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Sport: Neue ohne Niveau

Trotz Trainerwechsel und Teamreform verliert Leverkusen in der Champions League 1:3 gegen Newcastle

Leverkusen. Klaus Toppmöller war im Stadion und jubelte. Auf einem großen Plakat war der Trainer von Bayer Leverkusen in der Bayarena zu sehen, als die Mannschaft am Dienstagabend in der Champions League gegen Newcastle United antrat. Das Plakat kündete noch von den großen Zeiten, als die Mannschaft mit einem grandiosen Sieg gegen Manchester United in das Finale der Champions League einzog. Doch die Zeiten in Leverkusen haben sich grundlegend geändert. Seit Sonntag ist Toppmöller nicht mehr Trainer, sein bisheriger Nachwuchscoach Thomas Hörster saß für ihn auf der Bank. Und die Mannschaft? Sie war weit entfernt von europäischem Niveau. Vor 22 500 Zuschauern verloren die Leverkusener 1:3 (1:3) und haben damit kaum noch Chancen auf ein Weiterkommen.

Vielleicht lag es ja an der Aufstellung. Der neue Trainer hatte den Kader umgekrempelt und die erfahrenen, erfolglosen Spieler aussortiert. Abwehrchef Carsten Ramelow saß auf der Tribüne, neben ihm einstige Stammspieler wie Dimitar Berbatow, Diego Placente und Daniel Bierofka. Auch auf der Auswechselbank nahmen viele frühere Stammkräfte Platz: Boris Zivkovic, Marko Babic, Radoslaw Kaluzny oder Bernd Schneider. Wer blieb da noch, um die Arbeit auf dem Rasen zu machen? Der Brasilianer Cris etwa, in seinem dritten Spiel für Bayer, oder Thomas Kleine, auch kein erfahrener Mann.

Doch die Neuen versagten, und das gleich zu Beginn. 4. Spielminute: Auf der linken Abwehrseite lässt sich Cris austanzen, der Ball fliegt in den Strafraum, dort unterschätzt Kleine die Flanke. Kopfball Ameobi, 1:0 für Newcastle. Auf der Bank sitzt Hörster und schaut ungläubig auf seine Uhr. 16. Spielminute: Im Mittelfeld verspringt Cris der Ball, Ameobi nimmt ihn auf, schlägt einen Haken, Kleine läuft ins Leere. Schuss Ameobi, 2:0 für Newcastle. Hörster regt sich nicht mehr.

Kann es immer noch schlimmer kommen? In Leverkusen schon. „Die Mannschaft ist total verunsichert“, sagte ein hilfloser Manager Reiner Calmund zur Halbzeitpause. „Wir befinden uns im Existenzkampf.“ Doch nicht alle haben das schon begriffen. Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser saß auf der Tribüne und machte sich selbst Mut: „Im Angriff haben wir ganz schöne Sachen gemacht, und hinten hatten wir kaum Alternativen.“ Das klang schon nach Realitätsverdrängung. Dabei konnte auch Holzhäuser nicht entgehen, wie überfordert Bayers Spieler waren. Nach dem Anschlusstor durch Franca, dem erstmals gut aufspielenden Lieblings-Neueinkauf von Klaus Toppmöller, gab es nur wenige Minuten Hoffnung. Oliver Neuville – ein Spieler, der mal ein deutscher WM-Held war – leitete die Niederlage ein, als er den Ball an der Seitenlinie verlor. Laurent Robert konnte flanken und Lualua unbedrängt vollenden. Die Abwehr von Leverkusen war nicht vorhanden.

Was blieb, war der Versuch, den Schaden zu begrenzen. In der zweiten Halbzeit rannte die verunsicherte Mannschaft im Existenzkampf wenigstens wieder um den Ball. Franca trickste im gegnerischen Strafraum, der noch eingewechselte Schneider suchte die Zweikämpfe, und die Fans riefen: „Wir wollen euch kämpfen sehen.“ Ein Tor brachte das Anrennen nicht mehr, aber immerhin ein wenig Gemeinschaftsgefühl. Und das ist schon eine ganze Menge für Bayer Leverkusen in diesen Zeiten.

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