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Sport: Nein! Nein! Moment mal … Ja!

Erst sagte Christoph Daum dem 1. FC Köln zwei Mal ab, nun wird er doch Trainer des Zweitligisten

Es waren gerade zwei Minuten in der Zweitliga-Begegnung zwischen dem 1. FC Köln und 1860 München vergangen, als die Kölner Anhänger ihren neuen Helden begrüßten. „Christoph Daum, Christoph Daum“, schallte es durch das Rheinenergie-Stadion und für einen kurzen Moment war das Fußballspiel unten auf dem Rasen unwichtig. Nun wird Daum doch Trainer des FC. Das verkündete Kölns Manager Michael Meier nach der Partie offiziell. Daum kehrt zurück – der Liebling der Stadt, der seit seiner Entlassung 1990 bei jeder Neubesetzung des Trainerpostens des rheinischen Klubs schon fast wie ein Fluch über seinen Nachfolgern schwebte. Auf dreieinhalb Jahre ist die Zusammenarbeit terminiert, der Vertrag wird bei einem Nichtaufstieg auch für die Zweite Liga gelten. Nach der Partie gegen Greuther Fürth am kommenden Montag wird Daum sein neues Amt antreten, sagte Meier gestern. Daum war nicht im Stadion, sein Rechtsanwalt Stefan Seitz erklärte aber, es hätten auch Angebote internationaler Top-Klubs vorgelegen. Es ist Christoph Daums erste Trainerstation in Deutschland, seit er im Jahre 2000 des Kokain-Konsums überführt worden war und seine Stelle bei Bayer Leverkusen und den vorgesehenen Posten als Bundestrainer verloren hatte.

Die Verpflichtung wird als eine der kuriosesten in die deutsche Fußballgeschichte eingehen. Am Samstagmorgen hatte der 53 Jahre alte Daum bei Manager Michael Meier angerufen und ihm mitgeteilt: „Ich bin nicht glücklich mit meiner Entscheidung.“ Am Samstag vor einer Woche hatte Daum nach einer Mandeloperation in einem Krankenhaus seine erste Absage erteilt und sie am Dienstag in einem Gespräch mit FC-Präsident Wolfgang Overath und Michael Meier in seiner Villa im Kölner Stadtteil Hahnwald noch einmal bekräftigt. Nach dem Telefonat am Samstag nahmen Klub und Fußballlehrer die Verhandlungen in dieser „Herzensangelegenheit“ für beide Seiten erneut auf. Das Ergebnis ist nun bekannt. Und so blieb die 1:2-Niederlage der Kölner Profis nur ein Randthema des gestrigen Tages.

Es blieb offen, welche Beweggründe Daum tatsächlich hatte, sich nun doch auf den Zweitligisten einzulassen. Im Umfeld des Klubs wird spekuliert, dass vor allem die Reaktionen der Öffentlichkeit sowie die familiäre Situation ihn zu diesem Schritt verleitet haben könnten. Sogar Oberbürgermeister Fritz Schramma, der auch Mitglied im FC-Verwaltungsrat ist, appellierte höchstpersönlich an den Lokalpatriotismus des Kölners. Offenbar mit Erfolg. „Ich habe Michael Meier letzten Mittwoch zum Geburtstag gratuliert“, sagte Daum dem „Kölner Express“. „Er sagte mir, dass trotz meiner Absage die Tür nicht zu sei. Ich kam ins Grübeln. Dann habe ich auf mein Herz gehört.“

Doch das kuriose Verwirrspiel fördert nicht eben die Glaubwürdigkeit des Fußballlehrers. „Wenn er in die Bundesliga zurück will, muss er nicht nur sportliche, sondern auch soziale und gesellschaftliche Glaubwürdigkeit zeigen“, sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger, „und dies ist zur Zeit nicht so.“ Erst hatte Daum den Klub um Präsident Wolfgang Overath mit dem Hinweis auf seine schlechte gesundheitliche Verfassung abblitzen lassen, die sich nach eigenem Bekunden auch in einigen Monaten noch so darstellen könnte. Doch nun scheint sich seine Genesung rapide verbessert zu haben. Daum soll bereits beim Heimspiel gegen den MSV Duisburg am 4. Dezember auf der Bank sitzen. Auch das Ansehen der Verantwortlichen des Vereins hat darunter gelitten, dass sie sich von ihrem Wunschkandidaten bisweilen öffentlich vorführen ließen.

Dennoch war sich Manager Meier sicher, „mit dieser Entscheidung für den 1. FC Köln das Beste getan zu haben. Für den Verein ist es wichtig, nicht nur den Aufstieg zu schaffen, sondern auch ein Konzept zu haben, das uns in der Ersten Liga hält.“ Genau diese Forderungen hatte Daum an seinen künftigen Arbeitgeber bereits bei seinem Auftritt im Kölner St. Elisabeth-Krankenhaus gestellt und sich damit nun offensichtlich durchgesetzt. Durch seine Unterschrift unter das Kölner Vertragsangebot soll der Klub in den kommenden dreieinhalb Jahren zu Investitionen in Höhe von 50 Millionen Euro gezwungen sein. Diese risikoreiche Finanzpolitik bedeutet auch eine Abkehr vom Konsolidierungskurs, den vor allem der frühere Manager Andreas Rettig in seiner Amtszeit eingeleitet hatte und der den Klub entschuldete.

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