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Papadopoulos ist das mobile Ein-Mann-Einsatzkommando der Hamburger.

© Imago

Neue Hoffnung beim Hamburger SV: Papadopoulos – das Mentalitätsmonster

Brust raus, Rücken durchgedrückt, das Kinn leicht nach vorne – der Grieche vom HSV bewegt sich im permanenten Alarmzustand über den Rasen.

Jannik Vestergaard war ganz sicher kein Vorwurf zu machen. Er warf sich mit allem, was er hat, in den Zweikampf. Aber selbst der fast zwei Meter große Däne hatte keine Chance gegen die menschliche Mauer namens Kyriakos Papadopoulos. Der Innenverteidiger des Hamburger SV wich keinen Zentimeter, als Vestergaard sich im Mittelfeld an ihm vorbeischlängeln wollte, und noch ehe sich der Gladbacher versah, hatte Papadopoulos ihm von hinten den Ball vom Fuß gespitzelt. Der Grieche ballte die Fäuste, hob die Arme in die Höhe und lief jubelnd nach vorne, obwohl die Nachspielzeit noch gar nicht vorüber war.

Kurz darauf pfiff der Schiedsrichter ab und besiegelte damit den wichtigen 2:1-Erfolg der Hamburger gegen Borussia Mönchengladbach. Sie hatten die beste Rückrundenmannschaft niedergerungen, der sie noch elf Tage zuvor im DFB-Pokal unterlegen waren. Direkt nach dem Pokal-Aus hatten die Hamburger Spieler einen Kreis gebildet. In der Mitte stand Papadopoulos und redete mit großer Geste und grimmigem Blick auf seine Kollegen ein. Angeblich hat er ihnen bei dieser Gelegenheit prophezeit, dass sie in der Liga gegen die Gladbacher Revanche nehmen würden.

Dass es so kam, hatte verschiedene Gründe. René Adler war einer von ihnen. Der Torhüter bewahrte sein Team erst gegen Josip Drmic vor dem 0:2 und verhinderte unmittelbar vor der Pause gegen Patrick Herrmann das 1:2. Bobby Wood, der Stürmer, war ein anderer. Er rackerte und ackerte, eröffnete immer wieder die Jagd auf den Ball und erzielte zehn Minuten vor dem Ende den Siegtreffer. „Er hat die Kirsche auf die Sahne gesetzt“, sagte Mittelfeldspieler Lewis Holtby. Der wichtigste Grund aber war die Mentalität der Hamburger, ihr unbändiger Wille, der nie nachlassende Eifer. „Wir wollten dem Gegner richtig weh tun“, sagte Trainer Markus Gisdol. Und nichts ist so schmerzhaft wie eine Begegnung mit Kyriakos Papadopoulos.

Papadopoulos spielt beim HSV eine entscheidende Rolle

Der 25-Jährige ist erst in Winterpause von Rasenballsport Leipzig gekommen, wo es keine Verwendung mehr für ihn gab. Einmal war Papadopoulos in der Hinrunde eingewechselt worden, eine knappe halbe Stunde stand er für den Aufsteiger auf dem Platz. Für den HSV ist er schon jetzt von unschätzbarem Wert. Papadopoulos ist ein Mentalitätsmonster: Brust raus, Rücken durchgedrückt, das Kinn leicht nach vorne und die Arme abgewinkelt – der Grieche bewegt sich im permanenten Alarmzustand über den Rasen. Wenn Trainer Gisdol sagt, dass seine Mannschaft „Schritt für Schritt Stabilität gewonnen“ habe, so liegt das nicht zuletzt an ihm. Mit Papadopoulos ist die Mannschaft nun schon fünf Spiele hintereinander ungeschlagen. Als der HSV 0:8 bei den Bayern verlor, fehlte er verletzt. Zufall ist das nicht.

Papadopoulos ist das mobile Ein-Mann-Einsatzkommando der Hamburger. In der Schlussphase des Spiels gegen Gladbach lief sein Innenverteidigerkollege Gideon Jung Gefahr auf der Außenbahn von Gladbachs Stürmer Josip Drmic überrannt zu werden. Papadopoulos eilte hinzu, stellte seinen Körper in den Laufweg, Drmic hielt dagegen – es gab Freistoß für den HSV.

Für das neue Design, das Gisdol seiner Mannschaft verpasst hat, spielt Kyriakos Papadopoulos eine entscheidende Rolle. Mit ihm in letzter Linie kann die Mannschaft höher aufrücken und früher pressen, weil Papadopoulos im Zweifel auch Eins-gegen-eins-Situationen für sich entscheiden kann. Gegen die Gladbacher „haben wir unser bestes Pressingspiel gezeigt, seitdem ich hier bin“, sagte Gisdol. „Die Mannschaft liefert gut, speziell zu Hause.“ Wenn sie demütig bleibe und weiter bescheiden arbeite, „dann packen wir das“.

Für diesen Optimismus gibt es durchaus Gründe. Im eigenen Stadion haben die Hamburger sieben Ligaspiele hintereinander nicht mehr verloren, in der Rückrundentabelle sind sie mit 13 Punkten Vierter. Doch weil am Wochenende auch sämtliche Konkurrenten im Tabellenkeller gepunktet haben, belegt der HSV mit nun 26 Punkten immer noch den Relegationsplatz. Vor drei Jahren reichten ihnen am Saisonende 27, um sich wenigstens in die Relegation zu retten. Das wird diesmal ungleich komplizierter. Oder wie es Lewis Holtby ausdrückte: „Jetzt wird’s gemütlich da unten.“

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