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Nach Niederlage: Basketball-Bundestrainer: "Ständig wird Dirk gefoult"

Im Gespräch: Basketball-Bundestrainer Dirk Bauermann nach der Niederlage gegen Spanien und vor dem Spiel gegen China.

Herr Bauermann, 59 zu 72 gegen Spanien. Zweite Niederlage im dritten Spiel. Nun kommt es gegen Gastgeber China zum Showdown.

Das war ja auch erwartet. Die Jungs haben gegen Spanien all das gemacht, was wir gegen Griechenland haben vermissen lassen, und mit großer Leidenschaft gespielt. Wir haben uns gegen den Weltmeister gut geschlagen. In der Schlussphase hat uns der ein oder andere Dreier gefehlt, um noch mal richtig ran zu kommen. Ich kann aber auch nur schwer nachvollziehen, dass ein Superstar wie Dirk Nowitzki nicht einen Freiwurf zugesprochen bekam, vor allem, wenn man die Art sieht, wie gegen ihn verteidigt wird. Jetzt geht es gegen die Chinesen um den Einzug ins Viertelfinale.

Wie beurteilen Sie Nowitzkis Leistung? Nur elf Punkte, ganze fünf von 15 Versuchen waren erfolgreich.

Ich finde, er hat gut gespielt. Wenn man ständig bei jedem Versuch, den Ball zu bekommen, gefoult wird wie er, wenn er bei jedem Wurf von drei Leuten verteidigt wird und dann keinen Freiwurf bekommt, dann finde ich es sensationell, wie wenig er sich davon frustrieren oder aus der Ruhe bringen lässt.

Sie reden nach Niederlagen nicht gerne über Schiedsrichter. Aber als die Spanier kurz vor Schluss Nowitzki beim Dreierversuch völlig in die Arme griffen ohne daß die Schiedsrichter das ahndeten, schienen Sie fassungslos zu sein.

Das war das I-Tüpfelchen, wenn die nicht mal das pfeifen. Aber das ist vielleicht der Bonus des Weltmeisters. Aber dass Dirk als Superstar nicht den gleichen Bonus hat, ist schon schwer nachzuvollziehen.

Chris Kaman saß lange auf der Bank. Ist er fit?

Er ist natürlich konditionell nicht da, wo die anderen sind, weil er eine lange Pause hatte. Deshalb war es wichtig, ihn für die Schlussphase aufzusparen. Aber Patrick Femerling hat toll gespielt, mit ihm sind wir wieder ins Spiel gekommen und deshalb gab es keinen Grund, zu wechseln.

Kurz vor und nach der Pause hatten die Spanier einen 17:0-Lauf. Die restlichen 37 Nettospielminuten war es ausgeglichen. Da müssten Sie als Trainer doch verrückt werden.

Gerade am Anfang der zweiten Halbzeit war es einfach das Gegenteil von dem, was wir uns vorgenommen hatten. Wir wollten wieder mit der gleichen Energie rauskommen, mit der wir im ersten Viertel ins Spiel gegangen sind. Aber das ist uns nicht gelungen. Wir hatten dumme Ballverluste, die natürlich auch mit der aggressiven Verteidigung der Spanier zu tun hatten. Der schlechte Start in die zweite Halbezeit hat uns den Sieg gekostet. Sie haben Recht. Über weite Strecken des Spiels waren wir ebenbürtig.

Die Chinesen hatten die Spanier am Rande der Niederlage und erst nach Verlängerung verloren. Was bedeutet das für Ihr Spiel am Samstag?

Es hat uns gezeigt, dass die Spanier nicht unschlagbar und dass die Chinesen sehr stark sind. Sie spielen mit unglaublich viel Feuer und Leidenschaft, getragen von der Begeisterung im Land. Sie haben sich ja auch seit vier Jahren auf dieses Ziel vorbereitet. Die Mannschaft wurde im Grunde genommen wie eine Vereinsmanschaft jeden Sommer zusammengezogen und insofern wird es natürlich ein ganz schwerer Gang, aber wir freuen uns darauf. Es gibt nichts schöneres als bei Olympia gegen den Gastgeber um ein großes Ziel wie den Einzug ins Viertelfinale zu spielen.

Wie problematisch ist die Hallentemperatur? Draußen ist es büffelwarm, innen eiskalt. Im Handball wickeln sich die deutschen Ersatzspieler Handtücher um die Oberschenkel, damit die nicht erkalten.

Ach das geht. So kalt ist es nicht. Bei einer Olympiade klagt man nicht, man nimmt es, wie es ist. Man freut sich, dass man dabei ist und gibt Vollgas.

Aufgezeichnet von Frank Hollmann.

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