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Sport: Nachspiel: 90 fröhliche Minuten

Üben Sie eigentlich Ihren Traumberuf aus? Regelmäßig arbeitende Menschen stellen sich mitunter diese Frage.

Üben Sie eigentlich Ihren Traumberuf aus? Regelmäßig arbeitende Menschen stellen sich mitunter diese Frage. Auch mancher Fußballprofi sieht sich dieser Problemstellung gegenüber, und zwar spätestens dann, wenn die Bundesligavereine ihre Präsentationsmappen oder Jahrbücher zur neuen Saison herausgegeben und darin die Spieler mehr oder weniger Sinnvolles über sich selbst verraten sollen.

Üben Sie Ihren Traumberuf aus? Das wurde auch Anthony Yeboah im neuen Jahrbuch des Hamburger SV gefragt. "Meistens ja", hat der Stürmer geantwortet. Eine solche Reaktion lässt keineswegs auf ungetrübte Freude über das bei ihm mit rund 2,5 Millionen Mark per anno bezahlte Profidasein schließen. Kein Wunder. Yeboah war in der vorigen Saison von der Sonnenseite schlagartig in den tiefen Schatten des Fußball-Geschäfts geraten. Ein langwieriger Steuerprozess aus seiner Zeit bei Eintracht Frankfurt beschäftigte ihn, dazu kamen Verletzungen.

Zum Thema Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Online-Umfrage: Gucken Sie Bundesliga zukünftig lieber auf Premiere? Beim 2:0-Sieg des HSV am Sonnabend über den VfB Stuttgart war der 35-Jährige wieder mal von Anpfiff bis Abpfiff dabei, "meine ersten 90 Minuten seit Monaten", wie er fröhlich anmerkte. Letztmals durfte Yeboah am 10. Februar gegen den VfL Bochum (3:0) über die volle Distanz stürmen. Das ist fast genau ein halbes Jahr her.

Yeboah bemühte sich gegen Stuttgart redlich. Er rannte viel und zeigte, dass der Ball für ihn nach wie vor ein äußerst pfleglich und mit Raffinesse zu behandelndes Spielzeug ist. Die Art, wie er da in mancher Szene die Kugel stoppte und kurz weiterleitete, wie er das runde Ding auf dem Fuß jonglierte, das brachte zwar nicht unbedingt Produktivität ins HSV-Spiel, war aber hübsch anzusehen und besaß für die, die bei Eintrittspreisen zwischen 25 und 62 Mark im Stadion saßen, hohen Unterhaltungswert. Kaum hatte Yeboah also Ballkontakt, ging schon das Raunen auf den Rängen los.

Und Yeboah war glücklich. "Ich habe viel Spaß gehabt", gestand er. Von Erschöpfung keine Spur. "Ich war nicht müde, ich habe Kondition", teilte er vorsorglich denen mit, die ihm keine 90 Minuten Bundesligafußball mehr zutrauen. Yeboah ahnt aber, dass die Zeiten für ihn beim HSV wieder schwieriger werden. "Wenn Sergej Barbarez zurückkehrt, muss man sehen, was wird", sagt er.

Am Saisonende endet Yeboahs Vertrag mit dem HSV. Und wohl auch seine Karriere. Ob er bis dahin noch einen Sinneswandel vollzieht? Dass dann von ihm auf die Frage: "Haben Sie Ihren Traumberuf ausgeübt?", ein klares "Ja" als Antwort kommt?

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