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Was denn nun? Kevin Pezzoni behauptet, sein ehemaliger Klub habe ihn zur Vertragsauflösung gedrängt. Der 1. FC Köln bestreitet das vehement. Foto:

© dpa

Sport: Nachspielzeit in Müngersdorf

Kevin Pezzoni und der 1. FC Köln bezichtigen sich gegenseitig der Lüge.

Es bleibt die Frage nach der Wahrheit. Hat der 1.FC Köln den Spieler Kevin Pezzoni dazu gedrängt, seinen Vertrag aufzulösen? Oder hat der 23-Jährige unter dem Einfluss von massiven Bedrohungen durch Hooligans tatsächlich keine Möglichkeit mehr gesehen, seine Karriere in Köln fortzusetzen?

Kevin Pezzoni hat sich nun zu Wort gemeldet und die Darstellung des Klubs bestritten, nach der es sich bei der Trennung zwischen ihm und dem Verein um eine einvernehmliche Einigung gehandelt habe. „Ich hatte gehofft, dass sich die Verantwortlichen hinter mich stellen und versuchen mich zu schützen“, sagte Pezzoni der „Welt“. Dagegen hätten „die Vereinsverantwortlichen sich wohl beraten und dann den Vorschlag unterbreitet, den Vertrag aufzulösen.“

Diesem Vorwurf widerspricht der FC-Geschäftsführer Claus Horstmann vehement. „Der 1. FC Köln hat alles getan, um Kevin Pezzoni in angemessener Weise zu schützen. Wir haben ihm jegliche Unterstützung gegeben und der Trainer hat ihm sein Vertrauen geschenkt. Die von ihm nun erhobenen Vorwürfe sind substanzlos, unangebracht und schaden ihm selbst am meisten“, teilte er mit.

Somit steht Aussage gegen Aussage. Doch weshalb Pezzoni die Vorwürfe erst eine Woche nach der Trennung erhebt, bleibt bisher ebenso unklar wie die Reaktion des Vereins auf die Vertragsauflösung. Horstmann sagt, es sei irrelevant, welcher der Verhandlungspartner das „Wort Vertragsauflösung zuerst in den Mund genommen hat“. Und: „Kevin hätte die Auflösung nicht unterzeichnen müssen, wenn er nicht gewollt hätte.“ Für den 1. FC Köln scheint sich die Sache im Fall Pezzoni damit erledigt zu haben. Er betrachtet ihn unabhängig von der Problematik der übrigen Fangewalt. Und auch Kevin Pezzoni will nur noch nach Köln zurückkehren, „um den Umzug abzuwickeln“.

Die Trennung ist ohnehin nicht mehr rückgängig zu machen. Die gegenseitigen Vorwürfe bleiben aber bestehen, ebenso der Eindruck einer fragwürdigen Kommunikation des Klubs. Seit dem Beginn der Affäre wurde stets nur bröckchenhaft mit Details an die Öffentlichkeit gegangen. Mit dieser Informationspolitik hat der 1.FC Köln der kollektiven Verwirrung und den zunehmenden Gerüchten zumindest nicht entgegengewirkt. „Wir haben da sicher Fehler gemacht“, sagte Kölns sportlicher Leiter Frank Schäfer bereits in der vergangenen Woche. Ein etwas kurioses Bekenntnis vor dem Hintergrund, dass sich die neue Klubführung um Präsident Werner Spinner als einen Hauptaspekt der künftigen Arbeit größere Transparenz bei vereinsinternen Abläufen versprochen hat.

Auch wenn das Thema Pezzoni in den kommenden Tagen und Wochen immer mehr in den Hintergrund geraten wird – die größten Probleme des Klubs sind damit nicht gelöst. „Wir haben den Vertrag mit Kevin Pezzoni nicht aufgelöst, weil wir vor den Chaoten kapitulieren“, sagte Horstmann und verwies auf die jüngste Intensivierung der Fanarbeit. Die vielen Übergriffe von Gewalttätern unter der FC-Flagge in der jüngeren Vergangenheit belegen dagegen, dass die Verantwortlichen noch ganz am Anfang dieser Arbeit stehen. „Wir wissen, dass wir vor unserer Haustür noch eine Menge zu tun haben“, gab Geschäftsführer Horstmann zu und ergänzte, dass die Entwicklung der Ultra-Szene insgesamt in den vergangenen Jahren von allen Seiten viel zu sorglos begleitet worden sei. Mit verschärften Sanktionen wie Vereinsausschlüssen und Stadionverboten will der Verein künftig reagieren, hofft aber auch auf die verstärkte Mithilfe von Justiz und Polizei. Dennoch bleibt das ungute Gefühl, dass dem Verein das brisante Thema über den Kopf wachsen könnten.

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