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In Amsterdam gab es den nächsten Tiefschlag für die deutsche Nationalmannschaft.

© REUTERS

Nationalmannschaft verliert 0:3 in Holland: Deutschland droht der Abstieg in der Nations League

Ein bitterer Abend für die deutsche Nationalmannschaft: Durch zwei späte Tore kassiert sie eine deutliche Niederlage gegen Holland.

Ein bisschen Glück war auch dabei. Der Pass war eigentlich nicht für Thomas Müller gedacht gewesen, aber er landete genau auf seinem starken rechten Fuß. Müller, Stürmer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, wurde noch leicht bedrängt von Daley Blind, trotzdem hätte die Gelegenheit kaum besser sein können – Müller aber traf nur das Außennetz. Wenn man den Zustand der Nationalmannschaft drei Monate nach dem WM-Debakel von Russland mit einer Szene beschreiben wollte, dann könnte man Müllers missglückten Torschuss kurz vor der Pause zur Hand nehmen. Es läuft nicht, und das, was früher einmal selbstverständlich war, ist es nicht mehr.

Am Ende wurde es richtig böse für die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw. In der Schlussphase kassierte sie noch zwei Tore, so dass die erste Niederlage nach der Weltmeisterschaft mit 0:3 (0:1) sehr deutlich ausfiel. Für die Niederländer war es der erste Sieg gegen die Deutschen seit 2002. Der abgesetzte Weltmeister hingegen ist in der Nations League nun Gruppenletzter. Der Abstieg droht. "Wir werden jetzt wieder auf die Fresse kriegen", sagte Verteidiger Mats Hummels. "Obwohl wir uns nicht viel vorwerfen lassen können. Wir hätten hier gewinnen müssen."

Mark Uth debütierte in der Startelf

Zwei zu eins hieß es auch schon vor dem Spiel: zwei Debütanten auf holländischer Seite gegen einen bei den Deutschen. Bondscoach Ronald Koeman besetzte seine rechte Seite mit den Neulingen Denzel Dumfries und Steven Bergwijn, beide vom PSV Eindhoven. Bei den Gästen kam der erstmals nominierte Mark Uth gleich zu seinem Startelfdebüt. Auch der nachnominierte Emre Can durfte in seinem ersten Einsatz seit elf Monaten von Anfang an spielen.

Anfangs war es deutlich zu sehen, dass sich in der Amsterdamer Arena zwei Teams gegenüberstanden, die in ihrer aktuellen Verfassung eben nicht zur Spitze des Weltfußballs gehören. Beide hätten am liebsten dem jeweils anderen die Initiative überlassen, weil sie mit der aktiven Spielgestaltung ein wenig überfordert sind. Es gab immer wieder leichte Ballverluste, Missverständnisse und vermeidbare Fehlpässe.

Die Deutschen, den Namen nach das stärkere Team, kamen etwas besser ins Spiel und begünstigt durch das zum Teil naive und recht sorglose Verhalten der holländischen Abwehr auch zu den ersten Chancen. Im Anschluss an eine Ecke legte Toni Kroos den Ball an die Strafraumgrenze zu Thomas Müller zurück, dessen Schuss parierte Jasper Cillessen im Tor der Niederländer. Kurz darauf hatte auch Uth eine erste Schussgelegenheit. Seinem Abschluss fehlte es aber ebenso an Wucht wie an Präzision. Der Schalker Stürmer, der seine Profikarriere in Holland begonnen hat, war sehr eifrig, beteiligte sich ausdauernd an der Defensive und stibitzte den gegnerischen Verteidigern ein ums andere Mal den Ball.

Die WM ist noch lange nicht verarbeitet

Die Gastgeber taten sich schwer mit dem Spielaufbau, weil die Deutschen wie schon im ersten Nations-League-Spiel gegen Frankreich (0:0) ihr Augenmerk vor allem auf die Defensive richteten. Es war bezeichnend, dass die Führung der Holländer aus einer wuchtig getretenen Ecke von Memphis Depay resultierte, bei der sich Torhüter Manuel Neuer verspekulierte. Ryan Babel setzte sich gegen Jonas Hector durch, der Ball prallte an die Latte, im Nachsetzen traf Virgil van Dijk per Kopf zum 1:0. Dass die Deutschen die WM noch längst nicht verarbeitet haben, war in den Minuten nach dem Gegentreffer zu sehen. Die Holländer hätten ihre Führung noch ausbauen können. Matthias Ginter rettete einmal auf der Linie, Giorginio Wijnaldum verfehlte mit einem Distanzschuss knapp das Tor.

Löw holte schon nach einer Stunde Müller und Can vom Feld, brachte dafür mit Leroy Sané und Julian Draxler zwei Spieler, von denen er sich eine Belebung des Offensivspiels erhoffte. Beide waren kaum auf dem Rasen, als es gefährlich wurde: Sané spielte von links in die Mitte, Draxler trat den Ball aus 18 Metern hoch über das Tor. Sané hatte kurz darauf die beste Chance, als er, begünstigt durch einen weiteren Stellungsfehler der holländischen Defensive, frei vor Cillessen auftauchte und den Ball am Tor vorbeisetzte. Insgesamt trat das deutsche Team in der zweiten Halbzeit deutlich forscher auf – und wurde am Ende zweimal ausgekontert: Depay und Wijnaldum erhöhten auf 3:0 und verhagelten den Deutschen endgültig Abend. (Tsp)

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