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Sport: Neue Basketball-Europaliga soll gegründet werden - mit Alba Berlin

Seit Monaten rumort es im europäischen Basketball, seit Montagabend droht ihm sogar eine Spaltung. "Die meinen es verdammt ernst.

Seit Monaten rumort es im europäischen Basketball, seit Montagabend droht ihm sogar eine Spaltung. "Die meinen es verdammt ernst. Das ist ein sehr konkretes Projekt", kommentierte Alba Berlins Vizepräsident Marco Baldi den Beschluss der "G 14", einer Vereinigung der Spitzenvereine aus Griechenland, Spanien und Italien, eine eigene Europaliga zu gründen. Baldi war in Barcelona, wo sich Vereinsvertreter aus vielen europäischen Ländern getroffen hatten, die unzufrieden sind mit der "SuproLeague", wie die bisherige Europaliga des Basketball-Weltverbands Fiba zukünftig genannt wird.

Die Fiba hatte Anfang des Jahres ihren neuen Marketingpartner ISL vorgestellt und wenig später auch die Bedingungen, unter denen die Partnerschaft vonstatten gehen soll. Neben dem neuen Namen sollen auch der Modus verändert und die gesamte Vermarktung zentralisiert werden. Im Mittelpunkt der Kritik stand dabei die zentrale Fernsehvermarktung durch ISL, die kleineren Vereinen wie Alba Berlin eine jährliche Mindesteinnahme von 250 000 Dollar garantiert, den größten wie Panathinaikos Athen oder Maccabi Tel Aviv zwei Millionen Dollar. Damit kann Alba fürs Erste sicher leben, das bisher rund 200 000 Mark an TV-Geldern vom deutschen Verband bekam. Nicht aber ein Verein wie Europaliga-Champion Panathinaikos, der in diesem Jahr selbst sechs Millionen Dollar erwirtschaftete. Die Unzufriedenheit führte zunächst zur Gründung der "G 14", bestehend aus fünf griechischen (Panathinaikos, Olympiakos Piräus, AEK und Peristeri Athen, Paok Saloniki), fünf spanischen (Real Madrid, FC Barcelona, Estudiantes Madrid, Tau Vitoria, CSF Sevilla) und vier italienischen (Cagiva Varese, Paf und Kinder Bologna, Benetton Treviso) Vereinen. In Barcelona folgte nun der Beschluss, eine eigene, von der Fiba unabhängige Liga zu gründen. Dieser beigetreten sind schon Olimpija Ljubljana, Zalgiris Kaunas und London Towers.

Baldi hätte sofort ein Aufnahmeprotokoll unterschrieben, wenn es nach dem Wunsch der Organisatoren in Barcelona gegangen wäre. "Wir sollen dabei sein", sagte er, "aber wir müssen das erst einmal im Alba-Präsidium besprechen." Obwohl auch er mit der Verfahrensweise des Fiba-Managements nicht immer einverstanden ist ("Klubs können eigenständig mehr erwirtschaften als die Fiba zentral. Klar, dass da Vereine, die viel in Basketball investiert haben, nicht glücklich sind."), hofft Baldi insgeheim auf eine Vermittlung. "Außerdem bleibt die Frage: Was ist mit Türken, Franzosen, Russen, Jugoslawen?"

Fiba-Pressesprecher Florian Wanninger reagiert gelassen. "Bis jetzt haben wir nur Gerüchte und keine Fakten auf dem Tisch. Deshalb bin ich außerstande, das zu kommentieren", sagte er. Dass es Kritik am Abschluss mit ISL gegeben habe, hält er für normal: "Es ist unmöglich, immer jeden glücklich zu machen. Aber wenn es ein besseres Angebot gibt, dann auf den Tisch damit! Bisher haben wir nur keines gesehen." Hinter den Vereinen der "G 14" steht, so heißt es, einer der großen ISL-Konkurrenten auf dem europäischen Markt, die Mailänder Agentur Media Partners.

Die Fiba hat in der vergangenen Woche bei einer Konferenz in Antalya die europäischen Nationalverbände geschlossen hinter sich gebracht. Einstimmig wurde dort beschlossen, eine Konkurrenz zur "SuproLeague" nicht zuzulassen. Roland Geggus, der Präsident des Deutschen Basketball Bundes (DBB), reagierte deshalb erleichtert, als er erfuhr, dass der Deutsche Meister Alba Berlin der neuen Liga noch nicht beigetreten ist. "Wir müssen da mit Alba in einen Dialog treten. Diese Geschichte ist nicht stabil. Das wird eine wilde Liga", glaubt er und kündigt drastische Schritte der nationalen Verbände an: "Ihnen wird nichts übrig bleiben, als die betreffenden Vereine aus dem Spielbetrieb zurückzuziehen."

Ähnliche Probleme werden Schiedsrichter bekommen, die in der Europaliga pfeifen - ihre Fiba-Karriere dürfte damit beendet sein. Außerdem war zu hören, dass jeder Verein, der beitreten will, eine Million Dollar Deposit hinterlegen muss. "Und die Zeit läuft", sagt Baldi. Es wird keine Kleinigkeit, eine solche Liga organisatorisch auf die Beine zu stellen. Erst recht, wenn man von anderer Seite Knüppel zwischen die Beine geworfen bekommt. Geggus drückt es sehr martialisch aus: "Ich glaube nicht, dass eine wilde Liga einen Krieg gegen die Fiba gewinnen kann."

Dietmar Wenck

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