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Sport: Nachtmarsch nach Hannover

Waspos Trainer will laufen, wenn sein Team bei Spandau siegt

Berlin. Noch am Montagabend hat Sören Mackeben mit Michael Zellmer telefoniert. „Wir haben vereinbart, dass er und ein paar alte Freunde von Mittwoch auf Donnerstag bei mir übernachten, damit wir am Abend noch zusammen ein Bier trinken können“, erzählt Mackeben, der seit zwei Monaten in Berlin ist. Allein schon mit dieser Aussage dürfte geklärt sein, unter welchem Vorzeichen das heutige Wasserball-Bundesligaspiel zwischen den Wasserfreunden Spandau 04 und Waspo Hannover (18.30 Uhr in Schöneberg) stehen wird. „Ich erwarte zwar eine kampfbetonte Auseinandersetzung, aber keine vorsätzlich unfairen Attacken“, sagt Mackeben. Dass letztlich Hannovers Torwart Zellmer mehr Bälle aus dem Netz holen wird als sein Gegenüber Alexander Tschigir, davon geht wohl selbst Bernd Seidensticker aus. Der Trainer der Niedersachsen, in seiner Wortwahl nie wählerisch, oft beleidigend, hat schon verkündet: „Wenn wir in Berlin siegen, beginne ich sofort mit einem Nachtmarsch nach Hause.“

Was alles im Vorfeld des Spitzenspiels so unkompliziert, ja beinahe freundschaftlich klingt, ist keinesfalls selbstverständlich. Schließlich sind Sören Mackeben und sein Nationalmannschafts-Kollege Marc Politze gerade erst zu Saisonbeginn vom Vizemeister Hannover zum Titelträger in Serie, Spandau 04, gewechselt. Und zumindest im Falle des 23-jährigen Bankkaufmanns Mackeben nicht im gütlichen Einvernehmen. So haben nicht nur die beiden Neu-Berliner etwas „Bammel vor dem ersten Spiel danach“, sondern auch Spandaus Trainer Peter Röhle ist etwa mulmig zumute. „Hoffentlich kommen nicht doch noch Rachegelüste auf“, nennt er seinen ersten Wunsch für heute.

Röhle verhehlt nicht, dass mit Mackeben und Politze der Meistertitel nahezu Pflicht sein muss. Den Vorwurf anderer Vereine, Spandau würde von den schärfsten Gegnern die besten Spieler abwerben wie etwa der FC Bayern München im Fußball, weist er dagegen zurück. „So ein Quatsch“, erregt sich Röhle, „ich erinnere nur daran, wer von uns schon alles weggeholt wurde.“ Er nennt Namen wie Fernandez, Bukowski, Ehrl, Reimann, Reibel, de la Pena und Klingenberg, die alle in den 90er-Jahren als Nationalspieler bei Spandau spielten. Und ergänzt: „Immer waren wir deshalb gezwungen, unser Team neu aufzubauen.“ Röhle spricht auch von einem „Hilfeschrei der anderen, die ihre Probleme lieber unter den Tisch kehren, als ihre alten Strukturen zu verändern“.

Da Spandau 04, einstmals das beste Wasserballteam im Europa, in dieser Saison endlich einmal wieder international für Schlagzeilen sorgen will, sieht Peter Röhle das Werben um die Besten „als völlig legitim“ an. Wenn die Spandauer ins Final four der Champions League kämen, dann würde man seiner Meinung nach auch wieder mit Hochachtung vom deutschen Wasserball reden. Was alle wollen, die an diesem Sport hängen. Auch die Hannoveraner.

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