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Bastian Schweinsteiger konnte mal wieder für Deutschland spielen.

© dpa

Nationalelf gewinnt 2:0 gegen Ungarn: Fingerzeige für die EM-Aufstellung

Die deutsche Nationalmannschaft hat den letzten Test vor der EM in Frankreich mit 2:0 gegen Ungarn gewonnen. Dabei gab es viele Hinweise auf die Startelf im Turnier.

Der Chef ging, und der Chef kam. Mitte der zweiten Hälfte erhörte Bundestrainer Joachim Löw seinen Kapitän Bastian Schweinsteiger. 20, 30 Minuten könne er schon spielen, hatte er vor dem finalen Test vor der Europameisterschaft gegen Ungarn gesagt. 23 wurden es, plus Nachspielzeit. Toni Kroos, der neue Herrscher im deutschen Mittelfeld, verließ den Platz. Schweinsteiger kam, die Kapitänsbinde aber blieb am linken Arm von Manuel Neuer. Bastian Schweinsteiger dürfte es verwunden haben, wichtiger war ihm, dass er nach mehr als zwei Monaten ohne Spielpraxis überhaupt wieder auf dem Feld stand.

Besonders abergläubisch scheinen sie beim Deutschen Fußball-Bund nicht zu sein. Auch vor der EM 2004 bestritt die Nationalmannschaft ihren letzten Test gegen die Ungarn, die damals ebenfalls von einem Deutschen (Lothar Matthäus) trainiert wurden. Das Spiel ging 0:2 verloren, und es folgte eine enttäuschende Europameisterschaft in Portugal, bei der die deutsche Mannschaft kein Spiel gewann und schon nach der Vorrunde ausschied. Diesmal ging gegen die von Bernd Storck trainierten Ungarn wenig schief. 2:0 (1:0) gewannen die Deutschen.

Nur Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski dürften positive Erinnerungen an die Begegnung vor zwölf Jahren haben, in der sie ihr Debüt in der deutschen Nationalmannschaft feierten. Wie damals, so saßen sie auch am Samstag in Gelsenkirchen zunächst auf der Bank. Und auch diesmal durfte Schweinsteiger eher aufs Feld, während Podolski an seinem 31. Geburtstag bis zur 78. Minute auf seinen Einsatz warten musste. "Zu null zu spielen war wichtig. Der Sieg gibt uns Stabilität, aber wir müssen noch einiges nachjustieren", sagte Bundestrainer Joachim Löw.

Kimmich kam nicht zum Einsatz

Anders als allgemein vermutet hatte er nicht etwa den Münchner Joshua Kimmich als rechten Außenverteidiger aufgeboten, sondern den Schalker Benedikt Höwedes. Es dürfte nicht nur dem Spielort Gelsenkirchen geschuldet gewesen sein, sondern auch ein deutlicher Hinweis auf die Besetzung dieser Position bei der EM sein, die für die Deutschen in genau einer Woche mit dem Gruppenspiel gegen die Ukraine beginnt. Kimmich, der im Test vor einer Woche gegen die Slowakei nicht überzeugt hatte, kam diesmal gar nicht zum Einsatz. Auch auf den anderen vakanten Positionen gab es erste Fingerzeige für eine mögliche EM-Elf. Anstelle des verletzten Marco Reus begann links offensiv der Wolfsburger Julian Draxler. Im Sturm spielte mit Mario Götze anstelle von Mario Gomez eine falsche Neun. Und die (noch) freie Planstelle in der Innenverteidigung neben Jerome Boateng besetzte Antonio Rüdiger.

Die Deutschen begannen mit dieser Besetzung, die durchaus auch in einer Woche in Lille zu sehen sein könnte, sehr schwungvoll. Schon nach 59 Sekunden beförderte Draxler den Ball am langen Pfosten nach einer flotten Kombination und einem Zuspiel von Mario Götze ins Tor. Der Treffer zählte jedoch nicht, weil der Linienrichter – zu Unrecht – eine Abseitsposition angezeigt hatte. Das machte das Schiedsrichtergespann jedoch bei den beiden deutschen Toren wieder gut, als der Vorlagengeber jeweils (wenn auch deutlich knapper) im Abseits gestanden hatte.

Das Nationalteam zeigte einen seriösen Auftritt

In der Anfangsphase hatten Thomas Müller (mit einem Distanzschuss) und Antonio Rüdiger (mit einem Kopfball nach einer Ecke) weitere gute Möglichkeiten gegen einen Gegner, der sich weit zurückzog und den Deutschen im Mittelfeld viel Platz zum Kombinieren ließ. Zwei Spieler aus der Bundesliga – Adam Szalai von Hannover 96 und Laszlo Kleinheisler von Werder Bremen – standen in der Anfangself der Ungarn. Der gehörte auch Gabor Kiraly an, inzwischen 40 Jahre alt, stand er von 1997 bis 2004 bei Hertha unter Vertrag. In Gelsenkirchen bestritt er am Samstag sein 103. Länderspiel. Dass er es immer noch drauf hat, zeigte Kiraly bei Müllers Distanzschuss, den er gekonnt um den Pfosten lenkte.

Nach der guten Anfangsphase verflachte das Spiel etwas. Balazs Dzsudzsak brachte Torhüter Manuel Neuer mit einem Fernschuss in Bedrängnis; schließlich konnte Antonio Rüdiger gerade noch klären, nachdem Szalai den Ball im deutschen Strafraum nicht schnell genug unter Kontrolle bekam. Es dauerte bis fünf Minuten vor der Pause, ehe sich die Überlegenheit der Deutschen im Ergebnis widerspiegelte. Linksverteidiger Jonas Hector, der in der Offensive einige gute Szenen hatte, brachte den Ball scharf in die Mitte, wo die falsche Neun Götze lauerte. Es war allerdings sein Bewacher Adam Lang, der den Ball schließlich mit dem Schienbein zum 1:0 für den Weltmeister über die Linie beförderte.

Insgesamt war es ein seriöser Auftritt der deutschen Mannschaft, die zum ersten Mal seit März des vergangenen Jahres wieder zu null spielte. Hinten ließ das Team von Bundestrainer Löw gegen die insgesamt harmlosen Ungarn wenig zu. Nach vorne passierte allerdings auch wenig, was nicht zuletzt an den diversen Wechseln gelegen hat, die Löw vornahm. So reichte es nur zu einem weiteren Tor durch Thomas Müller, der zur Stelle war, nachdem Kiraly einen Kopfball des eingewechselten Mario Gomez noch hatte parieren können.

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