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Sport: Neue Heimat

Basketball stößt in Bamberg an seine Grenzen

Diese Art der Majestätsbeleidigung ging Dirk Bauermann dann doch zu weit. Von den Tribünen des ausverkauften Bamberg-Forums gellten laute Pfiffe, weil GHP Bamberg im letzten Bundesliga-Heimspiel deutlich gegen Leverkusen zurücklag. Deshalb beantragte der sonst von den Fans als „König Dirk“ gefeierte Cheftrainer des Basketball-Bundesligisten eine Auszeit, nahm dem verdutzen Hallensprecher das Mikrofon aus der Hand und sagte: „Keiner macht hier absichtlich Fehler, alle kämpfen und geben ihr Bestes“, sagte Bauermann. Der Appell verfehlte seine Wirkung nicht: Bamberg verlor zwar, doch die Zuschauer standen wieder bis zum Schluss bedingungslos hinter ihrem Team. Später diskutierten die Fans im Internet, ob diese Aktion überhaupt erlaubt ist.

„Mit der in Bamberg gewachsenen Anspruchshaltung umzugehen, ist manchmal schon extrem schwer für uns“, sagt Bambergs Manager Wolfgang Heyder. Binnen vier Jahren hat sich der Etat der Oberfranken von 900000 Euro auf derzeit 3,3 Millionen Euro nahezu vervierfacht. Aus der beschaulichen Graf-von- Stauffenberg-Halle, die im Durchschnitt 1600 Zuschauer besucht haben, wechselte der Klub in das 4700 Anhänger fassende Bamberger Forum. Die neue Halle ist neben der Verpflichtung des aktuellen Bundestrainers Dirk Bauermann vor knapp drei Jahren der Hauptgrund für den Aufschwung. Seitdem entwuchs der Klub dem Mittelmaß der Liga und schaffte den Sprung in die Spitze. In der letzten Saison beendete Bamberg die Serie von Alba Berlin und warf den siebenfachen Meister im Halbfinale mit 3:2-Siegen aus dem Rennen. Heute (16.30 Uhr, live auf Premiere) im ersten Bundesligaspiel zwischen beiden Klubs nach jener Halbfinal-Serie sinnen die Berliner im Bamberger Forum auf Revanche.

Nach dem Erfolg gegen Alba scheiterte Bamberg zum zweiten Mal in Folge im Finale. Das weckte Erwartungen. T-Shirts mit der Aufschrift „Dann eben 2005“ sind begehrte Kleidungsstücke in der Universitätsstadt. „Das, was die beiden letzten Jahre hier sportlich passiert ist, ist nicht beliebig wiederholbar“, sagt Heyder, „Dirk Bauermann hat das Optimum aus dem Team herausgeholt.“

Der Manager möchte die Begeisterung für Basketball in Bamberg dauerhaft sichern. „Es geht darum, breitere gesellschaftliche Schichten dazuzugewinnen und salonfähig zu werden.“ Ein Ziel, das längst erreicht ist. In der Stadt mit 70000 Einwohnern stößt der Verein an seine Grenzen. „Wir hätten vor der Saison 5000 Dauerkarten verkaufen können, deshalb haben wir einen Umzug nach Nürnberg einfach mal ausprobieren müssen“, sagt Heyder. Erstmals wichen die Bamberger im Uleb-Cup-Spiel gegen Badalona (76:77) in die 8500 Zuschauer fassende Arena in Nürnberg aus. Immerhin 6800 Besucher kamen. „Es war eine tolle Veranstaltung, aber Nürnberg ist nur eine Option, mehr nicht“, sagt Heyder, „niemand will den Standort Bamberg verlassen.“ Es klingt beschwichtigend. In Bamberg gibt es Skeptiker, die eine dauerhafte Auslagerung ihrer Mannschaft nach Nürnberg befürchten.

Stefan Mantel[Bamberg]

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