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Narkose am Spieltag: Hertha tritt ohne Franz gegen Dynamo Dresden an

Während sich seine Mitspieler auf das Heimspiel gegen Dynamo Dresden vorbereiten, liegt der verletzte Innenverteidiger Maik Franz bei einem Spezialisten auf dem Operationstisch. Ihm steht ein langer Genesungskampf bevor.

Der Zustand von Maik Franz bessert sich. Am Montag noch, nachdem eine Schulterverletzung diagnostiziert worden war, die ihn zu drei bis vier Monate Pause zwingt, ändert Maik Franz sein Profilbild bei Facebook – es ist komplett schwarz. Am Dienstag dann wird die Düsternis dem Foto eines Sonnenaufgangs weichen. „Montag war ich mega-niedergeschlagen“, sagt Franz. „Aber nach einer Nacht darüber schlafen geht es wieder aufwärts mit meiner mentalen Verfassung.“ Es scheint sich zu bewahrheiten, was sein Trainer Jos Luhukay schon nach der Diagnose mitgeteilt hatte: „Maik hat sich in seiner Karriere schon oft wieder zurückgearbeitet – das wird er auch diesmal tun.“

Doch wieder einmal steht dem 31-jährigen Herthaner ein langer Genesungskampf bevor. Während sich seine Mitspieler am heutigen Mittwoch auf das Heimspiel gegen Dynamo Dresden (17.30 Uhr) vorbereiten, liegt der verletzte Franz in München bei einem Spezialisten auf dem Operationstisch. Der Innenverteidiger wird den Rest der Hinrunde in der Zweiten Liga sowie die ersten beiden Rückrundenspiele verpassen und erst im neuen Jahr wieder auf dem Fußballplatz stehen.

Die ganze Tragik des Maik Franz zeigt sich am Ort Kaiserslautern, im Fritz-Walter-Stadion, von dessen „Super-Atmosphäre“ er immer noch schwärmt. Im Dezember 2011 hatte er sich hier das Kreuzband gerissen und war acht Monate lang ausgefallen. Herthas Abstieg musste er tatenlos mit ansehen, wie zuvor schon den mit Karlsruhe und Frankfurt. Gerade hatte er sich in die Startelf des Berliner Zweitligisten zurückgekämpft, als es vergangenen Samstag erneut auf den Betzenberg ging. Schon in der zweiten Minuten stürzte er im Laufduell mit Gegenspieler Mohamadou Idrissou. „Es hat geknirscht, aber ich habe die Schulter heruntergedrückt und dann ging es zunächst wieder“, erinnert sich Franz. Ein späterer Stollentritt Idrissous auf die lädierte Schulter hinterlässt nur ein paar rote Kratzer, aber da war der Schaden schon angerichtet. „Es hätte überall passieren können“, wiegelt Franz ab. Aber schon einmal hatte er einen Schreckensort: In Hamburg flog er zweimal vom Platz und kugelte sich 2003 die rechte Schulter aus, die heute wieder lädiert ist. „Jetzt sieht es so aus, als wäre Kaiserslautern mein neues Hamburg.“

Luhukay muss sich was einfallen lassen.

Zweikampf mit Folgen. Gleich zu Beginn des Spiels in Kaiserslautern verletzte sich Maik Franz (rechts) in einem Duell mit Mohamadou Idrissou so schwer an der Schulter, dass er nun mindestens bis Ende des Jahres ausfallen wird.
Zweikampf mit Folgen. Gleich zu Beginn des Spiels in Kaiserslautern verletzte sich Maik Franz (rechts) in einem Duell mit Mohamadou Idrissou so schwer an der Schulter, dass er nun mindestens bis Ende des Jahres ausfallen wird.

© dapd

Eine Kanone an Wörtern wie „Katastrophe, Debakel, einfach nur traurig“ feuert Franz ab, wenn er über die erneute Verletzung spricht. Gerade hatte er gespürt, dass der Trainer auf ihn setzt und es aufwärts geht mit der Mannschaft. „Ich hatte jeden Moment genossen, wieder mit dem Bus zum Stadion zu fahren, die Fans zu sehen“, sagt er. „Gerade habe ich dran geschnuppert, dann wird es mir wieder weggenommen.“ Natürlich frage man sich da: „Warum immer ich?“

Ein Teil der Antwort lautet: Weil Maik Franz auf dem Platz keinem Duell, weder verbal noch physisch, aus dem Weg geht. „Im ersten Moment denkt man schon: Warum haust du dich auch immer mit hundert Prozent rein?“, sagt Franz. „Aber das bin ich, anders wird es mich nicht geben.“ Selbst das Duell mit Idrissou lobt er als „Super-Fight“, da bleibe nichts zurück. Und dass er immer bis an die Grenzen gehe, habe ihm schließlich auch geholfen, über längere Verletzungen hinwegzukommen. Das soll es auch diesmal. Vier Wochen muss Franz den Arm nun ruhig halten, dann kann er wieder beginnen zu laufen. In der Wintervorbereitung will er wieder angreifen „und dann steigen wir auf“.

Und während Franz versucht, das Spiel im Krankenbett auf Handy oder Tablet-PC zu verfolgen, muss sich Luhukay überlegen, wie er am Mittwoch und den Rest des Jahres eine Abwehr zusammenbekommt, die Punkte für den Aufstieg sichert. Ohnehin wollte Luhukay angesichts von vier Spielen in zwölf Tagen rotieren. Nun muss er es in der Defensive, die mit Franz zuletzt stabiler stand. „Seine Position im Kader werden wir vorerst intern lösen, es gibt ja verschiedene Varianten“, sagt Luhukay. Die Frage lautet wohl, ob Roman Hubnik oder John Anthony Brooks neben Daueraushilfskraft Fabian Lustenberger verteidigen darf. Maik Franz wird es verfolgen.

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