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Sport: Nach nur 43 Tagen am Ende

Der HSV Hamburg stellt Frank Rost frei.

Hamburg - Es war bizarr, was sich am Dienstagmorgen in der Geschäftsstelle des HSV Handball bot. Während in den Medien über den Rücktritt von HSV-Geschäftsführer Frank Rost berichtet wurde, nach nur 43 Tagen im Amt, saß der ehemalige Fußballprofi an seinem Schreibtisch. Und arbeitete. Die Gelegenheit, sich zu Fragen zum Thema zu äußern, lehnte der 40-Jährige mit harschem Ton ab. „Ich muss hier gar nichts sagen“, brüllte er ins Telefon, „wenden Sie sich an Herrn Rudolph oder an die Pressestelle.“ Eben jener Matthias Rudolph, Präsident des HSV, erklärte dann am Nachmittag, Rost sei „bis auf Weiteres“ freigestellt.

Rudolph hatte dem „Hamburger Abendblatt“ erklärt, Rost habe seinen Rücktritt angeboten. Am Dienstagmorgen allerdings hatte sich die Lage geändert und Rudolph schwante, dass das Arbeitsverhältnis noch nicht beendet sein könnte. „Rost hat mir heute Morgen gesagt, dass er lediglich vom Amt des Geschäftsführers beurlaubt werden wolle, er sagt, dass sei arbeitsrechtlich so machbar“, sagte der Präsident des HSV Handball. Ja, es sei schwierig, mit solch „volatilen Aussagen“ umzugehen, so Rudolph. „Wenn Rost jetzt denkt, dass er nicht zu arbeiten braucht und wir ihn ein Jahr weiterbezahlen, sind wir damit nicht einverstanden.“ Klingt, als ende die Angelegenheit irgendwann vor dem Arbeitsgericht.

Dabei sollte mit Rost doch alles besser werden. Nicht nur beim Champions-League-Sieger, sondern insgesamt für den deutschen Handball. Als Rost Ende Juni als HSV-Geschäftsführer vorgestellt wurde, wurde er von zehn Kameras gefilmt, 50 Reporter waren anwesend. „Wir hatten so große Hoffnungen“, sagte Rudolph. „Rost war die spektakulärste Neuverpflichtung im deutschen Handball.“ Ex-Handballprofi Stefan Kretzschmar, Rosts Freund aus Kindertagen, sagte: „Er bringt externen Glanz rein, der uns extrem fehlt.“

Hintergrund des Eklats sind Auseinandersetzungen zwischen Rost und den Brüdern Rudolph, Präsident Matthias und Mehrheitsgesellschafter Andreas, der seit 2004, als er beim HSV einstieg, über 20 Millionen Euro in den Klub investiert haben soll. Andreas Rudolph war immer der Chef, verhandelte als Mäzen über Spielerverträge, und was die Leute auf der Geschäftsstelle davon hielten, interessierte ihn eher am Rande.

Rost soll nun als Geschäftsführer gefordert haben, dass diese Alleingänge enden. Dass auch die Öffentlichkeitsarbeit von der Geschäftsstelle gesteuert wird, um ein einheitliches Erscheinungsbild des Klubs zu präsentieren. Rost deutete an, dass es zuletzt darüber Auseinandersetzungen gab. Es gebe „jetzt schon“ Konflikte, sagte er der „Sport Bild“. Am Montagmorgen aber explodierte Rost, als er von einem Spielerberater erfuhr, dass die Rudolphs den Montenegriner Zarko Markovic für den rechten Rückraum verpflichtet hatten. Ohne ihn zu informieren.

Seine Laune war so mies, dass er sofort hinwerfen wollte. Aber er bestritt dann noch die Saisoneröffnungspressekonferenz. Und nervte dort HSV-Coach Martin Schwalb mit Aussagen wie jener, dass der Klub mit einem solchen Etat viel mehr Titel gewinnen müsse. Dass Rost vor Wut kochte, ist nachvollziehbar. Schließlich kann er als Geschäftsführer für Transfers in die Haftung genommen werden, sollte eines Tages die wirtschaftliche Lage des HSV kompliziert werden.

Andererseits ist der bärbeißige Ton, den Rost oft anschlägt, nicht förderlich, um einen Klub zu entwickeln. Die Stimmung auf der Geschäftsstelle war seit dem Amtsantritt des neuen Geschäftsführers frostig. Rost soll sich über die Unordnung in den Geschäftsräumen mokiert haben („Bisher dachte ich, Messi sei ein Fußballer“), auch dass er den langgedienten Pressesprecher hinauswarf, stieß auf Unverständnis. Nun geht es um Rosts Ende bei den HSV-Handballern. Eine Woche vor den beiden Play-off-Spielen gegen die Füchse Berlin, in denen es um einen Platz in der Champions League geht, herrscht Chaos beim HSV Handball. Erik Eggers

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