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Sport: Nachspiel: Rückpass auf Schober

Wahrscheinlich muss man sich die Szene, in der die Deutsche Meisterschaft des Jahres 2000/2001 entschieden wurde, so vorstellen: Zehn Mitarbeiter des Fußballweltverbands Fifa sitzen in Zürich an einem Tisch und diskutieren. "Mensch, die Fußballspiele sind in letzter Zeit langweilig geworden", sagt einer.

Wahrscheinlich muss man sich die Szene, in der die Deutsche Meisterschaft des Jahres 2000/2001 entschieden wurde, so vorstellen: Zehn Mitarbeiter des Fußballweltverbands Fifa sitzen in Zürich an einem Tisch und diskutieren. "Mensch, die Fußballspiele sind in letzter Zeit langweilig geworden", sagt einer. "Genau, immer dieses öde Hintenrumgespiele zum Torwart", ergänzt sein Nachbar, "wenn der Torwart dann angegriffen wird, nimmt er den Ball einfach in die Hand und schlägt ihn weit weg." Die Not war groß unter den Mitarbeitern der Fifa, denn das unansehnliche Spielen auf Zeit hatte inzwischen auf fast allen Fußballplätzen dieser Welt Einzug gehalten. Doch was konnte man tun? "Den Torwart abschaffen", sagte einer, aber die anderen fanden das nicht so gut. "Da fallen zu viele Tore, dann können wir gleich Handball oder Basketball spielen." Der Vorschlag wurde verworfen, ebenso die Idee, den Ball in der eigenen Hälfte nur noch nach vorne spielen zu dürfen. "Das machen doch die Amerikaner beim American Football", lautete der Einwand. So eine neumodische Sportart wolle man nicht imitieren. Dann aber hob einer der Hinterbänkler den Arm und sagte: "Ich habe es."

Der Mann nahm sich das Regelheft und begann die Regel zwölf, verbotenes Spiel und unsportliches Betragen, handschriftlich zu ergänzen. Er schrieb: "Ein Torwart verursacht einen indirekten Freistoß, wenn er innerhalb seines Strafraumes einen der folgenden Verstöße begeht: Er berührt den Ball mit der Hand, den ein Mitspieler ihm absichtlich mit dem Fuß zugespielt hat." Die Kollegen waren noch nicht ganz einverstanden, denn wie soll man entscheiden, ob der Ball absichtlich oder versehentlich zurückspielt wurde? Der Schiedsrichter kann doch nicht in die Köpfe der Spieler sehen? "Beim Handspiel ist das doch genauso", verteidigte sich der Erfinder der Rückpassregel, "da muss der Schiedsrichter auch entscheiden, ob es Absicht war." Das leuchtete den Fifa-Mitgliedern schließlich ein und so trat die Rückpassregel in Kraft. Deshalb musste Schiedsrichter Markus Merk am Samstag um 17 Uhr 19 einen indirekten Freistoß pfeifen. Torwart Mathias Schober berührte den Ball mit der Hand, den ihm Tomas Uijfalusi absichtlich mit dem Fuß zugespielt hat. Und Patrick Andersson schießt den Ball ins Tor. Das freilich steht nicht mehr in den Regeln.

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