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Helmes Poldi

© dpa

Nationalmannschaft: Man spielt kölsch

Lukas Podolski und Patrick Helmes stürmen heute für die Nationalmannschaft - zur Freude des Kölner Publikums.

Es kommt nicht besonders häufig vor, dass eine Pressekonferenz der Fußball-Nationalmannschaft von Szenenapplaus unterbrochen wird. Als gestern Bundestrainer Joachim Löw in der Sporthochschule zu Köln über seine Planungen für das heutige Länderspiel gegen Rumänien referierte, waren außer Journalisten auch Studenten zugelassen. Löw verkündete, dass er im Sturm zwei Spieler von Beginn an aufbieten werde, „die mit Vehemenz nachrücken“. Die Namen Lukas Podolski und Patrick Helmes hatte er kaum ausgesprochen, da brandete der Beifall los. Der Kölner besitzt nun mal eine ausgeprägte Vorliebe für lokale Prominenz. Und weil der Deutsche Fußball-Bund (DFB) auch noch die kölsche Mundartkapelle De Höhner für das Vorprogramm engagiert hat, dürfte einem gelungenen Abend in Müngersdorf nichts mehr im Wege stehen.

Heimspiele der Nationalelf in Köln sind immer so etwas wie Auftritte auf exterritorialem Gebiet. Staatsrechtlich mag die Stadt am Rhein zur Bundesrepublik gehören, de facto aber ist Köln einfach – Köln. Als vor drei Jahren das Stadion nach dem Umbau mit einem Länderspiel gegen Belgien eingeweiht wurde, frönte das Publikum ausgiebig dem lokalen Liedgut, wozu vor allem Schmähungen des Rivalen aus Leverkusen gehören. Die tiefe Heimatverbundenheit äußert sich auch in einem wahnwitzigen Zuspruch für den örtlichen Zweitligisten 1. FC Köln. Gerade deshalb war der DFB etwas irritiert, dass für das Spiel gegen Rumänien am Montag noch knapp 6000 Karten zu haben waren und zum ersten Mal seit dem Confed-Cup 2005 ein Heimspiel der Nationalmannschaft nicht ausverkauft sein könnte.

Dass Podolski und Helmes heute von Anfang an spielen, ist daher als spezielles Angebot an das Kölner Publikum zu verstehen. Von Löw wurden die Stürmer der Einfachheit halber als „die beiden Kölner“ bezeichnet. Dabei spielt der in Polen geborene Podolski inzwischen für Bayern München, und der Siegener Helmes wird nach der Saison nach Leverkusen wechseln. Aber beide sind inzwischen Teil der Kölner Folklore. Seit Podolskis Wechsel zu den Bayern ist Helmes mehr und mehr in die vakante Rolle des Local Hero hineingewachsen. In Köln wurde er bereits als „Poldi zwei“ bezeichnet – obwohl er 15 Monate älter ist. In der Tat ähneln sich beide nicht nur in ihrer Bedeutung für den FC, sondern auch in ihrer kompromisslosen Spielweise vor dem Tor. Löw lobte Helmes als „Spieler mit einem unglaublich ausgeprägten Instinkt“. Das Gleiche gilt für Podolski.

Interessanterweise wurde Helmes in seinem ersten Bundesligaspiel im August 2005 für Podolski eingewechselt, am vergangenen Samstag in Wales spielten beide zum ersten Mal gemeinsam in der Nationalmannschaft. Doch während der 22 Jahre alte Podolski heute sein 40. Länderspiel bestreitet, hat Helmes erst drei Kurzeinsätze hinter sich, mit einer Gesamtspielzeit von gerade 35 Minuten. Der Kölner steht heute zum ersten Mal in der Startelf, Podolski zum ersten Mal seit mehr als einem halben Jahr wieder. „Lukas Podolski müssen wir wieder ranführen“, sagt Löw.

Der Münchner hat eine unbefriedigende Saison hinter sich: mit Anlaufschwierigkeiten in neuer Umgebung und der Knieverletzung zum Ende der Saison. „Das erste Jahr war natürlich nix“, sagt Podolski. „Das hab ich mir anders vorgestellt.“ Die Aufenthalte bei der Nationalmannschaft stellten für ihn in dieser Zeit immer so etwas wie eine Erholung vom grauen Alltag dar. Bei der Nationalmannschaft musste Podolski nie an seinem Wert zweifeln, da tritt er mit der Selbstverständlichkeit einer etablierten Größe auf. Das war ganz anders, als Helmes und Podolski sich vor einigen Jahren in der Jugend des 1. FC Köln zum ersten Mal über den Weg liefen. Podolski durfte damals einige Male bei den Älteren mitspielen. „Wenn Jüngere bei den Älteren dabei sind“, hat Helmes einmal erzählt. „dann sagen die nicht so viel.“

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