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Das Ende einer Beziehung. Investor Lars Windhorst will seine Anteile an Hertha BSC los werden.

© Foto: IMAGO/Nordphoto

Update

Die Anteile stehen zum Verkauf: Lars Windhorst beendet seine Zusammenarbeit mit Hertha BSC

Investor Lars Windhorst will nicht mehr. Der Investor erklärt die Zusammenarbeit mit Hertha BSC für beendet und bietet dem Klub den Rückkauf seiner Anteile an.

| Update:

Lars Windhorst will nicht mehr. Drei Jahre nach dem Einstieg bei Hertha BSC beendet seine Tennor Group ihr Engagement bei dem Berliner Fußball- Bundesligisten. Das gab Windhorst am Mittwochnachmittag überraschend bekannt.

So weit, so klar. Was das konkret für Hertha BSC bedeutet, ist hingegen keineswegs klar.

Die Erklärung, die Windhorst auf seiner Facebook-Seite veröffentlichte, endet damit, dass Tennor dem Verein offiziell anbietet, seine Mehrheitsanteile von 64,7 Prozent zum damaligen Kaufpreis zurückzukaufen.

Insgesamt hat Tennor in mehreren Tranchen 374 Millionen Euro an die Hertha BSC KGaA überwiesen. Dass der Verein diese Summe aufbringen kann, ist aktuell auszuschließen.

Auch wenn die Folgen noch offen sind: Die Erklärung bedeutet einen klaren Bruch zwischen Lars Windhorst und Tennor auf der einen Seite und Hertha auf der anderen.

Eine solche Entwicklung hatte sich in den vergangenen Tagen schon angedeutet, nachdem die „Financial Times“ (FT) am vergangenen Donnerstag darüber berichtet hatte, dass Windhorst den früheren Hertha-Präsidenten Werner Gegenbauer mithilfe der Kampagne einer israelischen Wirtschaftsdetektei aus dem Amt habe drängen wollen.

Windhorst hat diesen Vorwurf immer bestritten: sowohl der FT gegenüber als auch dem Verein, der von ihm eine Stellungnahme verlangt hatte. In der jüngsten Erklärung von Tennor ist nun ebenfalls von „der Debatte über eine angebliche Beauftragung der israelischen Agentur durch Tennor“ die Rede.

Weiter heißt es: „Statt gemeinsam mit uns an der Aufklärung zu arbeiten, hat Präsident Bernstein entschieden, sich ohne Prüfung der Beweislage den Vorverurteilungen anzuschließen.“ Kay Bernstein, Herthas Präsident, habe sogar in einem Gespräch „als Ziel seiner Aktivitäten den ,Break’ mit Tennor und Lars Windhorst benannt“. Unter diesen Voraussetzungen sei eine weitere Zusammenarbeit ausgeschlossen.

Hertha selbst wurde von Windhorsts Schritt offenbar überrascht, reagierte erst am Abend mit einer Stellungnahme – und wehrte sich gegen die Vorwürfe.

Auf Wunsch des Investors hätten sich der Präsident und der Aufsichtsratsvorsitzende Klaus Brüggemann am Mittwochmorgen zu einem einstündigen Gespräch mit Windhorst getroffen. Zudem sei ein weiteres Treffen für den kommenden Montag vereinbart worden.

„Der Facebook-Post von Lars Windhorst vom heutigen Nachmittag entspricht nicht dem Besprochenen und Verabredeten“, teilte Hertha mit. „Die darin erhobenen sonstigen Vorwürfe sind unzutreffend.“

Hertha BSC widerspricht Windhorsts Vorwürfen

Auch dem Vorwurf der Vorverurteilung nach dem FT-Artikel widerspricht der Klub: „Hertha BSC, Kay Bernstein oder ein anderer Vertreter des Vereins haben sich zu keinem Zeitpunkt Lars Windhorst oder Tennor gegenüber vorverurteilend in der Öffentlichkeit geäußert.“

In Tennors Erklärung wird vor allem Bernstein angegangen, der seit genau 100 Tagen im Amt ist. Er sei „erkennbar an einer vertrauensvollen und seriösen Zusammenarbeit nicht interessiert“, heißt es. Zwischen seinen Erklärungen und dem dann folgenden Verhalten bestehe ein großer Unterschied, beklagt Tennor. „Es gab zu keinem Zeitpunkt eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe über wesentliche Fragen der Entwicklung von Hertha BSC.“

Auch in diesem Punkt widerspricht Hertha. Es habe diverse Gespräche gegeben, außerdem bisher zwei formale Treffen zur Abstimmung von Strategie und Themen. Ein dritter hätte in dieser Woche stattfinden sollen. 

Doch die jüngsten Ereignisse hatten auch bei Hertha BSC und vor allem bei Präsident Bernstein große Skepsis in Bezug auf eine weitere Zusammenarbeit mit Windhorst ausgelöst. Die Möglichkeit, ihn wegen vereinsschädigenden Verhaltens aus dem Verein auszuschließen, stand im Raum. Nach Informationen des Tagesspiegels sollte der Ausschluss bei der für Mittwochabend anberaumten gemeinsamen Sitzung von Präsidium und Aufsichtsrat allerdings noch nicht auf den Weg gebracht werden. Letztlich muss darüber ohnehin das Vereinsgericht entscheiden.

Der Ausschluss aus dem Verein würde Windhorsts Stellung als Anteilseigner allerdings nicht tangieren. Das Angebot, seine Beteiligung für 374 Millionen Euro zu verkaufen, wird von einem Insider aus dem Verein daher als „absolute Frechheit“ bezeichnet.

Erst mache Windhorst mit „ständigem Zündeln“ das Investment kleiner, und jetzt solle der Klub dieselbe Summe aufbringen, die er bezahlt habe. Der Insider, der mit den Finanzen vertraut ist, sagt: Würde man Herthas Wert von einem Gutachter schätzen lassen, würde er 180 Millionen Euro nicht übersteigen. 

Nach Tagesspiegel-Recherchen bietet Windhorst seine Anteile bereits seit einem halben Jahr in der internationalen Finanz- und Investmentszene an. Bisher hat er offenbar niemanden gefunden.

Auch Hertha muss sich jetzt nicht unbedingt bewegen. Theoretisch kann der Klub ihm weiterhin als Anteilseigner die üblichen Finanzreports über seine Anteile zukommen lassen, seinen Einfluss auf die Vereinspolitik allerdings komplett beschneiden.

Die Stimmenmehrheit besitzt Windhorst wegen der 50+1-Regelung nicht. Auf diese Weise wäre der Konflikt gewissermaßen eingefroren. Sollte Windhorst wiederum seine Anteile verkaufen wollen, müsste Hertha dem erst zustimmen.

Wollte Tennor seine Anteile an einen Dritten verkaufen, müsste Hertha dem erst zustimmen. In seiner Stellungnahme erklärte der Klub: „Hertha BSC bietet Tennor die Unterstützung bei der Käufersuche in einem geordneten Investorenprozess im besten Interesse von Hertha BSC und Tennors Investoren und Gläubigern an.“

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