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Neymar (r.) und die Brasilianer müssen sich mit einem Punkt begnügen.

© dpa

Nächste Überraschung bei der WM 2018: Brasilien lässt gegen die Schweiz Punkte liegen

Die Favoriten tun sich weiter schwer bei dieser WM: Brasilien kommt zum Auftakt nicht über ein 1:1 gegen die Schweiz hinaus.

Ein frischer Wind wehte vom Don herüber in das Stadion von Rostow und mit ihm eine weitere Überraschung zu dieser Weltmeisterschaft. Nach Argentinien und Deutschland blieb auch Brasilien das erwartete Erfolgserlebnis zum Auftakt versagt. Am ersten Spieltag der Vorrundengruppe E reichte es vor 43 000 Zuschauern nur zu einem 1:1 (1:0) gegen die Schweiz. Der Rekord-Weltmeister war zwar dominant, schoss durch Philippe Coutinho auch ein schnelles Tor, leistete sich zu Beginn der zweiten Halbzeit aber eine kurze geistige Auszeit, die der Hoffenheimer Steven Zuber zum Ausgleich nutzte.

Am Ende hatten die Schweizer kaum noch die Kraft zum Jubel für diesen Achtungserfolg. Sie hatten ihn sich nicht ermauert, sondern durch harte Arbeit und Disziplin verdient. Auf brasilianischer Seite wirkte Neymar nach langer Verletzungspause gut erholt, er braucht wohl noch ein paar Spiele in diesem Turnier, um seine Klasse vollends auszuspielen. Am Sonntag spielte er überraschend selbstlos, beschränkte sich oft auf wenige Kontakte, was dem Tempo in der Anfangsphase sehr zuträglich war. Es war Neymar, der im Zusammenspiel mit Philippe Coutinho die Schweizer in eine erste schwere Verlegenheit stürzte und Paulinho in verheißungsvolle Position brachte. Der Mittelfeldmann aus Barcelona traf den Ball nicht richtig, so dass er einen halben Meter am rechten Pfosten vorbei flog.

Der Druck wurde nun immer stärker und führte folgerichtig zum 1:0. Wieder nahm alles bei Neymar seinen Anfang. Sein Pass brachte auf dem linken Flügel Marcelo ins Spiel, dessen Flanke Zuber nur unzureichend abwehren konnte. Der Ball flog vor die Füße von Coutinho, der alle Zeit hatte, ihn sich auf den rechten Fuß zu legen und mit meisterhaftem Effetkick in den rechten oberen Winkel zu zirkeln. Ein wunderschönes Tor des Virtuosen vom FC Barcelona, vielleicht das schönste bisher bei dieser WM.

Jetzt hatten die Brasilianer das von ihnen erwünschte Spiel. Gegen eine Mannschaft, die selbst nach vorn spielen muss und damit die Räume öffnet, die den schnellen und technisch perfekten Angreifern Neymar, Coutinho, Willian und dem wuchtigen Gabriel Jesus das Kontern leichter macht. Die Seleçao reduzierte das Tempo, sie zog sich zurück und wartete auf das, was den Schweizern wohl einfallen würde. Weil die Brasilianer auf ein Konterspiel spekulierten, die Schweizer aber ihre Grundordnung nicht leichtfertig aufgeben wollten, litt der ästhetische Wert der Auseinandersetzung ein wenig. Den Brasilianern war es egal, sie führten und hätten kurz vor der Pause fast noch ein zweites Tor erzielt. Thiago Silvas Kopfball nach einer Ecke von Neymar flog nur knapp über die Latte.

Es schien beinahe so, als wüssten die Schweizer nichts anzufangen mit dem defensiven Stil des Gegners. Bis sie dann zu Beginn der zweiten Halbzeit wieder da waren. Xherdan Shaqiris Eckball flog genau auf den Kopf von Zuber und es stand 1:1. In der Fernseh-Zeitlupe war allerdings zu sehen, wie der Schweizer seinen Gegenspieler Miranda mit beiden Händen in den Rücken stieß, was dessen Teilnahmelosigkeit schon ein wenig erklärte. Der mexikanische Schiedsrichter Cesar Ramos aber hatte nichts Regelwidriges erkannt und entschied auf Tor.

Wütende Angriffe Brasiliens waren die Folge. Neymar traf nur das Außennetz. Fernandinho und Renato Augusto kamen für Casemiro und Paulinho, Neymar zog das Tempo an, hatte viele Aktionen und provozierte allerlei Schweizer Fouls. Die Schweizer Trinkpausen häuften sich. Gabriel Jesus wurde von Denis Zakaria im Strafraum umgerissen, fiel aber so theatralisch, dass Ramos‘ Pfeife stumm blieb. Kurz darauf machte Jesus Platz für Roberto Firmino, der auch gleich eine gute Torchance hatte, aus allerdings spitzem Winkel verfehlte er das Tor um ein paar Zentimeter.

Auch Neymar hätte das Siegtor erzielen können, mit dem Kopf, aber diese Disziplin zählt nicht zu seinen besten. Als der Mönchengladbacher Torhüter Yann Sommer einen letzten Kopfball Firminos abgewehrt und Miranda das offene Tor verfehlt hatte, war die Überraschung perfekt. Die Favoriten tun sich schwer in Russland.

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