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Applaus zum Abschied. Adrian Ramos verlässt Hertha zum Saisonende.

© dpa

Nach Ramos' Abschied: Hertha BSC: Aus eins mach vier

Hertha BSC sucht gleich mehrere Spieler, um den am Saisonende nach Dortmund wechselnden Adrian Ramos zu ersetzen.

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als könnte Hertha BSC am Sonntag schon mal einen Vorgeschmack auf die neue Saison bekommen. Vermutlich wird der Berliner Fußball-Bundesligist in Leverkusen ohne Adrian Ramos antreten müssen. Der Kolumbianer konnte wegen seiner schweren Oberschenkelprellung auch gestern noch nicht trainieren, „ein großes Fragezeichen“ sieht Trainer Jos Luhukay hinter seinem Einsatz. Hertha kann sich also schon mal daran gewöhnen, wie es ohne Ramos sein wird, der ab dem Sommer für Borussia Dortmund spielt.

Auf den zweiten Blick hat das Spiel am Sonntag mit der neuen Saison natürlich wenig zu tun. Zum einen wird Sandro Wagner, der mutmaßliche Ramos-Vertreter in Leverkusen, nicht als Herthas Stürmer Nummer eins in die Spielzeit 2014/15 gehen; zum anderen wird der Weggang des Kolumbianers weitere Veränderungen in der Mannschaft nach sich ziehen. Ramos kann gar nicht eins zu eins ersetzt werden – und soll es auch nicht. „Wir wollen uns in Zukunft breiter aufstellen und nicht mehr derart von einem Spieler abhängig sein wie jetzt von Adrian“, sagt Luhukay.

Hertha hat nicht vor, den Transfererlös aus Dortmund (netto sieben Millionen Euro) komplett auf eine einzige Karte, sprich: einen einzigen Stürmer, zu setzen. Luhukay hat zuletzt immer wieder beklagt, dass die Offensivspieler jenseits von Adrian Ramos zu wenig Gefahr ausstrahlten. Auch zur Behebung dieses Defizits soll das Geld nun verwendet werden. Drei, vier neue Spieler hat sich Luhukay für die nächste Saison gewünscht. Manager Michael Preetz kündigt Verstärkungen für alle Mannschaftsteile an, außer für die Torhüterposition. Für Preetz ist die Kaderplanung zurzeit noch eine Rechnung mit vielen Unbekannten. „Der Markt steht im Prinzip noch“, sagt er. „Es ist alles offen.“ Klar ist nur, dass Hertha jetzt die Kaufoption für Tolga Cigerci zieht, der bisher auf Leihbasis für die Berliner spielt. Hertha wählt die etwas teurere Variante, die keine Rückkaufmöglichkeit für Cigercis bisherigen Arbeitgeber, den VfL Wolfsburg, mehr enthält. „Da machen wir den Deckel drauf“, sagt Preetz.

Andere Personalien gestalten sich komplizierter. Die Frage zum Beispiel, ob Pierre-Michel Lasogga nach Berlin zurückkehrt. „Unser Ziel ist es, mit Pierre in die neue Saison zu gehen“, sagt Herthas Manager. „Das liegt auch auf der Hand.“ Der 22-Jährige hat sich als Leihspieler beim Hamburger SV so entwickelt, wie Hertha sich das im vorigen Sommer vorgestellt hat. Lasogga, zuvor nur Stürmer Nummer drei hinter Ramos und Wagner, liegt seit längerem ein Angebot zur Vertragsverlängerung vor. Doch was passiert, wenn er es ablehnt? Besteht Hertha auf Erfüllung des bis 2015 laufenden Vertrages – auch auf die Gefahr hin, Lasogga dann ablösefrei ziehen lassen zu müssen? Oder würden die Berliner in diesem Fall einen Transfer befürworten, um eine weitere Millionenablöse zu erzielen?

Eine schnelle Entscheidung ist nicht zu erwarten, solange Lasogga mit dem HSV noch in den Abstiegskampf verstrickt ist. Das Gleiche gilt für Per Skjelbred, der den umgekehrten Weg (von Hamburg nach Berlin) gegangen ist. Sollte der HSV absteigen, würde sich Herthas Verhandlungsposition nicht verschlechtern. Als Zweitligist könnten die Hamburger das Erstligagehalt des norwegischen Nationalspielers kaum noch bezahlen, sie wären also zum Verkauf gezwungen. Vor Saisonende wird in dieser Personalfrage ganz sicher keine Entscheidung fallen. Stefan Hermanns

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