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© dpa

Nachruf: Rolf Rüssmann: Im Ruhrgebiet zu Hause...

...und natürlich im Fußball. Rolf Rüssmann war Spieler und Manager aus Leidenschaft. Nun ist er im Alter von 58 Jahren gestorben. Ein Nachruf.

Auf dem Fußballplatz spielte er rustikal, aber erfolgreich. Als Funktionär war er humorvoll, aber auch umstritten. Gekannt und geachtet jedenfalls haben ihn alle im deutschen Fußball. Nun ist Rolf Rüssmann an den Folgen von Prostatakrebs gestorben.

„Das ist eine schockierende Nachricht“, sagte Reinhard Rauball, der Präsident der Deutschen Fußball-Liga (DFL). Der Dortmunder kannte Rüssmann, der stets dem Ruhrgebiet verbunden blieb, schon als Spieler. Kein Wunder, nicht weniger als 453 Bundesliga-Partien und auch 20 Länderspiele bestritt Rüssmann, der lange Blonde aus Westfalen. „Es gibt nur wenige, die die Bundesliga so geprägt haben und dabei so anständig waren wie Rolli“, sagte Rauball. Am Abend traten Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund mit einem Trauerflor zu ihrem Spiel an (siehe unten). Die Vereine, mit denen Rüssmann eng verbunden war, ehrten den Verstorbenen im ausverkauften Borussia-Park auch mit einer Gedenkminute.

Der in Schwelm geborene Rüssmann begann seine Laufbahn als Spieler beim FC Schalke 04. Von 1969 bis 1980 trat er, mit einigen Unterbrechungen, für Schalke an. In seinen 304 Spielen agierte er erst als Vorstopper und wurde mit seiner oftmals robusten Art dieser Position gerecht. Später spielte Rüssmann als Libero. Im Dezember 1980 wechselte er zum Rivalen nach Dortmund, wo er bis 1985 weitere 149 Bundesliga-Partien absolvierte. Nur zwei Jahre später, im Alter von 36 Jahren, wurde er Manager in Schalke – als Nachfolger von Rudi Assauer. Er kündigte aber bereits nach einem halben Jahr. 1990 trat Rüssmann in die Dienste der Mönchengladbacher, wo er zunächst die Geschäfte zusammen mit Helmut Grashoff führte, später dann alleine. Mit Schalke 04wurde er Pokalsieger als Spieler, mit Gladbach als Manager.

Rüssmann bereitete am Niederrhein auch den Bau des Borussia-Parks vor. Zum Ende seiner Amtszeit war er allerdings umstritten. Seine Geschäftsführung sei chaotisch, hieß es. Er habe den Klub fast in die Insolvenz getrieben, lautete sogar ein Vorwurf späterer Verantwortlicher. In den Jahren 2001 und 2002 war er nochmals als Manager beim VfB Stuttgart tätig. Zuletzt war er für die DFL unterwegs und bewertete die Jugendleistungszentren der deutschen Profiklubs. Anfang September wurde er noch, abgemagert und an einem Stock gehend, beim Spiel zwischen Schalke II und Waldhof Mannheim gesehen.

Rüssmann, der ein kontaktfreudiger, lustiger Typ war, hatte einen dunklen Flecken in seiner Laufbahn als Fußballer. Am 17. April 1971 verschob Schalke das Spiel gegen Bielefeld (0:1). Jeder Spieler erhielt dafür 2300 Mark. „Das mieseste Geschäft meines Lebens“ nannte das Rüssmann später einmal. Wegen Meineids, weil er den Sündenfall zunächst geleugnet hatte, wurde er vom Landgericht Essen verurteilt und vom Deutschen Fußball-Bund für zwei Jahre gesperrt. 1977 wurde er dennoch Nationalspieler und nahm an der WM 1978 teil.

Rolf Rüssmann starb im Alter von 58 Jahren. Er hinterlässt seine Frau Eva und zwei erwachsene Töchter. Erst vor wenigen Tagen war er Großvater geworden, in wenigen Tagen hätte er selbst wieder Geburtstag gehabt.

Gregor Derichs

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