Nach Manchester ist er immer wieder gekommen. Aus Spanien, wo er in den letzten Jahrzehnten gelebt hat. Anlass seines Besuchs war meist das Derby seines Klubs Manchester City gegen den großen Lokalrivalen Manchester United. Dann ging Bernd Trautmann auf den Rasen - längst nicht mehr in der alten Arena an der Maine Road, sondern im neuen, glitzernden Stahlensemble namens City of Manchester Stadium - und nahm winkend den Applaus entgegen. Oder er saß in der VIP-Lounge und plauderte mit alten Weggefährten und jungen Bewunderern. Oder er stand vor dem Stadion und gab Autogramme.
Sie alle haben ihn sofort erkannt, wenn er auftauchte, Fans in jedem Alter. Sie strömten auf ihn zu, umringten ihn, drückten ihm ihren Respekt aus und erzählten sich von seiner großen Zeit, wenn er entschwand, nachdem geduldig alle Autogramme geschrieben waren. In einer Umfrage unter City-Fans wurde Bernd Trautmann, der Einfachheit halber "Bert" genannt, vor kurzem zum besten Spieler der gesamten Klubgeschichte gewählt. Eine passende Würdigung von der Basis für einen großen Sportler, dessen unglaubliche Lebensgeschichte die Geschichte des 20. Jahrhunderts widerspiegelt.
Als Kriegsgefangener war er nach England gekommen. Er blieb und wurde dort zur Fußballlegende. Am 19. Juli ist der deutsche Fußballtorwart Bernd Trautmann in seiner spanischen Wahlheimat La Llosa in der Nähe
von Valencia im Alter von 89 Jahren gestorben. "Bert Trautmann war ein großartiger Sportler und wahrer Gentleman", sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. "Er kam als Soldat und damit als Kriegsgegner nach England und wurde auf der Insel ein umjubelter Held. Er war schon zu Lebzeiten eine Legende. Seine außergewöhnliche Karriere wird für immer in den Geschichtsbüchern bleiben."
Vor allem diese eine Geschichte erzählen sie sich in Manchester immer wieder: die vom gebrochenen Genick. Wembley. 1956. FA-Cup-Finale zwischen Manchester City und Birmingham City. Trautmanns Team führt eine Viertelstunde vor Schluss 3:1. Bei einer spektakulären Parade trifft das Knie eines Stürmers den deutschen Torwart am Kopf. Trautmann bleibt zunächst bewusstlos liegen, spielt dann aber benommen weiter. Auswechslungen waren damals noch nicht möglich. Trautmann hält durch, Manchester City holt den FA-Cup.

Erst später wurde klar, dass sich Trautmann bei dem Zusammenprall schwer verletzt hat. Der zweite Halswirbel war durch. Der dritte Wirbel drängte nach oben gegen den zweiten. Es war eine Sache von Millimetern. Der Torwart hätte gelähmt sein können oder tot. Doch Trautmann hatte Glück. Er erholte sich und setzte seine Torwart-Karriere fort.
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