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Mark Uth (links) ist erstmals für die Nationalmannschaft nominiert worden.

© dpa

Update

Nationalelf: Bundestrainer beruft Mark Uth: Joachim Löw und seine seltsame Nominierungspraxis

Stürmer Mark Uth hat noch kein Tor für Schalke erzielt. Trotzdem ist er bei den Spielen in Holland und Frankreich dabei. Anders als Berlins Marvin Plattenhardt.

Die Nachricht wurde auch in Holland zur Kenntnis genommen. „Ausgerechnet gegen die Niederlande …“, schrieb das Fachblatt „Voetbal International“ über den einzigen potenziellen Debütanten, den Bundestrainer Joachim Löw für die beiden anstehenden Länderspiele in der Nations League nominiert hat. Ausgerechnet gegen die Niederlande also könnte Mark Uth, Stürmer von Schalke 04, sein Debüt für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft geben. Uth gebürtiger Kölner, hat erst den Umweg über das benachbarte Holland nehmen müssen, um in seiner Heimat ein gefragter Mann zu werden. Drei Jahre hat er für den SC Heerenveen und Heracles Almelo gespielt, ehe die TSG Hoffenheim ihn im Sommer 2015 verpflichtete.

Vielleicht ist es das Schicksal des Mark Uth: dass er etwas weitere Wege gehen muss und dadurch ein bisschen länger braucht, bis er ans Ziel gelangt. Seit dem Sommer steht er bei Schalke 04 unter Vertrag, und jetzt, mit inzwischen 27, könnte er erstmals seit mehr als acht Jahren wieder das Trikot des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) tragen. Im September 2010 spielte er mit der deutschen U 20 gegen die Schweiz – es war sein erster und bis heute einziger Einsatz für ein DFB-Team.

23 Spieler hat Löw für die Begegnungen mit Holland (13. Oktober in Amsterdam) und Weltmeister Frankreich (16. Oktober, Stade de France) nominiert. Allein Uth hat bisher noch kein A-Länderspiel bestritten. Er habe den Stürmer schon länger beobachtet, ließ der Bundestrainer verlauten. „Er ist dynamisch und strahlt immer eine gewisse Torgefahr aus.“ Seine Nominierung ist aber wohl auch eine Reaktion darauf, dass mit Nils Petersen ein anderer Stürmer verletzt ausfällt. Auch auf Ilkay Gündogan muss Löw verzichten.

Kevin Trapp, Sebastian Rudy und Jonas Hector kehren ins Team zurück. Marvin Plattenhardt von Hertha BSC fehlt hingegen erneut. Bei den beiden vergangenen Länderspielen war er verletzungsbedingt nicht dabei; jetzt ist er zwar wieder fit, wurde aber von Löw nicht nominiert. Für die Position des Linksverteidigers hat der Bundestrainer stattdessen den Zweitligaspieler Jonas Hector berufen und Nico Schulz, der Hertha 2015 auch deshalb verlassen hat, weil er an Plattenhardt nicht vorbeikam. „Im Kern vertraue ich in dieser Phase den Spielern, die wir auch schon im September zusammen hatten“, sagt Löw. „Vor uns liegen zwei wichtige Spiele, die wir sehr ernst nehmen.“

Was Philipp Max jetzt machen muss

Mit Uth hat es immerhin ein Neuling in den Kader geschafft. Käme er gegen Holland oder Frankreich zum Einsatz, wäre er der 100. Länderspieldebütant unter Löw. Und dafür gibt es gute Argumente. Uth ist mehr als ein plumper Strafraumstürmer. Er ist beweglich, besitzt eine gute Technik und verfügt beim Torabschluss über ein instinktives Selbstverständnis. Auch die Zahlen sprechen für ihn: Vierzehn Tore, acht Assists – kein anderer deutscher Bundesligaspieler war an so vielen Toren beteiligt wie Uth. In der vergangenen Saison.

In dieser sieht seine persönliche Bilanz nicht ganz so berauschend aus: In neun Pflichtspielen für Schalke hat er noch kein einziges Treffer erzielt. Nach seinem starken Jahr mit Hoffenheim galt Uth vielen im Sommer als möglicher WM-Teilnehmer. Doch die Meinung des Volkes hat Löw noch nie sonderlich interessiert. Im Gegenteil. Manchmal hat man sogar das Gefühl: Je lauter ein Spieler in die Nationalmannschaft gesungen werden soll, desto trotziger widersetzt sich der Bundestrainer dem allgemeinen Willen.

Dieses Phänomen ist auch als das Löwsche Prinzip der Ungleichzeitigkeit bekannt. >Wieso sollte man einen Spieler in starker Form und mit folglich guter Laune zu einem Turnier mitnehmen, wenn man ein paar kriselnde und/oder verletzte Altstars zur Verfügung hat? Auch Roman Weidenfeller wurde von Joachim Löw erst nominiert, als alle seine Fürsprecher ihre Fürsprache längst entnervt eingestellt hatten. Ähnlich war es bei Lars Stindl und Sandro Wagner. Für Philipp Max dürfte das eine gute Nachricht sein. Vielleicht sollte Max beim FC Augsburg einfach mal drei Monate richtig schlecht spielen. Dann klappt’s ganz bestimmt auch mit der Nationalmannschaft.

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