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Beim Testspiel zwischen dem 1. FC Union und dem schwedischen Verein Djurgardens gab es Ausschreitungen.

© dpa

Update

Nach Randale in Stockholm: Union-Präsident Zingler gibt Versäumnisse zu

Gewaltbereite Fans können beim 1. FC Union mit keiner Unterstützung des Vereins rechnen. Das machte der Berliner Klub nach den jüngsten Tumulten deutlich und kündigte bis zu 60 Stadionverbote an. 24 Personen sollen identifiziert sein. Auch der DFB ermittelt.

Dirk Zingler hatte nach den Ausschreitungen von Stockholm viele Interviewanfragen. Der Präsident des Fußball-Zweitligisten 1. FC Union entschied sich jedoch dafür, vorerst nur mit dem vereinseigenen TV zu reden. Die Fragen stellte Stadion- und Pressesprecher Christian Arbeit. Von Unabhängigkeit konnte also keine Rede sein, das 24-minütige Video ist aber immerhin kostenfrei im Internet zu sehen.

Zingler räumt darin die Schuld des Vereins beziehungsweise der eigenen Fans für die Randale und den Spielabbruch am Sonnabend beim Test bei Djurgardens IF ein. „Wir sind alle darüber erschrocken, was da ablief. Es wurden Grenzen für uns als Unioner und für den Verein überschritten“, sagte der 49-Jährige. „Wir haben einen klaren Kodex, dass Menschen und Gegenstände nichts auf dem Rasen zu suchen haben. Da interessiert mich nicht, dass eine Provokation stattgefunden hat.“

Beide beteiligten Vereine sowie die Polizei in Stockholm und Berlin arbeiten mittlerweile an der Aufarbeitung der Randale, bei der auch ein deutscher Fan verletzt worden war. Anhänger beider Klubs hatten wiederholt Pyrotechnik gezündet und waren auf den Platz gestürmt. Auch der DFB-Kontrollausschuss hat seine Untersuchung angekündigt. „Wir warten auf Unterlagen und Material vom schwedischen Verband“, sagte Michael Morsch aus der Medienabteilung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Falls der Kontrollausschuss belastendes Material erhält, würde Strafantrag beim DFB-Sportgericht gestellt werden.

Gegen die Randalierer werde auch der Verein hart vorgehen. Bereits 24 Straftäter konnten identifiziert werden. Einige habe Zingler sogar mit bloßem Auge von der Tribüne in Stockholm ausmachen können. Insgesamt gehe der Verein von 50 bis 60 Stadionverboten aus. Das würde die Zahl der bisher ausgesperrten Union-Fans fast verdoppeln.

Den Weg eines Vereins, der sich für Stehplätze, Fußball pur und einen respektvollen und kommunikativen Umgang mit seinen Fans einsetzt, wolle Union jedoch weitergehen. Auch gegenüber den Verbänden sieht sich Zingler, der sich stets dem vermeintlichen Sicherheitswahn von DFB, Deutscher Fußball-Liga (DFL) und Polizei verwehrte, nicht geschwächt. Das würde nur der Fall sein, „wenn wir die falschen Schlussfolgerungen ziehen“, meinte der Klubchef.

In Zukunft werde es auch weiterhin Freundschaftsspiele im Ausland geben. Mit Hilfe des DFB sollen dann aber Fans mit Stadionverboten oder bei Union-Heimspielen verbotene Gruppierungen (Crimark) nicht mehr – wie nach Stockholm – den Klub begleiten.

Nicht behandelt wurde in dem Interview der möglicherweise zu wenig kritische Umgang Unions mit dem Thema Pyrotechnik. Es macht derzeit den Anschein, dass vor allem die Platzstürmer bestraft werden sollen. Der Spielabbruch erfolgte jedoch auch, weil Union-Fans Bengalos zündeten und diese auf den Platz warfen.

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