen die üblichen Verdächtigen auf der nun veröffentlichten Liste: der ehemalige Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke, Worawi Makudi, Jeffrey Webb, Ricardo Teixeira, Amos Adamu, Eugenio Figueredo und Nicolás Leoz sind bereits vorbestraft oder länger verdächtig.

Die neue Offenheit der Fifa geht auf einen Beschluss des Exekutivkomitees zurück. Bei der Dringlichkeitssitzung am vergangenen Dienstag hatte das höchste Fifa-Gremium eine Verschwiegenheitsklausel für die Ethik-Kommission aufgehoben. Die teilte allerdings nicht alle an den untersuchten Vorgängen beteiligten Namen mit. Es könnten also noch weitere prominente Funktionäre hinzukommen.

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