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Klose

© ddp

National-Torjäger: Schlussstrich mit zwei Toren

Miroslav Klose beendet seine persönliche Krise. Der Wechsel nach München scheint positiv auf den Goalgetter auszustrahlen.

Cardiff - Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat in den vergangenen Jahren einige erstaunliche Eigenschaften ausgebildet; ihr soziales Gewissen aber ist in den allgemeinen Lobpreisungen immer ein wenig zu kurz gekommen. Dabei ist es schon bei der Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr offen zutage getreten, als sich die Stimmung von Lukas Podolski gegensätzlich zu der seiner Mitspieler entwickelte. Die Mannschaft bediente Podolski dann so lange mit Vorlagen, bis der – endlich, endlich – als Torschütze seinen Frust wegjubeln konnte. Kevin Kuranyi sah sich nach dem 2:0-Sieg in Cardiff mit dem Verdacht konfrontiert, gegen die Waliser ein ähnliches Gutmenschentum ausgelebt zu haben. Doch Kuranyi widersprach der Vermutung, zu wenig an sich selbst gedacht und zu sehr auf andere geschielt zu haben. „Wenn einer besser steht, soll man ihn auch anspielen“, sagte der Schalker.

Wahrscheinlich hatte Kuranyi wirklich nicht im Kopf, dass Miroslav Klose seit einem Jahr kein Tor mehr für die Nationalmannschaft erzielt hatte, als er in der fünften Minute den Ball selbstlos in den Lauf seines Sturmpartners passte. Der Münchner stand einfach besser und vollendete den ersten Konter der Deutschen mit einem Flachschuss von höchster Präzision zur 1:0-Führung. „Die Mannschaft hat es mir sehr leicht gemacht“, sagte Klose, der gegen Wales in Vertretung von Michael Ballack und Bernd Schneider die Kapitänsbinde tragen durfte.

Es war sein erstes Tor für die Nationalmannschaft seit dem 13:0-Auswärtssieg gegen San Marino im vergangenen September, später traf Klose noch zum 2:0, und mit seinem dritten Torschuss, einem Kopfball nach Vorlage von Kuranyi, verfehlte er nur knapp das Ziel. Ein Jahr ohne Tor – das hört sich dramatisch an, relativiert sich aber, wenn man bedenkt, dass Klose in dieser Zeit nur vier Länderspiele bestritten hat. Vor wenigen Monaten aber war jede Statistik willkommen, um Kloses sportliche und private Krise mit Zahlen zu unterfüttern. „Ich habe einen Schlussstrich gezogen“, sagte der Stürmer nach dem Sieg in Wales über diese unappetitliche Phase seiner Karriere, die er mit dem Wechsel zu den Bayern nun endgültig überwunden glaubt. „Wie man sieht, fühl ich mich sehr wohl in München.“

Die Zahlen sprechen nun auch wieder für ihn. In seinem 70. Länderspiel erzielte Klose seine Tore Nummer 34 und 35. In der ewigen Bestenliste überholte er Ulf Kirsten, und gemeinsam mit Michael Ballack ist Klose nun auf Platz acht der torgefährlichste aktive Nationalspieler. Was die Statistik allerdings verschweigt: Klose hat 34 seiner 35 Tore gegen Gegner der Kategorie Wales, Saudi-Arabien und Israel erzielt. Einzige Ausnahme war sein Treffer zum 1:1 im WM-Viertelfinale gegen Argentinien vor einem Jahr. „Er hat auf einem ganz hohen Niveau gespielt“, sagte Bundestrainer Joachim Löw über den Auftritt von Miroslav Klose in Cardiff. „Das war Weltklasse.“ So Weltklasse, wie es gegen Wales eben möglich ist. Stefan Hermanns

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