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Spritzige Vorstellung. Borussia Dortmund dominiert derzeit die Bundesliga-Konkurrenz – und wehrt sich gegen Titelambitionen. Foto: dapd

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Nach Sieg gegen Mainz: Dortmund spricht noch nicht von Meisterschaft

Borussia Dortmund will selbst nach dem überzeugenden Sieg in Mainz nichts von der Meisterschaft hören. Dabei läuft es für die Mannschaft gut in der Bundesliga.

Manchmal ist es ganz einfach, in der Fußball-Bundesliga zum Titelkandidaten aufzusteigen. Es bedarf nur einer gewissen Hartnäckigkeit. Thomas Tuchel, der Trainer des FSV Mainz 05, hat vor kurzem im „Kicker“ erzählt, wie seine Mannschaft von Louis van Gaal zum Meisterschaftsanwärter geadelt wurde. Gefühlte zwölf Mal sei der Trainer der Bayern gefragt worden, ob die Mainzer es wirklich schaffen könnten. Bei der 13. Nachfrage habe van Gaal dann endlich gesagt: Natürlich können die Mainzer Meister werden. Es sei an dieser Stelle eidesstattlich versichert, dass Tuchel am Sonntag bereits auf die erste Nachfrage Folgendes antwortete: „Dortmund kann auf jeden Fall Meister werden – weil die Mannschaft neben der Qualität auch den Spirit und die Mentalität mitbringt.“ Jürgen Klopp, der Trainer des BVB, ließ seinen Kollegen den Satz zu Ende sprechen, dann vermerkte er fürs Protokoll: „Dass der Thomas das sagt, macht es nicht wahrscheinlicher.“

Was es wahrscheinlicher macht, sind solche Auftritte wie der am Sonntag im Spitzenspiel gegen den bisherigen Tabellenführer Mainz. „Rein gar nichts zu bemäkeln“ hatte Dortmunds Innenverteidiger Mats Hummels nach dem 2:0-Sieg seiner Mannschaft, und das kommt im Moment häufiger vor. „Woche für Woche spielen wir eigentlich sehr guten Fußball“, sagte Torwart Roman Weidenfeller. So wie die Dortmunder sich zurzeit in der Liga präsentieren, können sie sich gar nicht dagegen wehren, dass ihnen Ambitionen unterstellt werden, die sie selbst noch für unpassend halten. „Das interessiert uns null Komma null“, sagte Jürgen Klopp über eine mögliche Beteiligung am Titelkampf. Dieses Thema werde nur von außen an die Mannschaft herangetragen.

„Ich soll einen raushauen, oder?“, fragte Mittelfeldspieler Nuri Sahin, als sich das Gespräch mit den Journalisten behutsam dem Dortmunder Unthema näherte. „Wir sind einer von 18 Favoriten in der Bundesliga.“ Aber die Dominanz des BVB ist keine Erfindung der Medien, sie lässt sich auch durch Zahlen und Fakten schlüssig belegen: Seit der Auftaktniederlage gegen Leverkusen sind die Dortmunder nun schon neun Spiele ungeschlagen, sie haben von allen Bundesligisten die meisten Spiele gewonnen (8), sie haben die meisten Tore geschossen (23) und die wenigsten kassiert (7). „Wir haben einfach die Gier, die Spiele zu gewinnen“, sagte Weidenfeller, der in Mainz unmittelbar nach der Pause beim Stand von 1:0 einen Foulelfmeter von Eugen Polanski parierte und zum vierten Mal kein Gegentor kassierte. „Man merkt jeden Tag im Training, dass wir uns immer noch verbessern wollen. Alle sind energisch bei der Sache.“

Das Spiel in Mainz war ein überzeugender Beleg für die Stärke der Dortmunder. „Wir können Vollgas geben, wir spielen Fußball, wir erarbeiten uns Torchancen, wir stehen defensiv brutal gut, wir sind mental stark“, sagte Nuri Sahin. „Hut ab vor dieser Leistung.“ Besser geht’s kaum.

Es ist fast schon beängstigend, wie gut es für die Dortmunder in der Bundesliga läuft. Trainer Klopp wollte seine Mannschaft gegen Mainz im 4-3-2-1-System spielen lassen, um die Passwege des Gegners im Mittelfeld zu blockieren. Richtig einüben konnte er die Variante mit seinen Spielern angesichts der Terminhetze nicht, „wir haben das nur ganz kurz trainiert“. Trotzdem funktionierte das neue System beinahe perfekt. Die Mainzer fanden keine Schneisen für ihr Flachpassspiel, mit jedem Ballverlust büßten sie mehr von ihrer Sicherheit ein, sie verloren das Vertrauen in ihr Spiel und taten schließlich genau das, was die Dortmunder provozieren wollten: Sie schlugen lange Bälle in die Spitze, die selten ihren Adressaten erreichten. Es war der perfekte Matchplan, mit dem Jürgen Klopp seinen Mainzer Kollegen Thomas Tuchel, den eigentlichen Master of Matchplan, überrumpelt hatte.

Klopp hat als Trainer schon immer für die Macht der Leidenschaft gestanden, in Dortmund aber fußt diese Leidenschaft auf einer stabilen fußballerischen Basis. Bei allem läuferischen Aufwand, den die Mannschaft für ihr Spiel betreiben muss – man sollte nicht vergessen, dass die Borussen auch herausragende Techniker wie Mario Götze, Shinji Kagawa oder den omnipräsenten Nuri Sahin in ihren Reihen haben, die dem Spiel des BVB eine gewisse Leichtigkeit verleihen. Und trotzdem hofft die Konkurrenz immer noch, dass dem Tabellenführer vorzeitig die Luft ausgeht. Uli Hoeneß, der Präsident des FC Bayern München, äußerte seinen besonderen Wunsch, dass die Dortmunder in der Europa League weiterkommen – „damit sie noch ein bisschen laufen müssen außerhalb der Bundesliga“.

Solche Wünsche von Uli Hoeneß muss man sich erst einmal verdienen.

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