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Sport: Nachhilfe beim Gegner

Boll geht nach China, um für Olympia zu lernen

Rotterdam – Ihm nach! Das hätte Timo Boll sagen können, nachdem ihn Zhang Jike gerade abgehängt hatte. Doch weil Boll sein Temperament meist nur an der Tischtennisplatte herauslässt und nicht beim Erzählen danach, hörte es sich bei ihm so an: „Ich werde versuchen, wieder näher an die Chinesen heranzukommen.“

Der dritte Platz bei der Tischtennis-WM in Rotterdam war jedenfalls für den 30 Jahre alten Hessen Bestätigung und Auftrag zugleich. Bolls Bronze ist die erste WM-Einzelmedaille, die ein Europäer seit sechs Jahren gewinnen konnte. „Das ist immerhin schon mal was“, sagte er. Und dass gerade er sie griff, gibt die Kräfteverhältnisse im Tischtennis gut wieder. Er ist als einziger Herausforderer der Chinesen übrig geblieben.

Sein Erfolg verpflichtet Boll aber auch, denn ohne ihn würde es an der Spitze noch langweiliger werden. Deshalb verkündete Boll nach seiner 1:4-Niederlage im Halbfinale gegen den Weltmeister Zhang Jike: „Im Sommer gehe ich wieder nach China, um dort in der Liga zu spielen. Dort kann ich genauso trainieren wie die Chinesen auch.“

Dass ihm dieses Training fehlt, musste er in Rotterdam wieder erfahren. Es fiel ihm schwer, sich an die Schlaghärte und die Präzision von Zhang Jike zu gewöhnen. „Die Chinesen trainieren immer untereinander und werden dadurch besser. Davon möchte ich profitieren.“

Zhang Jike präsentierte gegen Boll eine herausragende Leistung. „Ich muss an meinen Schwächen arbeiten und sie zumindest reduzieren“, sagte Boll. Gegen Zhang Jike würden ihm vor allem eine bessere Rückhand und bessere Athletik helfen. Dann käme er an die extrem platzierten Bälle schneller heran und könnte mit einer druckvolleren Rückhand antworten, anstatt sie zu umlaufen und mit der Vorhand zu spielen. Spielsicherheit, Taktik und Coolness von Boll bei der WM waren aber medaillenwürdig.

Für die Olympischen Spiele haben Boll und die anderen Europäer jedoch einen Helfer gefunden: den Internationalen Verband. Der hat beschlossen, nur noch zwei Teilnehmer pro Land im Einzel starten zu lassen. Also auch nur zwei Chinesen und nicht mehr sieben wie bei der WM. Die Plätze werden wohl Zhang Jike und Wang Hao einnehmen; es sind aber die Beiden, gegen die Boll zuletzt die größten Schwierigkeiten hatte. „Ich brauche einen absoluten Sahnetag, um so ein Spiel zu gewinnen“, sagte er. Es könnte dafür keinen besseren Zeitpunkt geben als bei den Olympischen Spielen. Friedhard Teuffel

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