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Nachwuchs-EM: Deutsche U 21 will im Halbfinale attraktiver spielen

Die Kritik nach dem enttäuschenden 1.1 gegen eine englische B-Elf ist hart, auch die von Horst Hrubesch. Für das erste Halbfinale einer deutschen U 21 seit 27 Jahren verspricht der Trainer aber Besserung. Gegner ist Italien.

Nicht einmal kleine Freude über das Ereignis, das zum letzten Mal vor 27 Jahren gefeiert wurde, kam bei den deutschen Junioren auf. „Wir haben das Halbfinale erreicht, aber die Stimmung ist trotzdem betrübt“, sagte Trainer Horst Hrubesch. Seine Spieler reagierten mit Kopfschütteln auf ihre Leistung beim 1:1 (1:1) gegen eine englische B-Mannschaft und gaben verschämt ihre Kommentare ab. Das Erreichen des Semifinales der U-21-Europameisterschaft am Freitag gegen Italien in Helsingborg schien ihnen fast peinlich zu sein. Denn das Ziel, mit einem Unentschieden den zweiten Platz in der Gruppe B zu sichern, wurde mit recht fragwürdigen Mitteln erzielt, die im Widerspruch zur Philosophie des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) stehen.

Statt offensiven, mutigen Fußball zu präsentieren entschied sich das Team, das erforderliche Ergebnis unattraktiv zu organisieren – zum Ärger ihres Trainers. „Das war einfach zu wenig. Man kann nicht sagen, das Halbfinale ist erreicht, wir sind jetzt zufrieden. Wir wollen ja guten Fußball spielen“, sagte Hrubesch. DFB-Präsident Theo Zwanziger, der in Erwartung eines echten deutsch-englischen Klassikers angereist war, forderte „ein erheblich höheres Maß an Leidenschaft“ ein. Nach dem bereits stark verbesserungswürdigen Auftritt gegen Finnland (2:0) versäumten es die Junioren vor einem großen Publikum in der Heimat – immerhin 6,1 Millionen Zuschauer verfolgten die ZDF-Liveübertragung – ihrem Ruf als hochtalentierte Mannschaft gerecht zu werden.

Nach der frühen Führung durch Gonzalo Castro lehnte sich das Team zurück und forcierte auch nach dem Ausgleich seine Bemühungen nicht. „Die ersten 25 Minuten waren ganz gut. Dann haben wir das Ergebnis verwaltet“, sagte Torwart Manuel Neuer. Der Leidtragende des ziemlich einvernehmlichen Remis waren die Spanier, die nach dem 2:0 gegen Finnland ausschieden. „Dass die Mannschaft nicht einhundert Prozent gebracht hat, ärgert mich an der Sache“, sagte Hrubesch. „Ich habe ihnen gesagt, sie sollen es nehmen wie ein Endspiel. Aber das war nicht der Fall.“ Dennoch erreichte der DFB in der ältesten Juniorenklasse erstmals seit 1982 das Halbfinale, das zuletzt 2004 und 2006 verpasst worden war.

„Wenn ein Punkt nötig ist für das Halbfinale, wird nichts riskiert“, sagte Marko Marin. „Das wissen alle, die Fußballer waren.“ Diese Einstellung ist aber exakt das, was Hrubesch im Sinne der DFB-Philosophie ablehnt. Ob allerdings mit seinem taktischen System überhaupt begeisternder Offensivfußball möglich ist, erscheint fraglich. Hrubesch verzichtet auf den Einsatz echter Stürmer und will daran auch im Halbfinale nichts ändern. Die Angriffspositionen werden durch Mesut Özil und Ashkan Dejagah besetzt, zwei Mittelfeldspieler, die oft so wirken, als würden sie nach einer oder zwei vor ihnen postierten Anspielstationen fahnden.

Die Spieler und ihr Trainer versprechen dennoch Besserung. Horst Hrubesch kündigt an, dass das Beste noch bevorstehe: „Die schlechten Spiele sind jetzt weg.“

Gregor Derichs[Halmstad]

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