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Viel zu korrigieren. Andre Breitenreiter (Mitte) sehnt einen Paderborner Erfolg herbei.

© dpa

Nächster Gegner von Hertha BSC: SC Paderborn: Gegen den Trend

Aufsteiger SC Paderborn hat den Klassenverbleib in der Fußball-Bundesliga noch nicht abgeschrieben und muckt jetzt sogar auf. „Hertha spielt keinen schönen Fußball“, sagt SC-Coach Breitenreiter vor dem Duell in Berlin.

Von Johannes Nedo

Derzeit sind in Berlin sehr viele Paderborner unterwegs. Mindestens 1800 werden sich über Ostern in der Hauptstadt herumtreiben. Diese exakte und beachtliche Zahl hat kein Tourismusverband errechnet, sondern der SC Paderborn. Dass so viele Ostwestfalen in Berlin sind, hat natürlich mit den Feiertagen zu tun. So zahlreich reisen die Fans sonst nicht mit. Sie haben nun trotz vierstündiger Anfahrt genügend Zeit, um sich all die Sehenswürdigkeiten anzuschauen – außerdem wissen die Paderborner, dass man in Berlin auch abends etwas erleben kann. Deshalb ist zum Beispiel die Altherren-Abteilung des SC von Freitag bis Montag vor Ort. Aber bereits am Sonntag steht für die 1800 Ostwestfalen der Höhepunkt ihres Ausflugs an: dann spielt die Bundesliga-Mannschaft im Olympiastadion gegen Hertha BSC (17.30 Uhr).

Voller Zurückhaltung kommen die Paderborner auch nicht aus der Provinz in die Hauptstadt. So hat der SC-Trainer André Breitenreiter am Donnerstag gesagt: „Hertha spielt keinen schönen Fußball.“ Außer verteidigen und kompakt agieren, sei da nicht viel. Breitenreiter gilt als ein anerkannter Fußballexperte, an seinen Äußerungen muss also etwas dran sein. Dass er ein cleverer Typ ist, hat ihm neulich auch die Junge Union im Kreis Paderborn bestätigt. Sie verlieh Breitenreiter die Auszeichnung „Schlitzohr des Jahres 2015“.

Das Hinspiel gewann Paderborn 3:1 gegen Hertha

Den Preis bekam er jedoch nicht für aktuelle Großtaten, sondern weil er den SC zum Aufstieg in die Bundesliga geführt hatte – was aber bereits ein Dreivierteljahr her ist. Mittlerweile steckt seine Mannschaft schon lange in einem Tief, und auch wenn Breitenreiter Herthas Spielweise nicht mag, wird er neidisch auf die Berliner Bilanz der vergangenen vier Spiele schauen: Davon verlor Hertha BSC keines, gewann zweimal und holte acht Punkte. Paderborn konnte in dieser Zeit nur einen Punkt verbuchen. Überhaupt sind die Statistiken für den SC niederschmetternd. In den vergangenen 16 Partien hat der Klub nur einmal gewonnen, in den bisherigen neun Spielen der Rückrunde schossen die Paderborner lediglich zwei Tore, und vor zwei Wochen rutschten sie zum ersten Mal in der Saison auf einen direkten Abstiegsplatz ab.

Gestartet war Paderborn in diese Spielzeit laut Breitenreiter als „krassester Außenseiter der Bundesliga-Geschichte“, mit dem kleinsten Spieleretat aller 18 Bundesligisten von 15 Millionen Euro. Doch so spielten die Paderborner ganz und gar nicht. Sie überraschten ihre Gegner mit schnellem Offensivspiel und variablem Spielaufbau. Bester Beleg dafür war das Hinspiel gegen Hertha im November. Kurz vor der Halbzeit erzielte Salomon Kalou das 1:1 für Berlin. Doch davon ließen sich die Paderborner nicht verunsichern, sie vertrauten auf ihren Plan, brachten ihn durch und gewannen 3:1.

Die Mannschaft hat zwar immer noch einen Plan und erspielt sich zahlreiche Torchancen, macht sich aber durch individuelle Fehler viel kaputt. Und wenn sie dann in Rückstand gerät, funktioniert kaum noch etwas. Selbst Breitenreiter gibt zu: „Der Trend spricht gegen uns.“ Normalerweise wird in solch einer Situation schon längst darüber diskutiert, ob der Trainer gehen muss. Nicht in Paderborn. Auch nicht bei einer Niederlage in Berlin. SC-Manager Michael Born sagt: „Aktionismus oder ein gegenseitiges Zerfleischen sind fehl am Platz. Ein Trainerwechsel ist absolut ausgeschlossen.“

Trotzdem gibt es eine Trainerdiskussion über Breitenreiter. Seine bemerkenswerte Arbeit haben ja auch andere Vereine registriert. So wird der 41-Jährige bei Hannover 96 und dem Hamburger SV als möglicher neuer Trainer gehandelt. Am Donnerstag stellte er daher klar: „Es gibt keinen Kontakt zu einem anderen Verein.“ Breitenreiter glaubt fest daran, dass er mit dem SC die Klasse halten kann – und den 1800 Paderbornern einen schönen Sonntagabend bereitet.

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