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Schlechter Anfang. Das Pauschenpferd machte Hambüchen keine Freude. Foto: dpa

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Sport: Nach vorn geturnt

Durch eine Aufholjagd wird Hambüchen im WM-Mehrkampffinale Dritter.

„Fabi, Fabi“, skandierten die deutschen Fans lautstark auf der Tribüne des Antwerpener Sportpalastes. Doch Fabian Hambüchen konnte am Ende seiner Bodenübung im Mehrkampffinale der Kunstturn-Weltmeisterschaften von Antwerpen noch gar nicht wissen, warum seine Anhänger so begeistert waren. Denn während der 25 Jahre alte Wetzlarer am letzten Gerät gerade einen Kraftakt leistete, musste der vor dem abschließenden Durchgang noch vor ihm liegende US-Amerikaner Samuel Mikulak am Reck seinen Körper unfreiwillig auf der Stange ablegen. Damit war Hambüchen die Medaille im Kampf der besten Allrounder sicher. Hinter dem überragenden Japaner Kohei Uchimura (91,990) und dessen Landsmann Ryohei Kato (90,032) belegte der Wetzlarer mit 89,332 Punkten den dritten Platz.

Es war die ersehnte Rückkehr in die Medaillenränge. Schon in frühen Jahren, als er gerne als Reckspezialist bezeichnet wurde, hatte der ehrgeizige Sportler immer wieder betont, ein kompletter Mehrkämpfer sein zu wollen. Und der WM-Zweite von 2007 und Europameister von 2009 war das auch, bevor ihn erst eine Fußverletzung und dann der Achillessehnenriss Anfang 2011 zurückwarfen. Ein Sturz am Sprung im olympischen Finale nahm ihm in London die Chancen, aufs Podest zu turnen, während sein in Belgien fehlender Teamkollege Marcel Nguyen Silber gewann. Nun aber ist Hambüchen, der am Samstag noch im Finale am Boden und am Sonntag in der Entscheidung am Reck steht, wieder dort, wo er hin wollte.

Uchimura zu schlagen, galt als nahezu unmöglich. Seit vier Jahren dominiert der Japaner die Konkurrenz der besten Allrounder der Welt. „Supermann“ nennen japanische Medien und Konkurrenten den Überflieger ehrfurchtsvoll. Denn seit seinem ersten Mehrkampf-Titel bei der WM 2009 in London jagen die anderen Gerätekünstler den mittlerweile 24-Jährigen vergeblich. Stets ist der junge Mann aus Tokio mit den schwarzen Strubbelhaaren und dem verschlafenen Blick hellwach, wenn es um Medaillen geht. Als erster Turner überhaupt wurde der Olympiasieger von London nun viermal hintereinander Weltmeister. „Er ist nicht unschlagbar“, sagt Hambüchen. Doch derjenige, der ihn bezwingt, muss noch gefunden werden.

Der Deutsche selbst weiß, was ihm fehlt, um es selbst zu sein: Er muss seine Leistung am Pauschenpferd steigern, die sich trotz täglicher Quälerei an dem ungeliebten Gerät auch diesmal wieder als sein größter Schwachpunkt erwies. Hambüchen hatte sich gewünscht, den Schwachpunkt gleich zum Auftakt des Wettkampfs bezwingen zu können. Doch kämpfte er vor dem Abgang mit Problemen, kam nicht richtig in den Handstand und lag so nach dem ersten Durchgang mit 13,333 Punkten ganz am Ende des aus 24 Turnern bestehenden Feldes. Doch der 25-Jährige ließ sich davon nicht verunsichern, spulte den Rest seines Programms routiniert ab und riskierte am Reck sogar die schwerere Kür (15,933) mit einer Schwierigkeitsnote von 7,4, die eigentlich erst für das Gerätefinale vorgesehen war. Diese katapultierte ihn vom zwischenzeitlichen zehnten Platz direkt hinter die Medaillenränge.

Und zwar, wie er hofft, nicht zum letzten Mal. Denn weiterhin will Hambüchen sich dem kräfteraubenden Vollprogramm widmen: „Im Training nicht an allen Geräten zu üben, wäre mir zu langweilig.“

Katja Sturm[Antwerpen]

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