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Ruhe in Person. Toni Kroos ist ein unaufgeregter Typ, sowohl auf dem Platz als auch daneben.

© p-a/dpa/Hase

Nationalmannschaft - EM-Qualifikation: Toni Kroos: Der Unantastbare

Toni Kroos ist die zentrale Figur im Mittelfeld der deutschen Nationalmannschaft – und auch in den Planungen von Bundestrainer Joachim Löw.

Dieses Mal ist Toni Kroos ganz besonders gern zur Nationalmannschaft gekommen. Der 25-Jährige, hinter dem der WM-Titel im Vorjahr und eine grandiose Saison bei Real Madrid stehen, ist etwas schwer in Tritt gekommen. Zwar hat er seine erste komplette Vorbereitung mit den Madrilenen absolvieren können, doch der Wechsel auf dem Trainerstuhl von Carlo Ancelotti hin zu Rafael Benitez verlief nicht ganz geräuschlos. Die Spielanlage Reals soll sich etwas verändern. Das gilt auch für die deutsche Elf. Doch in beiden Mannschaften gibt es eine Konstante – Toni Kroos.

Im Nachhinein wirkt es recht unverständlich, dass Bayern München diesen Spieler im vorigen Sommer für vergleichsweise lausige 30 Millionen Euro zu einem direkten Konkurrenten im Titelkampf der Champions League hat ziehen lassen, der schon vor Jahren mit dem Geld nur so um sich warf wie heute die Engländer. Die würden heute vermutlich das Dreifache zahlen – gemessen an den Summen, die inzwischen für weit weniger Begabung in Kopf und Bein auf den Tisch gelegt werden. Vermutlich würden die Bayern mittlerweile auch einen wie Kroos nicht mehr ziehen lassen.

Denn im Unterschied zu Bastian Schweinsteiger, der nicht ohne Grund als Münchner Urgestein gilt und gerade zu Manchester United gewechselt ist, wird Kroos noch ein Weilchen auf allerhöchstem Niveau spielen können. Ein Niveau, das er bei der WM in Brasilien darbot. Sieben Spiele, zwei Tore, vier Torvorlagen geben nur halbwegs seinen Wert für die deutsche Mannschaft wieder.

Seine hohe Begabung hat den gebürtigen Greifswalder schon in frühen Jahren vielseitig verwendbar gemacht. Und so suchte auch der Bundestrainer lange nach der richtigen Einsatzstelle für den Mittelfeldspieler, der unter Jupp Heynckes erst in Leverkusen und dann bei den Bayern reifte und aushärtete. Nachdem Kroos bei den Turnieren 2010 und 2012 noch vom Bundestrainer hin- und hergeschoben wurde, von der Sechser- über die Achter- und der Ersatzbank bis hin zur Zehnerposition, so hat er sich in Brasilien in den Bereich der Unantastbarkeit gespielt. Am Ende sei es nicht so wichtig, wo er spiele, sondern dass er spiele. Für Joachim Löw ist Kroos sakrosankt.

Mit seiner Übersicht und seiner Technik, mit seiner raschen Auffassungsgabe und Handlungsschnelligkeit verleiht er dem Spiel des Weltmeisters Struktur und Rhythmus. Löw bündelte seine Wertschätzung diesem Spieler gegenüber mal in dem schnörkellosen Satz: „Die Dinge, die Toni macht, haben Hand und Fuß.“ Und darauf setzt der Bundestrainer auch für die beiden anstehenden EM-Qualifikationsspiele am Freitag gegen Polen und am Montag in Glasgow.

„Wir wollen die Tabelle korrigieren. Für uns als Weltmeister ist es klar der Anspruch, die Tabelle anzuführen“, sagte gestern Oliver Bierhoff, der Manager der Nationalelf. In der Qualifikationsgruppe für das Turnier im kommenden Sommer in Frankreich liegt Deutschland vier Spiele vor Schluss mit 13 Punkten hinter Polen (14) auf Rang zwei vor Schottland (11). Im vorigen Herbst hatte der Weltmeister erst in Warschau verloren (0:2) und dann noch gegen Irland in der Nachspielzeit das 1:1 kassiert. „Jetzt sind wir ein wenig unter Zugzwang, aber ich bin überzeugt, dass wir die nötigen Punkte holen“, sagte Kroos ganz unaufgeregt.

Übrigens ein Wesenszug, der sich auch durch sein Spiel zieht. Vielleicht sieht es dadurch so leicht und selbstverständlich aus. Gerade durch Kroos konnte die Mannschaft bei der WM eine selten erlebte Dominanz erzeugen, die zum Titelgewinn führte. Keine Mannschaft verzeichnete bei der WM mehr angekommene Pässe als die Deutschen (4157). Auf das Konto von Kroos gingen dabei 537. Allein im Finale gegen Argentinien kamen 94 seiner insgesamt 114 Pässe an. Kein Spieler war wertvoller bei der WM.

Werte, wie sie Löw schätzt. Für den Bundestrainer ist Kroos mit Blick auf die EM 2016 und die WM 2018 eine zentrale Figur. „Wir müssen uns ein Stück weit neu erfinden, die Gegner stellen sich defensiv auf uns ein, wir müssen flexibler werden und neue Lösungen finden“, sagte Löw unlängst. Toni Kroos ist ein großes Versprechen darauf.

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