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Dem Karlsruher SC bleiben nach dem verpassten Aufstieg nur Tränen.

© dpa

Nach verlorener Relegation gegen den HSV: Der Karlsruher SC hofft auf Stabilität

Alles war bereitet für die große Aufstiegsfeier des KSC. Doch es sollte anders kommen, kurz vor Schluss im Relegations-Rückspiel gegen den HSV. Nun müssen die Karlsruher auf die neue Saison hoffen - doch die wird nicht einfach.

Irgendwann haben fleißige Helfer die Kartons mit den Aufstiegs-T-Shirts weggeräumt und in einem Nebenraum des Wildparkstadions verstaut. Drei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit im Relegationsduell des Karlsruher SC gegen den Hamburger SV standen sie neben der KSC-Bank, ganz nah am Spielfeld. Karlsruhe führte 1:0, alles war bereit für die große badische Aufstiegsfeier. Mancher hat in dem Moment vielleicht sogar an die finanziellen Auswirkungen eines Aufstieges und die 21 Millionen Euro TV-Gelder gedacht, mit denen sich der badische Klub bei rund fünf Millionen Euro Verbindlichkeiten mit einem Schlag saniert hätte.

Jetzt - nach der 1:2-Niederlage und den Gegentoren von Marcelo Diaz und Nicolai Müller - sind es nur sieben Millionen, die gerade so reichen, um den Betrieb weiter laufen zu lassen. "Es gibt keine Fast-Siege, es gibt nur Siege und Niederlagen", sagte KSC-Manager Jens Todt. Der verpasste Aufstieg war eine Niederlage, obwohl Trainer Markus Kauczinski behauptete "wir hatten nichts zu verlieren, wir hätten die Bundesliga gewinnen können." Genau die verlor der KSC in einer dramatischen Schlussphase.

Mit dem Aufstieg hätte sich der KSC auf einen Schlag saniert

Neben Frust, Enttäuschung und Wut auf Schiedsrichter Manuel Gräfe, der in der 90. Minute einen unberechtigten Freistoß wegen eines vermeintlichen Handspiels von Jonas Meffert pfiff, bleibt nun die Last der Erwartung zurück. Was Klub-Umfeld und Anhang in der kommenden Saison erwarten, konnten sich Manager Jens Todt und Coach Kauczinski lebhaft vorstellen: Der KSC muss erneut um den Aufstieg mitspielen. Über die gestiegene Erwartungshaltung aber wollten weder Todt noch Kauczinski sprechen - aus gutem Grund.

"Diese Woche darf uns das runterziehen, danach muss es vorbei sein. Wir können das abschütteln, das weiß ich", glaubt Todt. Ob es tatsächlich so einfach wird, den Reset-Knopf zu drücken, ist zumindest zweifelhaft. "Das müssen wir erst verarbeiten. Es wird keine Kampfansage von uns für die nächste Saison geben", sagte Kauczinski. Ebenfalls sicher ist: Kauczinski wird Forderungen stellen. Aus weniger mehr machen zu müssen, ist für den Coach (Vertrag bis 2016) bald keine Perspektive mehr.

Schließlich liegen rasante Jahre hinter dem KSC: 2009 aus der Bundesliga abgestiegen, über Relegations-Spiele gegen Jahn Regensburg 2012 bis hinunter in die Dritte Liga durchgereicht und "klinisch tot" (Präsident Ingo Wellenreuther). Lebendig wurde der KSC erst wieder als es Kauczinski und Todt gelang die Orientierungslosigkeit abzuschütteln, die den Klub lange begleitete, und eine neue Perspektive aufzuzeigen. Nun hofft Todt, "dass der Klub weiter stabil bleibt".

"Es wird keine Kampfansage von uns für die nächste Saison geben"

2017 wird immerhin mit dem Umbau des maroden Wildparks begonnen, der 2019 fertig sein soll. Jahrelang kam der KSC wegen Streitigkeiten mit der Stadt in der Stadionfrage nicht vom Fleck und begrub schließlich Pläne eines Neubaus neben der Autobahn.

Vorher jedoch wird kräftig getrauert. "Jetzt fühlt sich das an als hätte dir jemand das Herz heraus gerissen, es tut so weh, fünf Minuten haben gefehlt, nur fünf Minuten", sagte der 23 Jahre alte Reinhold Yabo, der den KSC in Führung (79.) schoss, bevor die Kartons geholt wurden. Nun gehört der U-20-Nationalspieler zu denen aus der jungen Karlsruher Mannschaft, die den KSC wohl verlassen werden. Was den Plan von Klubchef Wellenreuther schwieriger macht, das junge Team aus Drittliga-Spielern und bei anderen "Gescheiterten", "gezielt zu verstärken".

"Was in den vergangenen Wochen passiert ist, macht die Mannschaft - und uns stärker", glaubt Manager Todt trotz allem. "Wer diese Rückschläge wegsteckt und so zurückkommt, der hat Stärke in sich", so Todt. Genau das müssen sie in Karlsruhe beweisen, jetzt wo alle Feiern abgesagt sind - und die Aufstiegs-T-Shirts keiner mehr braucht.

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