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Auftakt eines gebrauchten Abends: higuain trift zum 1:0 für Neapel, Weidenfeller am Boden. Kurz darauf fliegt der Torwart vom Platz.

© Reuters

Neapel - Dortmund 2:1: Debakel in Neapel

Erst muss Trainer Klopp wegen Meckerns auf die Tribüne, dann fliegt Torwart Weidenfeller vom Platz und Abwehrspieler Hummels scheidet verletzt raus. Am Ende verlieren die Borussen mit 1:2 in Neapel.

Bereits nach 45 Minuten musste man bei Borussia Dortmund von einem schwarzen Tag sprechen. Zu diesem Zeitpunkt saß Trainer Jürgen Klopp schon auf der Tribüne, Roman Weidenfeller war mit Rot vom Platz gestellt, Mats Hummels hockte verletzt in der Kabine und die Dortmunder lagen beim SSC Neapel mit 0:1 in Rückstand. Auch nach dem Abpfiff hatte sich die Stimmungslage beim letztjährigen Finalisten der Champions League kaum gebessert. Zum Auftakt der Europapokal-Saison unterlagen die Dortmunder verdient mit 1:2 (0:1) beim italienischen Tabellenführer; es war die erste Saisonniederlage für die Borussia.

"Es sind viel zu viele Dinge schief gelaufen, angefangen von meiner Roten Karte. Den Schuh muss ich mir anziehen, dass war absolut doof", sagte Klopp im ZDF. "Das muss ich erstmal sacken lassen. Das Spiel lebte von drei unglücklichen Momenten. Ich fand nicht, dass wir schlechter waren", meinte Club-Präsident Reinhard Rauball.

Als die Profis von Borussia Dortmund zwei Stunden vor Spielbeginn den Rasen des Stadio San Paolo betraten, wurden sie von gellenden Pfiffen empfangen. Die Ränge waren bereits vollständig gefüllt, die Tifosi auf den Rängen der maroden Spielstätte fieberten dem Anpfiff entgegen. In keiner Stadt Italiens identifizieren sich die Menschen so sehr mit ihrem Fußballklub wie in Neapel. Das eint sie mit den Bewohnern der Stadt Dortmund, die ihrer Borussia ja auch in inniger Zuneigung verbunden sind.

Es würde also am ersten Spieltag der neuen Champions-League-Saison ein Duell der Leidenschaft geben, auch dieser Aspekt machte das Aufeinandertreffen der beiden augenblicklichen Tabellenführer ihres Landes so reizvoll. Die Motivation sei ohnehin kein Problem, betonte BVB-Trainer Jürgen Klopp, "die Champions League wird für uns immer etwas Besonderes bleiben."

Der BVB erwischte einen guten Start ins Spiel, kontrollierte das Spiel zunächst, ohne sich gute Chancen erarbeiten zu können. Doch nach einer Viertelstunde verschoben sich die Kräfteverhältnisse. Die Gastgeber agierten nun stürmischer. Lorenzo Insigne hatte eine erste Möglichkeit, kurze Zeit später war Torhüter Roman Weidenfeller auf dem Posten und klärte vor Gonzalo Higuain. Der Angreifer sollte sich aber noch wesentlich besser in Szene setzen. Und zwar nach einen halben Stunde, als er nach einer Ecke vor 58.000 tobenden Tifosi zur Führung für Neapel einköpfte. Draußen an der Linie tobte auch Klopp und hätte den vierten Unparteiischen beinahe gewürgt, weil dieser Neven Subotic nach einer Behandlung nicht schnell genug auf das Feld zurückließ. Der Dortmunder Manndecker kam dadurch zu spät in den Strafraum, um Schlimmeres zu verhindern. So musste Außenverteidiger Marcel Schmelzer ins Kopfballduell mit Higuain und stellte sich dabei gegen den Argentinier reichlich ungeschickt an – Weidenfeller war machtlos.

Den Rest des Spiels erlebte Klopp von der Tribüne aus, wohin ihn Schiedsrichter Pedro Proença zum Abkühlen schickte. Aus der Entfernung erlebte er mit, wie Neapel weiter Dampf machte, kurz vor der Pause war Higuain erneut mit dem Kopf zur Stelle, doch der Ball ging dieses Mal knapp am Tor vorbei. Es war nicht der letzte Aufreger in einer ersten Hälfte, die nach eher schleppendem Beginn immer turbulenter wurde. Kurz vor dem Halbzeitpfiff riskierte Weidenfeller gegen Higuain Kopf und Kragen, erwischte den Ball vor dem Strafraum auch, allerdings mit der Hand und wurde folgerichtig vom Platz gestellt. Der Australier Mitch Langerak rückte zwischen die Pfosten, dafür musste der Pole Jakub Blaszczykowski vom Platz. Kurz zuvor war Manndecker Mats Hummels vom Platz gehumpelt und musste gestützt werden. Für ihn brachten die Dortmunder Pierre-Emerick Aubameyang, der pfeilschnelle Stürmer sollte das lahmende Offensivspiel beleben.

In der Pause hatte Klopp die Gelegenheit, seine dezimierte Mannschaft besser einzustellen. Doch es blieb auch nach dem Seitenwechsel dabei, dass bei den Gästen nach vorne kaum etwas ging. Die Pässe zu unpräzise, die Laufwege nicht abgestimmt – und als Aubameyang auf der rechten Seite doch einmal entwischte, drosch der schwache Marco Reus den Ball weit über das Tor.

Auf der anderen Seite stimmte das Timing beim Torschuss wesentlich besser. In der 67. Minute legte sich Lorenzo Insigne den Ball zum Freistoß zurecht und zirkelte den Ball aus 25 Metern in den Winkel. Ein herrliches Tor, das die Chancen des BVB, einen Fehlstart in der Champions League zu vermeiden, weiter minimierte. Immerhin wehrten sich die Dortmunder, doch Aubameyangs Weitschuss klatschte an die Latte. Drei Minuten vor dem Abpfiff konnten die Dortmunder mit Hilfe der Gastgeber dann doch noch verkürzen, der Neapolitaner Juan Zuniga bugsierte den Ball ins eigene Tor.

Fünf Spiele in der Liga hat die Borussia bislang gewonnen, im Pokal ist sie weiter und hat den Supercup gegen die Bayern gewonnen. Nun ist der Lauf vorbei, in Dortmund wissen sie wieder, wie sich Niederlagen anfühlen.

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