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Letzter Beifall. Arne Friedrich verabschiedet sich vom Berliner Publikum.

© dpa

Nach Herthas Abstieg: Arne Friedrich: Alles auf Abschied

Kapitän Arne Friedrich wird Hertha BSC nach dem Abstieg in die Zweite Liga auch deswegen verlassen, weil der Verein ihn nicht daran hindert.

Berlin - Am Tag danach war es so wie an vielen Tagen zuvor. Der Berliner Fußballklub Hertha BSC verschanzte sich hinter Schranken und Wachdienstleuten, sperrte erneut die Journalisten aus, und von den Spielern wollte niemand etwas sagen. Bis auf Arne Friedrich, der wieder einmal an die Front ging und Angriffsfläche bot. Auch über den Kapitän des Absteigers ließe sich herziehen. Zwar zeigt seine Leistungskurve nach oben, aber auch er hat nicht seine beste Saison gespielt. Doch allein die immer wiederkehrende Bereitschaft des Kapitäns, sich den immer gleichen Fragen nach Gründen und Schuldigen für den Niedergang zu stellen, verdient Respekt.

Als Arne Friedrich an diesem Tag die ausgesperrte Gruppe der Journalisten erreicht, spricht er einem seine allergrößte Anerkennung für dessen Zeilen in der Sonntagspresse aus. Natürlich ist das ironisch gemeint. Das versteht auch der Angesprochene. Dieser hatte Friedrich vorgeworfen, als Erster das sinkende Schiff zu verlassen. Ein bisschen stimmt das sogar. Friedrich wird Hertha verlassen, so deutlich wie er hat sich keiner der Wechselwilligen beim Absteiger geäußert. Andererseits möchte Friedrich für sich in Anspruch nehmen, sich mit diesem Thema erst beschäftigt zu haben, als der Abstieg feststand.

„Das Spiel gegen die Bayern wird wahrscheinlich mein letztes für Hertha gewesen sein“, sagt er. Das auszusprechen fällt Friedrich auch in der Wiederholung nicht leicht. Der 30-Jährige bemüht sich wie so oft nach vergeigten Spielen um Sachlichkeit. Doch innerlich ist er aufgewühlt. Es sei auch schon behauptet worden, „dass ich beim HSV unterschrieben hätte, das ist falsch, das ist Schwachsinn“, sagt er. „Mir ist unterstellt worden, dass ich nie ein Herthaner gewesen bin. Ich finde das schade. Ich war immer sehr gern ein Herthaner, Berlin ist wie meine Heimat, ich habe hier acht Jahre mein Bestes gegeben.“ Arne Friedrich erzählt noch dies und das. Er behält die Fassung.

Wenn es um die Zukunft der neuen Hertha ging, fiel der Name Friedrich nie. Im Gegenteil. Es sei ein Risiko, in seinem Fall die Option zu ziehen, wonach der Vertrag auch für die Zweite Liga Gültigkeit hätte. Und das bei Bundesligabezahlung. „Ich habe noch nichts unterschrieben, mein Berater ist mit Michael Preetz im Gespräch“, sagt Friedrich. Für viele sei jetzt die Zukunft offen. „Jeder wird zusehen, was passiert“, sagt er. „Ich bin immer ehrlich gewesen. Ich habe früher Angebote ausgeschlagen und mich immer für Hertha entschieden. Aber zu einer solchen Entscheidung gehören immer zwei Seiten.“ Auf die Frage, warum Hertha bis jetzt nicht einmal das Gespräch mit ihm gesucht habe, antwortet er: „Kein Kommentar.“

Auch das ist eine Antwort. Tatsächlich hat der Verein offiziell keinen Standpunkt bezogen, geschweige denn ein Bekenntnis zu seinem Kapitän abgegeben. Wenn, dann wurde hinter vorgehaltener Hand beklagt, dass Friedrich zu teuer ist. Insgeheim hat der Klub gehofft, eine hübsche Ablösesummer kassieren zu können für seinen einzigen deutschen Nationalspieler. Das geht aber nur, wenn der Klub die Option zieht. Das erschien Hertha bislang zu riskant, weil man glaubte, Friedrich könnte auf die Idee kommen, seinen dann fürstlich dotierten Zweitligavertrag auszusitzen.

Auch daran mag man erkennen, wie es um das Verhältnis zwischen Verein und Spieler steht. Bereits im vorigen Oktober war der Kapitän im Zuge der Entlassung von Lucien Favre als Königsmörder kritisiert worden. Hertha ist diesem Vorwurf lange nicht entgegengetreten.

Vermutlich hat Arne Friedrich nicht immer Werbung für sich machen können, in dieser Abstiegssaison. Aber wer bei Hertha BSC kann das Gegenteil von sich schon behaupten?

Am wahrscheinlichsten erscheint derzeit, dass Hertha und Friedrichs Berater sich einig werden. Das könnte so aussehen, dass Hertha die Option zieht, aber die dann fällige Ablösesumme, die der aufnehmende Verein zahlen müsste, nicht abschreckend hoch ansetzt. Friedrich könnte problemlos wechseln und Hertha einen Topverdiener streichen. Manager Michael Preetz konnte dazu gestern nicht befragt werden.

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