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Neuer HSV-Trainer, fürs erste: Josef Zinnbauer.

© dpa

Nächster Trainer beim Hamburger SV: U-23-Coach Josef Zinnbauer kommt für Mirko Slomka

Nach Mirko Slomka darf der nächste Coach das Himmelfahrtskommando Hamburger SV übernehmen: am Dienstagabend holte HSV-Chef Dietmar Beiersdorfer seinen U-23-Trainer in die Bundesliga: Josef Zinnbauer.

Es wäre eine Tellerwäscher- Story, sollte sich ausgerechnet dieser Namenlose durchsetzen. Josef „Jo“ Zinnbauer heißt seit Dienstagabend der neue Trainer des Hamburger SV – „bis auf Weiteres“, wie Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer sagte, aber nicht ohne Chance auf eine dauerhafte Anstellung. Dass unterscheidet den 44-jährigen Coach der zweiten Mannschaft von früheren Interimslösungen. Sollte Zinnbauer mit seinem Team die Spiele gegen Bayern, in Gladbach und gegen Frankfurt halbwegs unbeschadet überstehen, winkt eine Festanstellung als Profi-Trainer. Das hatte es zuletzt 2004 bei Thomas Doll gegeben. Dass Beiersdorfers Wunschkandidat Thomas Tuchel nach Medienberichten abgesagt haben soll, stärkt Zinnbauers Aussichten auf dauerhafte Beförderung. Der Franke, einst kurz Zweitligaprofi, hatte die darbende U 23 erst im Sommer von Rodolfo Cardoso übernommen und sie zu acht Siegen in acht Regionalligaaspielen geführt.

Bei der Pressekonferenz am frühen Abend wirkte Beiersdorfer vollkommen überzeugt von der Neuausrichtung: „Große Lösung, kleine Lösung, wir brauchen eine passende Lösung. Wir glauben, dass Jo das sein kann. Er besitzt alle Grundvoraussetzungen, die Mannschaft zu begeistern“, sagte er und fügte an: „Von Jo versprechen wir uns, dass er mit seiner Emotionalität, seinem Auftreten, seinem Wirken die Mannschaft greifen kann.“ An Zinnbauers Seite werden Nachwuchschef Patrick Rahmen als Assistent und Stefan Wächter als Torwarttrainer arbeiten.

Zinnbauer ist der neunte HSV-Trainer in sieben Jahren

Beiersdorfer hatte Slomka am Montag von der Kündigung informiert. Er sagte: „Wir haben zum Schluss den Glauben in eine positive Entwicklung der Mannschaft verloren.“ Eine echte Chance hatte Slomka beim HSV nie, das muss zu seiner Verteidigung gesagt werden. Höchstens könnte man fragen, ob sich der vor Selbstbewusstsein strotzende Mann mit diesem Himmelfahrtskommando nicht von vornherein überfordert hat. Seine Aufgabe ab Februar war, ein schlecht zusammengestelltes, unaustrainiertes, von Verletzungen geplagtes Team vor dem Abstieg zu bewahren. Das gelang.

Aber durch die – trotz der knappen Rettung – äußerst dürftigen Rückrunde war Slomka schon im Mai so beschädigt, dass ihn die HSV-Führung niemals mit dem Aufbau einer neuen Mannschaft hätte betrauen dürfen. Slomka blieb, weil in Hamburg ein Machtvakuum bis in den Juli hinein herrschte: Dietmar Beiersdorfer werkelte bestenfalls im Hintergrund mit. Und einer musste die Mannschaft ja trainieren.

Längst machte Slomka im Sinne des Joberhalts nur noch gute Miene zum bösen Spiel

Das, was danach kam, war so vorhersehbar wie aussichtslos. Slomka ließ von Mitte Juni an einen Kader trainieren, der inzwischen nur noch in Ansätzen etwas mit der Elf zu tun hat, die am Samstag gegen Bayern München spielen wird. Nach und nach kamen die Neuen, geholt mit den Millionen aus dem Calhanoglu-Verkauf oder des Milliardärs Klaus-Michael Kühne. Längst machte Slomka im Sinne des Joberhalts nur noch gute Miene zum bösen Spiel und versprach stets, sein Bestes für ein harmonisches Miteinander zu geben.

Doch auf dem Trainingsplatz offenbarte sich der Bruch zwischen Coach und Team. Als er nun am Sonntag gegen Hannover praktisch alle Neuen gleichzeitig spielen ließ und die Etablierten damit vor den Kopf stieß, war das Tischtuch unabhängig vom Endergebnis zerschnitten. Es ehrt Slomka, dass er die Schuld nicht bei anderen sucht: „Mich hat niemand gezwungen, die Mannschaft so aufzustellen.“ Doch, hatte man: Sowohl Beiersdorfer als auch Chefkontrolleur Karl Gernandt und Kühne hatten auf den Einsatz der Unverbrauchten gepocht. Der Trainer als Spielball von Mannschaft und Führung – das konnte nicht gutgehen.

Dietmar Beiersdorfer hat den ersten Fehler seiner Amtszeit korrigiert und Slomka vor die Tür gesetzt. Immerhin hat er nichts ausgeplaudert. Das lässt hoffen, dass es Beiersdorfer ernst ist mit einem ruhigen Führungsstil, der nicht zuerst auf Resonanz vom Boulevard schielt.

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