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Sport: Nachsitzen auf dem Grün

Bei der Qualifying-School in Spanien kämpfen Profigolfer um die Teilnahme an der Europa-Tour

Berlin – Sven Strüver hat wohl nicht geglaubt, dass er noch einmal zurück auf die Schulbank muss. Jetzt ist es so weit: Der 37-Jährige wird beim Finale der Qualifying-School für die Europa-Tour der Profigolfer antreten. Doch der Begriff für das letzte der drei Aufstiegsturniere täuscht ein wenig. Von Strüver wird auf dem San-Roque-Kurs in Cadiz vom 11. bis 16. November nur das verlangt, was er ohnehin schon kann: Golf zu spielen.

Nachdem er 2003 die Spielberechtigung für die Europa-Tour – die Tour- Karte – wegen unzureichender Ergebnisse verloren hatte, kann er sie sich nun beim Nachsitzen in Spanien zurückholen. Mindestens 40. muss er dafür werden. Das wird schwer, Strüver weiß das aus eigener Erfahrung. Vergangenes Jahr scheiterte er am Cut. Auch diesmal kämpft er gegen viele aufstrebende Talente und die Enttäuschten der gerade beendeten Saison, die sich ihren verlorenen Platz unter den Top-Golfern zurückholen möchten. Zu letzteren gehört auch Strüver, der vor ein paar Jahren noch als „Kronprinz von Bernhard Langer“ bezeichnet wurde. Mit drei Erfolgen auf der Europa-Tour zwischen 1996 und 1998 hatte sich Strüver hervorgetan, aber danach blieben die großen Siege aus. Das bislang Erreichte reichte zumindest dafür aus, dass er in diesem Jahr trotz des Verlustes der Tour-Karte und dem zwischenzeitlichen Rückfall auf Rang 500 in der Weltrangliste zu Turnieren eingeladen wurde. Über die Qualifikation kam er sogar als einziger Deutscher ins Starterfeld bei den British Open.

24 Turniere durfte Strüver in diesem Jahr auf der Europa-Tour spielen. Sein 132. Platz in der Geldrangliste brachte ihm direkt den Finalplatz für die Qualifying-School ein. „Wäre er schlechter als 142. gewesen, dann hätte er sich für das Finale in Cadiz an diesem Wochenende in Spanien erst noch qualifizieren müssen“, erklärt Rainer Goldrian, Geschäftsführer der Professional Golfers Association (PGA) of Germany. „Sven kann eine ganz gute Saison in Cadiz krönen“, sagt sein Manager Gero Bücher. „Sein großes Ziel ist aber immer noch die US-Tour, auf der er gern einmal neben Bernhard Langer und Alexander Cejka als dritter Deutscher spielen würde.“ Auf der US-Tour kann er ein Vielfaches an Preisgeldern verdienen. Die Qualifikation dafür „gleicht einer Ochsentour“, wie es der in den USA mittlerweile etablierte Cejka einmal beschrieb.

Aber auch in Europa ist das nicht einfach. Während die beiden besten Deutschen in Übersee ihre festen Startplätze haben und in Europa gemeinsam mit Marcel Siem aus Düsseldorf antreten dürfen, haben die anderen deutschen Spieler ihre Tickets für die Tour noch nicht sicher. Im Finale der Qualifying-School stehen neben Strüver auch Karim Baraka aus München und Tobias Dier. Dem Nürnberger war es in diesem Jahr ebenso ergangen wie zwölf Monate zuvor Strüver. Nach 31 Turnieren stand er bei 8800 Euro, das bedeutete Platz 264 in der Geldrangliste und den Verlust des Tour-Tickets.

Das Turnier in Cadiz ist für ihn nach diversen Krankheiten so etwas wie die vorläufig letzte Chance. Im Gegensatz zu Strüver wird er 2005 durch seinen viel schlechteren Ranglistenplatz weitaus weniger Startmöglichkeiten bei hoch dotierten Turnieren bekommen.

Karim Baraka erkämpfte sich seine Finalteilnahme in der zweitklassigen Challenge-Tour. Dabei hätte er sich sogar direkt für die European Tour qualifizieren können, vergab seine Chance jedoch an einer einzigen Spielbahn. Drei Tage lang hatte er in Moskau in Führung gelegen, in der Schlussrunde scheiterte er an einer relativ leichten Par-5-Bahn: acht Schläge, Triple-Bogey. Der kostete ihn am Ende etwa 8000 Euro und das Tour-Ticket. Der Neffe von Bernhard Langer beendete die Challenge-Tour auf Rang 28. Wäre er 15. geworden, wäre ihm das stressige Finale erspart geblieben. Rainer Goldrian dagegen freut sich über jeden deutschen Teilnehmer in Cadiz. „Ich hoffe, dass etwa zehn Golfer aus Deutschland dabei sein werden“, sagt er. „Dann ist die Chance größer.“

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