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NBA-Star Gilbert Arenas: "Warum nicht mal einem Fan die Cola klauen?"

NBA-Star Gilbert Arenas über Entertainment im Sport, Training mit einem Drill-Sergeant und seine Ambitionen als Obamas Vizepräsident.

Herr Arenas, was denken Sie über Alba Berlin?

Über wen?

Alba Berlin, den deutschen Basketball-Meister.

Ach so. Naja, Basketball soll in Europa ja stark im Kommen sein.

Aber Dirk Nowitzki kennen Sie?

Ja, natürlich. Wir sprechen nach den Spielen oft miteinander, beim All-Star-Game zuletzt. Und ich habe ihm zu seinem MVP-Titel im letzten Jahr gratuliert – und mir dabei ein Autogramm geholt.

Sie scherzen.

Nein. Direkt auf mein Trikot. Ich liebe Dirk. Er ist ein ehrlicher Typ und hat viel für den Sport Basketball getan. Aber auch für die NBA, die offenbar wegen ihm in Deutschland so populär ist. Wahrscheinlich spielen wir auch deshalb im Oktober in Berlin.

Die nordamerikanische Profiliga NBA will in Zukunft mehr Spiele in Berlin und Europa austragen, langfristig vielleicht sogar reguläre Saisonspiele. Das Spiel im Oktober zwischen ihren Washington Wizards und den New Orleans Hornets soll nur der Anfang sein. Die NBA allerdings ist viel showlastiger als der Basketball in Deutschland bisher. Wie viel Entertainment braucht der Sport?

Die Leute wollen doch unterhalten werden, auch vor und nach dem Spiel, finde ich. Zwar sollte der Sport als solches schon im Mittelpunkt stehen. Aber warum soll man sich nach einem Timeout nicht einfach mal kurz zu den Fans setzen oder einem Zuschauer die Cola klauen. Das ist doch lustig und tut keinem weh. Ich halte mich da an meinen Kollegen Shaquille O’Neal. Er nimmt sich selbst nicht zu ernst, streut auch mal ein bisschen Spaß ein.

Werden Sie das Spiel im Oktober in der O2-World denn überhaupt ernst nehmen?

Verstehen Sie mich nicht falsch: Wenn das Spiel läuft, bin ich voll auf Basketball konzentriert. Mein Team und die New Orleans Hornets mögen sich außerdem nicht – deshalb wird es ein hartes Spiel.

Wollen Sie den Berlinern schon einmal ankündigen, wie viele Punkte Sie erzielen werden – so wie in der NBA manchmal?

Der Trainer wird viel durchwechseln, vielleicht bekomme ich nur zwanzig Minuten Spielzeit. Also bin ich mal vorsichtig: 35 Punkte (lacht).

Von Ihnen sind noch andere Showeinlagen bekannt.

Oh ja, es gibt eine Menge Geschichten über mich. Aber nur die Hälfte davon ist wahr. Höchstens.

Stimmt es denn, dass Sie nach jedem Korb, den Sie erzielen, „Hibachi“ rufen?

Das war mal so. Hibachi ist ein japanischer Grill und ich wollte damit sagen: Ich laufe heiß. Jetzt rufe ich nach jedem Punkt: „Quality Shot“.

Was bedeutet das?

Kobe Bryant hat mich dafür kritisiert, dass ich häufig aus schlechten Positionen werfe.

Vertragen Sie Kritik nicht?

Doch, eigentlich motiviert mich das sogar. Und manchmal antworte ich mit Humor. Bevor ich auf die Universität nach Arizona gegangen bin, haben sogenannte Experten geschätzt, ich würde keine Minute Spielzeit bekommen. Ich habe ihnen das Gegenteil bewiesen. Seitdem trage ich die Nummer „0“ auf dem Trikot – und man nennt mich „Agent Zero“.

Sie sollen in der Kabine in der Halbzeit mal Online-Poker gespielt haben.

Das stimmt nicht. Außerdem spiele ich nicht um Geld. Aber in der Halbzeit habe mal geduscht – mit meinem Trikot.

Wie bitte?

Das war in meiner Zeit bei den Golden State Warriors. Wir lagen zur Halbzeit hoch zurück. Ich war sauer und wollte mich abkühlen. Weil ich zu faul war es auszuziehen, habe ich mein Hemd einfach anbehalten. Dummerweise hatte ich kein Shirt zum Wechseln.

Hat es geholfen?

Ich bin nass rausgegangen – und habe 25 Punkte erzielt. Also würde ich sagen: ja. Wichtiger als so etwas ist allerdings Training, hartes Training.

Wie schuften Sie denn so?

Ich habe mir zum Beispiel mal einen Drill-Sergeant vom Militär genommen. Der war vollkommen durchgeknallt, wir sind den ganzen Tag nur gerannt. Nach einer Woche war dann Schluss mit dem Training, weil der Typ vom Militär an den Füßen geblutet hat.

Das Training hat sich ausgezahlt. Vor gut einer Woche haben Sie Ihren neuen Vertrag unterzeichnet. Für sechs Jahre bei den Washington Wizards erhalten Sie 111 Millionen Dollar. Sie hätten auch 127 Millionen haben können. Weshalb haben Sie auf so viel Geld verzichtet?

Ich habe das Management gefragt: Wie viel Geld fehlt euch, um ein gutes Team um mich herum aufzubauen. Die sagten: 16 Millionen. Ich habe geantwortet: Okay. So richtig verhandeln brauchten wir gar nicht.

Das hört sich selbstlos an.

Die Washington Wizards haben 2003, als ich neu im Team war, voll auf mich gebaut. Obwohl ich noch nicht viel geleistet hatte in der NBA. Von diesem enormen Vertrauen will ich einen kleinen Teil zurückzahlen. Und außerdem nützt es mir ja auch etwas: Ich bekomme bessere Mitspieler.

Auch Barack Obama wollen Sie helfen, im Rennen um die US-Präsidentschaft.

Ich werde sein Vizepräsident. Das wird großartig: Ich übernehme den spaßigen Teil des Jobs: die Pressekonferenzen, das Golfen, den Bush-Part eben. Und er erledigt den Rest. Nein, im Ernst: Ich interessiere mich eigentlich kaum für Politik. Das war nur ein Spaß.

Interview: Ingo Schmidt-Tychsen.

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