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In der 69. Minute erhöhte der Kolumbianer nach einem Abwehrfehler auf 3:1. Erst überlupfte er den Mainzer Torhüter, dann drückte er den Ball über die Linie.

© dapd

Nach Herthas Sieg gegen Mainz: Das Glück des Tatkräftigen

Nach Monaten der Krise trifft Herthas Angreifer Adrian Ramos gegen Mainz wieder – auch weil die Mannschaft hinten stabil steht. Dem Kolumbianer scheint der Wetteraufschwung Flügel zu verleihen.

Was ein wenig Sonne alles ausmachen kann. 20 Minuten waren noch zu spielen in einer Auswärtspartie bei frühsommerlichen Temperaturen in Mainz. Da landete ein verunglückter Rückpass von Jan Kirchhoff bei Adrian Ramos. Der Stürmer von Hertha BSC hatte zuletzt viele falsche Entscheidungen am Ball getroffen. So war er zum Gesicht der Offensivkrise geworden. Dass Hertha nur ein Tor in den vergangenen sieben Spielen erzielt hatte, machten viele an der unglücklichen Figur fest, die Ramos auf dem Platz und vor dem Tor abgab. Doch diesmal entschied sich der Kolumbianer für einen Heber über den Torwart. Und dafür, dem Ball noch nachzugehen und ihn sicherheitshalber über die Linie zu drücken. Es war die richtige Entscheidung, zum 3:1. Hertha gewann damit zum ersten Mal seit dem 29. Oktober 2011 wieder ein Auswärtsspiel.

„Der Einsatz war immer da, aber heute hat er gezeigt, dass er auch Tore schießen kann“, sagte Abwehrspieler Christoph Janker nach Ramos’ ersten Treffern seit fast vier Monaten. „Vielleicht lag es daran, dass es heute 20 Grad warm war.“

Der Gelobte selbst hatte eine andere Erklärung: Dass er mit seinem Treffer zum 2:0 seine Torlosigkeit bereits beendet hatte, habe ihm das Selbstvertrauen zum Heber gegeben. „Gott sei Dank hat es geklappt“, sagte Ramos humpelnd, aber strahlend, auf dem Weg zur Dopingprobe, das Mainzer Trikot seines Landsmannes Elkin Soto als Trophäe. „Hertha hat gewonnen, hoffentlich geht es weiter so.“ Das muss es auch, denn da die Konkurrenz aus Freiburg und Augsburg ebenfalls gepunktet hat, bleibt Hertha Tabellenvorletzter. „Noch ist nichts passiert“, warnte Otto Rehhagel daher. „Wir haben uns nur ein bisschen Luft verschafft und können an uns glauben, es noch zu schaffen.“

Dennoch machte der Auftritt in Mainz Mut. Denn anders als beim ersten Sieg unter Rehhagel gegen Bremen „sind wir verdient zu drei Punkten gekommen“, wie der Trainer bemerkte. Auch wenn Mainz in der ersten Halbzeit eine Menge Druck ausübte und der Führung nahe schien. „Wir wussten, dass die Mainzer von Anfang an richtig Power machen und mit Forechecking agieren“, sagte Rehhagel, „darauf haben wir uns vorbereitet, aber auch in der einen oder anderen Situation Glück gehabt.“

Der Auswärtssieg in Mainz in Bildern

Es war das Glück des Tatkräftigen, denn vor allem die Defensivzentrale wurde für die Mainzer mit zunehmender Spieldauer zur unbetretbaren Zone. „Wir vier müssen die Ordnung halten, dann können wir den anderen Sicherheit geben“, sagte Janker über sich, Innenverteidigerkollege Roman Hubnik und die beiden Defensiven im Mittelfeld, Peter Niemeyer und Lewan Kobiaschwili. Zu diesem Abwehrglück wurde Rehhagel jedoch gezwungen, weil kurzfristig Andreas Ottl ausfiel und Kobiaschwili ins Mittelfeld vorrückte. Zusammen mit den drei anderen im Viererblock belebte er schon verloren geglaubte Stärken. „Heute haben wir gespielt wie in der Hinrunde“, sagte der Georgier, „hinten kompakt stehen und dann zielstrebig über unsere Offensivleute nach vorne.“

Vor allem an der Zielstrebigkeit hatte es zuletzt gehapert. Das lag vor allem daran, dass Raffael und Ramos im Formtief versanken. Ohne die beiden fähigsten Offensivkräfte ist das Angriffsspiel bei Hertha form- wie harmlos. Gegen Mainz war das anders, weil die beiden Südamerikaner in Spiellaune kamen. Das schrieb Rehhagel nicht der Sonne zu, sondern dem, was für ihn noch darüber kommt: sich selbst. „Ich habe Adrian Ramos gesagt, er soll mit Selbstvertrauen aufs Feld gehen und mit seinem Partner Raffael schön spielen“, sagte der Trainer.

Der Brasilianer spielte nicht nur schön, er war auch an jedem gelungenen Angriff beteiligt und überall zu finden. „Er ist heute gelaufen, bis er Krämpfe kriegt“, lobte Christoph Janker. Dabei war kaum zu definieren, welche Position Raffael eigentlich bekleidete, so groß war sein Radius. Darauf angesprochen, mit Ramos und Raffael zwei Stürmer aufgeboten zu haben, antwortete Rehhagel: „Wir haben heute mit drei Stürmern gespielt, wir spielen immer mit drei Stürmern!“ Unstrittig war, dass Hertha diesmal einen richtigen, weil torgefährlichen Stürmer aufgeboten hatte. Wenn es doch das Wetter war, das Adrian Ramos beim Abschluss half, „wäre es gut“, stellte Janker fest. „Es soll ja noch wärmer werden.“

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