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Die großen Rivalen Spandau 04 (schwarze Badekappen) und Waspo Hannover werden zunächst nicht mehr aufeinander treffen.

© imago images/Nordphoto

Nationalspieler können nicht zusammen trainieren: Verschiebung der Bundesliga trifft auch die Wasserball-Nationalmannschaft

Alle nationalen Wettbewerbe sind ausgesetzt worden. Das erschwert die Arbeit für Bundestrainer Hagen Stamm. Ein Lehrgang wurde abgesagt.

Die Europapokalauslosung in der vergangenen Woche hatte es für die Wasserfreunde in sich. Spandau 04 trifft in der Champions League der Wasserballer unter anderem auf Pro Recco (Italien), Jug Dubrovnik und Olympiakos Piräus, sie alle haben die Trophäe im vergangenen Jahrzehnt mindestens einmal gewonnen. „Das ist unser Saisonhöhepunkt in diesem Jahr“, sagt Spandaus Präsident Hagen Stamm.

Wegen der hochkarätigen Gegner – und weil es mittlerweile der einzige Wettbewerb ist, der nach jetzigem Stand 2020 überhaupt noch stattfindet. Aufgrund der Coronavirus-Situation allerdings nicht wie üblich mit Hin- und Rückspielen, sondern in mehreren Turnieren.

Das erste ist in Ostia geplant, einem Vorort von Rom. In gut anderthalb Monaten. „Bis dahin müssen wir die Spannung im Training irgendwie hochhalten“, sagt Präsident Stamm.

Auf nationaler Ebene wird der Ball erst einmal nicht mehr zu Wasser gelassen. Der für den vergangenen Sonntag geplante Supercup zwischen Waspo Hannover und Spandau 04 fiel aus, der Pokal und die Bundesligen bei Frauen, Männern und Nachwuchs fangen gar nicht erst an. Anfang 2021 soll beraten werden, ob und wann es weitergehen kann. Vielleicht im März, vielleicht auch erst im Mai.

Die Entscheidung wurde Ende letzter Woche auf einer Videokonferenz der Vereine und des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) getroffen. „Der Schutz der Gesundheit aller Beteiligten erfordert angesichts dramatisch steigender Infektionszahlen im gesamten Bundesgebiet aktuell einen verantwortungsvollen Verzicht im Kontaktsport Wasserball“, sagte DSV-Vizepräsident Uwe Brinkmann.

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„In der jetzigen Lage ist die Verschiebung angesichts der bestehenden Gefahren richtig und weitsichtig gewesen“, sagt Hagen Stamm. Seiner Meinung nach hätte aber vielleicht nicht gleich für den Zeitraum bis Ende des Jahres entschieden werden müssen.

Für André Laube, den Sportlichen Leiter des Bundesligadritten OSC Potsdam, war die Verschiebung des Starts „augenblicklich das einzig Sinnvolle. Der Schutz der Gesundheit steht an erster Stelle. Wir tragen diese Entscheidung voll mit.“ Neben dem gesundheitlichen sieht Laube auch den sportlichen Aspekt. Anders als beispielsweise im Profifußball könnte im Wasserball bei einem positiven Fall eine ganze Mannschaft erst einmal nicht antreten. „Die Tabelle wäre daher wahrscheinlich sehr schnell völlig verzerrt gewesen“, sagt Laube.

Mannschaften trainieren unter sich

Von der Aussetzung der Saison ist auch die Nationalmannschaft betroffen. Ein ursprünglich ab Sonntag geplanter Lehrgang findet nicht statt, um Kontakte zwischen Spielern verschiedener Vereine zu verhindern. Spandau und Waspo Hannover, die die meisten Akteure stellen, trainieren stattdessen für sich, fast 300 Kilometer voneinander entfernt.

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Die Nationalmannschaft hat weiterhin ein großes Ziel: die Olympischen Spiele im Sommer 2021 in Tokio. Die Qualifikation in Rotterdam war im vergangenen Frühjahr abgesagt worden, soll nun im Februar stattfinden. Ähnliches wie für Spandau auf Vereinsebene sagt Hagen Stamm auch in seiner Eigenschaft als Bundestrainer: „Die Situation ist für alle nicht einfach, aber wir dürfen im Training nicht nachlassen.“

Erleichtert hat sein Sohn Marko die Entscheidung des DSV aufgenommen. „Als Sportler bin ich einerseits traurig, wenn ich nicht spielen kann. Aber die Ungewissheit ist nun abgefallen. Und als Trainer habe ich ja auch eine Verantwortung.“ Marko Stamm spielt für die Männer der Wasserfreunde und trainiert Spandaus Frauenteam.

Kein Meister bei den Frauen

Während die Männer die Saison 2019/20 von Ende August an zu Ende gespielt haben und sich Waspo den Titel sicherte, war bei den Frauen die Fortsetzung erst ab Mitte Oktober geplant. Dazu kam es wegen der steigenden Coronavirus-Zahlen nicht mehr. Die Spielzeit endete ohne Meister.

„Wir haben natürlich ein Hygienekonzept, aber eine gewisse Angst war da“, sagt Marko Stamm. In diesem Zusammenhang verweist der 32-Jährige auf Italien. Dort wurde Anfang des Monats bei den Männern ein Pokalturnier in Palermo ausgetragen. Einige Tage später gab es in drei der vier teilnehmenden Mannschaften insgesamt 13 positiv auf Corona getestete Spieler.

Der Ligastart wurde daraufhin erst einmal abgesagt, Weltmeister Italien verzichtete danach auch auf die Teilnahme der Nationalmannschaft an einem Vier-Länder-Turnier in Kroatien. Dieses sollte von Montag bis Mittwoch der laufenden Woche in Zagreb über die Bühne gehen – und ist kurz vor dem Beginn komplett gestrichen worden.

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