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Immer noch da. Joseph Blatter im Kreise seiner möglichen Nachfolger..

© imago/Ulmer

Nachfolger als Fifa-Präsident: Wer könnte Sepp Blatter beerben?

Von Michel Platini bis Theo Zwanziger: Die potentiellen Nachfolger von Joseph Blatter als Fifa-Präsident wecken wenig Hoffnung. Eine Übersicht.

Die Nerven von Joseph Blatter möchte man haben. Der Fifa-Chef betonte am Montag in Zürich, nichts Illegales getan zu haben und dass er Präsident bleiben wolle. Das habe der Schweizer den Fifa-Mitarbeitern erklärt, teilte sein US-Anwalt Richard Cullen mit. Dabei haben die Schweizer Bundesanwälte am Freitag sein Büro durchsucht und ein Strafverfahren eröffnet. Veruntreuung lautet der Vorwurf. Der 79-Jährige muss nun beweisen, dass er seine eigene Organisation nicht geschädigt hat, als er Fernsehrechte zum Spottpreis verkaufte. Es scheint immer fraglicher, ob Blatter bis zu seinem angekündigten Rückzug im Februar weiterregieren darf. Neben den Staatsanwälten ermittelt nun auch die Ethikkommission der Fifa. Doch wer könnte den Weltverband übernehmen bei Verhaftung, Suspendierung oder Rücktritt Blatters? Der Kreis der Kandidaten weckt wenig Hoffnung.

Michel Platini

Der Uefa-Präsident galt als Favorit, Blatter bei der Wahl am 26. Februar zu beerben. Nun steht der Chef des europäischen Verbandes selbst unter Druck, weil er 2011 zwei Millionen Franken vom Fifa-Boss kassiert hat. In einem Brief an die Uefa-Mitgliedsverbände erklärte Platini am Montag erneut, den Betrag als Angestellter der Fifa verdient und „den zuständigen Behörden vollumfänglich und wie gesetzlich vorgesehen deklariert“ zu haben. Von Januar 1999 bis Juni 2002 war der Franzose technischer Berater Blatters und bekam dafür angeblich 500 000 Franken im Jahr. Die Summe kommt also hin, aber warum wartete Platini zwölf Jahre darauf? Das Geld könnte auch eine Gegenleistung sein. Einen Monat nach der Zahlung warb der Uefa-Chef bei den europäischen Verbänden dafür, Blatter wiederzuwählen. Mittlerweile sind beide zerstritten. Wollte Blatter ihn nun mit hineinziehen? Platini könnte von einer Auskunftsperson zum Beschuldigten im Verfahren werden. Oder die Ethikkomission sperrt den Fifa-Vizepräsidenten. Dann wäre der 60-Jährige nicht mehr zu halten – weder als Fifa-Kandidat noch als Uefa-Chef.

Issa Hayatou

Der Fifa-Vizepräsident ist nominell die Nummer zwei und würde Blatter laut Statuten nachfolgen. Einst kandidierte der Kameruner gegen seinen Chef, längst ist er Blatter aber wieder treu ergeben und sein Stimmenbeschaffer in Afrika. Gegen Hayatou gibt es immer wieder Korruptionsvorwürfe, das IOC erteilte ihm dafür einen Verweis. Der 69-Jährige ist durch ein Nierenleiden angeschlagen, reist nur mit Gerät zur Blutwäsche und großer Entourage, in die Schweiz braucht er drei Tage. Schlechte Voraussetzungen als Fifa-Chef.

Angel Maria Villar Llona

Der 65-Jährige sitzt seit Jahrzehnten ganz oben mit drin: Chef im spanischen Verband, Vize bei Uefa und Fifa. Nummer drei hinter Hayatou. Sein Ruf ist zweifelhaft.

Theo Zwanziger

Der frühere DFB-Präsident hat den Fifa-Vorstand im Mai verlassen. Mark Pieth bringt den 70-Jährigen nun als Übergangspräsidenten ins Gespräch, „der aus den eigenen Reihen stammt, akzeptabel ist und beispielsweise zwei Jahre bleibt, um für Ruhe zu sorgen“, sagte der Antikorruptionsexerte der „NZZ“. Pieth hofft, der integere Zwanziger könne sogar noch die WM 2022 in Katar verhindern. Doch Zwanziger konnte in seiner Zeit im Exekutivkomitee kaum Reformen umsetzen, pflegte am Ende einen freundlichen Umgang mit Blatter und fehlte oft bei Sitzungen. „Meine Laufbahn ist beendet“, erteilte Zwanziger gegenüber dem „Kicker“ Pieths Vorschlag direkt eine Absage.

Wolfgang Niersbach

Der DFB-Präsident wird oft als Fifa-Chef gefordert, zuletzt vom hessischen Verbands-Chef. Niersbach sei schließlich kompetent, unbelastet und Herr des größten Nationalverbandes, sagte Rolf Hocke der „FR“. Auch in der Uefa wird Niersbach als Platini-Nachfolger gehandelt. Doch der 64-Jährige scheut kritische politische Standpunkte und sucht lieber die Nähe seines Lieblingskindes, der Nationalelf.

Prinz Ali bin al-Hussein

Der jordanische Königssohn war Blatter bei der Wahl im Mai klar unterlegen. Der 39-Jährige tritt wieder an, bräuchte aber im Februar deutlich mehr Unterstützer.

Chung Mong-Joon

Der Spross der Huyndai-Dynastie hat ebenfalls seine Kandidatur erklärt. Doch dem 63-jährigen Südkoreaner droht wegen Ethikverstößen eine Fifa-Sperre.

Tokyo Sexwale

Der Name hat einen guten Klang, der Südafrikaner war Freiheitskämpfer und Mitgefangener von Nelson Mandela. Blatter spannte ihn zuletzt für Diskriminierungsthemen ein. Öffentlich hat der 62-Jährige aber noch keinerlei Ambitionen erklärt.

Zico

Nur der Vollständigkeit halber genannt. Der brasilianische Ex-Nationalspieler will kandidieren, dem 62-Jährigen fehlt jedoch die nötige Unterstützung sowie die Fachkenntnis.

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